Die Region

Indiana haben Urlauber aus Europa nicht sogleich auf dem Radar. Den Bundesstaat im Mittleren Westen muss man auch erst einmal verorten. Er grenzt im Norden an Michigan, im Osten an Ohio, im Süden an Kentucky und im Westen an Illinois, eingerahmt zwischen dem südlichen Ufer des Michigansees und dem Ohio River.

Er wird in den USA gern als „flyover state“ geneckt. Darüber wird in Indiana geschmunzelt – und auf berühmte Einwohner in der Geschichte verwiesen, die freilich erst nach ihrem Fortzug so richtig Karriere gemacht hatten: Michael Jackson stammte aus Gary (sein bescheidenes Elternhaus steht an der Jackson Street, es gibt „King of Pop Touren“), James Dean aus Fairmont (geehrt mit dem James-Dean-Museum). Axl Rose von der Hard-Rock-Band Guns N’ Roses stammt aus Lafayette, der Wahl-Kalifornier ist dort oft unterwegs mit alten Kumpels.

In der nahen Hauptstadt Indianapolis lohnt das Eiteljorg Museum mit seiner exzellenten Sammlung zeitgenössischer indigener Kunst einen Besuch. Und natürlich das 2025 nach mehrjähriger Renovierung wieder eröffnete Indianapolis Motor Speedway Museum, zu finden auf dem Gelände der Rennstrecke der legendären Indy-500-Race, die jeden Mai seit 1911 stattfindet. Hier besprühen sich die Sieger nicht etwa mit Champagner, sondern überschütten sich seit jeher mit Milch. Typisch für Indiana – weites Farmland mit Kuhweiden und Feldern bis zum Horizont.

1,8 Prozent der Einwohner sind Native Americans

Das ergab die letzte Volkszählung 2023 vom US Census Bureau. Das ist sogar geringer als der landesweite Durchschnitt mit zwei Prozent. Auch kein einziges der großen 334 Reservate der USA liegt in Indiana. Dabei war, wie der Name schon sagt, der Bundesstaat einst Indianerland. Der größte Stamm: Südlich des Michigansees und entlang des Wabash Rivers lebten die Myaamiaki (das bedeutet „Volk, das flussabwärts wohnt“).

Die unrühmliche Geschichte dahinter: Trotz Zusagen, dort bleiben zu können, wurden sie 1846 zwangsumgesiedelt nach Oklahoma. Erst 2024, also 178 Jahre später, wurden feierlich 45 Hektar Land zurückgegeben, in ihrer alten Heimat am Wabash River.

Der Staatssnack

Süß, salzig, karamellig oder lieber buttrig? Reine Geschmackssache. Hauptsache, Popcorn ist heiß, fluffig und knackfrisch. Fans pilgern dafür gern nach Indiana, dem Popcornland schlechthin. Hier wird der meiste Puffmais in den USA angebaut (etwa auf 35.000 Hektar), produziert und an jeder Ecke verkauft.

Kein Wunder also, dass Popcorn offizieller Staatssnack ist und eine „Popcorn-Hauptstadt der Welt“ hat: Van Buren. Hier sitzt Pop Weaver, weltgrößter Produzent, und auf dem Popcorn-Fest im August testet man gern Puffmais mit Dillgurken- und Krabben-Aroma.

Ein Dünenpark, in dem der Sand quietscht

Indiana Dunes – so heißt der einzige Nationalpark des Bundesstaats am südlichen Ende des Michigansees. Hier wird an den Stränden den ganzen Sommer lang gebadet, gepicknickt und sich gesonnt; im Frühling und Herbst wird geangelt und gewandert. Es gibt auch geführte Reittouren hinter den Dünen.

Der gut 6000 Hektar große Park hat noch eine skurrile Besonderheit, die Kindern viel Spaß macht: Sein Sand quietscht fröhlich. Die ungewöhnliche Beschaffenheit der Indiana-Dunes-Sandkörner aus Quarzkristallen und Feuchtigkeit bewirkt, dass sie tatsächlich beim Durchlaufen mit den bloßen Füßen einen singenden Musikton erzeugen können. Also: Testen und barfuß laufen!

Von mehreren Aussichtspunkten und bei einer Wanderung auf die mit gut 60 Metern höchste Düne namens Mount Tom haben Besucher übrigens beste Sicht über den Michigansee und auf die Skyline von Chicago. Die Metropole liegt zwar Luftlinie gut 70 Kilometer entfernt im benachbarten Bundesstaat Illinois, doch für die schönste Aussicht reist man gern mal nach Indiana.

Das Zitat

„Who's there? Whose ear?“

Seit gut 200 Jahren nennen sich Indianas Einwohner Hoosier (ausgesprochen huu-sher). Der offizielle Beiname lautet denn auch „The Hoosier State“. Was aber bedeutet das? Die Herkunft ist umstritten. Das Indiana Historical Bureau hält diese Legende für plausibel: Zur Wildwest-Pionierzeit brüllten die Siedler stets „Wer ist da?“, sobald ein Fremder sich näherte. Eine andere Variante lautet, dass bei wüsten Saloonprügeleien gelegentlich ein Stück Ohr gefunden wurde. Dann fragte der Wirt in die Runde: „Wessen Ohr?“

Oldenburg auf Amerikanisch

Oldenburg? In den USA? Deutsche Urlauber staunen, sobald sie etwa 100 Kilometer südöstlich von Indianapolis auf ein seltsam vertraut wirkendes Dorf stoßen: Backstein-Kirchtürme, Geranien vor den Fensterläden, ein geschmückter Maibaum steht im Park. „Willkommen“, grüßt ein Holzschild, und zwar auf Deutsch.

Die Straßennamen sind zweisprachig: Es gibt eine „Haupt Strasse“, eine „Perlen Strasse“ und eine „Schweineschwanz Gasse“. Im Dorf zelebrieren die Nachfahren von Deutschen, die im 19. Jahrhundert aus dem heute niedersächsischen Oldenburg auswanderten, die deutsch-amerikanische Freundschaft. Mit einem Freudenfest im Sommer. Kulinarisches Highlight und längst legendär: die frittierten Sauerkrautbällchen.

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