Spaniens Sierra Nevada ist Europas südlichstes Skigebiet
Die Gebirgsregion
Im tiefen Süden Spaniens, wo die Wellen des Mittelmeers an die Küste Andalusiens schwappen, geht es richtig hoch hinaus: Über 3000 Meter erhebt sich die Sierra Nevada. Das macht sie zum höchsten Gebirge der Iberischen Halbinsel. Bei gutem Wetter kann man bis zur nordafrikanischen Küste hinübersehen.
Die „schneebedeckte Bergkette“ – so die wörtliche Übersetzung – erstreckt sich parallel zur Mittelmeerküste. Ein Großteil entfällt auf den mehr als 86.000 Hektar messenden Nationalpark Sierra Nevada. Höchster Gipfel ist der Mulhacén, der je nach Quelle zwischen 3479 und 3482 Meter hoch ist. Die Alpujarras bilden die Südseite der Sierra Nevada.
Berühmt ist diese Berglandschaft für den Jamón Serrano, der auf keinem spanischen Tapas-Teller fehlen darf. Zwar wird der Bergschinken auch anderswo in Spanien hergestellt, doch nirgendwo reifen die mit Meersalz eingeriebenen Schweinehinterkeulen so weit oben wie im Dörfchen Trevélez, nämlich auf knapp 1500 Metern Höhe.
In Trockenspeichern hängen sie dort dicht an dicht von der Decke und reifen bis zu 24 Monate vor sich hin, umweht von frischer Bergluft. Es gibt sieben Traditionshersteller vor Ort, von denen einige geführte Touren durch ihre Manufaktur anbieten, bei denen natürlich auch die frisch abgehobelte Schinkenspezialität probiert werden kann.
Skiurlaub in Europas Südzipfel
Im Winter schneit es in der Sierra Nevada zuverlässig. Das beschert der Bergregion gleich zwei Superlative: Sie ist Europas südlichstes und Spaniens höchstgelegenes Skigebiet – mit vielen Sonnenstunden und hoher Schneesicherheit von November bis Ende April. Die präparierten Pisten sind gut 100 Kilometer lang, einige durchaus knackig, hinzu kommen Reviere für Freestyle-Fahrer
Wintersport und Kultur lassen sich gut miteinander kombinieren: Granada ist keine 40 Kilometer vom Skigebiet entfernt, ideal für einen Ausflug. Die Skipasspreise sind überschaubar: Ein halber Tag kostet ab 38 Euro, ein Fünf-Tage-Pass 234,50 Euro. Wer auf der Piste einem rasanten Skifahrer mit Leibwächtern begegnet: Das dürfte Spaniens König Felipe sein, ein passionierter Skifahrer, der in der Sierra Nevada gern mal Kurzurlaub im Schnee macht.
Seltene Bergblume
Der Schneestern (Plantago nivalis) gilt als Symbol der Sierra Nevada. Die sternförmige Pflanze, auch Schneewegerich genannt, kommt weltweit nur dort vor – ausschließlich oberhalb von 2000 Metern auf steinigen und schieferhaltigen Böden. Die hellgrünen Blätter sind weißlich behaart, ganz so, als seien sie mit Raureif überzogen.
Weltstar Alhambra
Die jahrhundertelange Herrschaft der Mauren hat Granada einen architektonischen Stempel aufgedrückt, der geprägt ist von Ornamenten und geometrischer Harmonie, von Bögen und Säulen. Weltberühmt ist die Alhambra, ein Traum orientalischer Opulenz, die europaweit einmalig ist. Ein Geheimtipp ist sie allerdings nicht, man sollte deshalb rechtzeitig ein Zeitfenster buchen.
Das ganzjährig geöffnete, manchmal leicht verschneite Gesamtkunstwerk muss man sich trotzdem mit vielen anderen Besuchern teilen, vor allem mit Fotowütigen: Allein auf Instagram sind gut 2,1 Millionen Einträge unter dem Hashtag #Alhambra versammelt.
Seit 1984 ist die Stadtburg Weltkulturerbe – ebenso wie die Gärten des Generalife und das Altstadtviertel Albaicín, wo sich traditionelle andalusische Bauweise und maurische Architektur famos ergänzen. Wer sich nach einem anstrengenden Besichtigungstag entspannen will, kann das stilecht tun – in einem von Granadas historischen arabischen Bädern.
Eiszeit-Relikte
Sieben Bergseen bilden die Siete Lagunas in der kargen Hochgebirgslandschaft an der Ostflanke des Mulhacén. Die Gletscherlagunen im Quellgebiet des Río Trevélez gehören zu den schönsten Landschaften der Sierra Nevada. Sie sind Überbleibsel der jüngsten Eiszeit.
Um sie zu entdecken, empfehlen sich die schneefreien Sommermonate. Schön ist die 17-Kilometer-Rundtour ab Trevélez – sie eignet sich jedoch nur für trittsichere Wanderer, denn es sind mehr als 1000 Höhenmeter zu überwinden.
Das Zitat
„Das war mein Land“
So lautet ein Kernsatz in der autobiografischen Reiseerzählung „Südlich von Granada“ von Gerald Brenan (1894–1987). Vor rund 100 Jahren lebte der britische Schriftsteller und Hispanist mehrere Jahre in den Alpujarras, im abgelegenen Ort Yegen – „ein armes Dorf, aber wunderschön in seiner primitiven Art“.
Das Buch, 1957 veröffentlicht, wird bis heute aufgelegt, denn Brenans Einblicke in Alltag, Gewohnheiten, Glauben und Aberglauben der Bewohner sind noch immer hilfreich für alle, die Andalusien verstehen wollen.
Das Haus in Yegen, in dem Brenan einst Schriftstellerfreunde wie Virginia Woolf empfing, ist der Ausgangspunkt der Wege, die der Autor lief, um fast vergessene Alpujarra-Dörfer zu entdecken.
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