1. Weihnachtsmärkte sind Publikumsmagneten. Wo viele Leute zusammenkommen, gehören Gedränge und eine gewisse Umtriebigkeit dazu. Wem das zu viel ist, bleibt besser zu Hause. Wer sich darauf einlässt, entdeckt zwischen all dem Trubel den besonderen vorweihnachtlichen Reiz.

2. Ja, der Sternenhimmel aus Lichterketten und die festlich dekorierten Häuschen um den imposanten Weihnachtsbaum sind fotogen. Aber wer minutenlang den Weg blockiert, um sein Gesicht im perfekten Selfie-Winkel zum Baum auszurichten, verwandelt sich in ein Hindernis mit Hashtag. Kurz knipsen reicht – und dann gleich wieder Platz machen.

3. Ähnliches gilt für Marktbesucher in Gruppenformation: Bitte nicht mitten auf der Promenade oder in engen Durchgängen stehen bleiben. Ein kleiner Schritt zur Seite – und schon sind alle entspannter.

4. Drei Becher Glühwein vom Stand gegenüber zu holen klingt harmlos. Doch der Balanceakt wirkt nur so lange souverän, bis die Schwerkraft eingreift. Ein Rempler – und schon ist die weiße Daunenjacke der fremden Sitznachbarin dahin. Gesteigerte Vorsicht im Getümmel ist gefragt!

5. Noch riskanter: der Bratwurst-Slalom quer durch die Menge. Das anschließende Entschuldigungs-Gestammel, wenn etwas schiefgeht (es wird schiefgehen!), kommt meist nicht so warm an, wie die Wurst es selbst eigentlich sollte.

6. Gleich ums Eck wartet der Feingebäckstand. Alles probieren und nichts kaufen wirkt nicht nur gierig, sondern schlicht unhöflich.

7. Süffisante Kommentare beim Kosten von frisch gebackenen Mohnkringeln, Zimtsternen oder Linzer Augen sollte man besser lassen. Ein beiläufiges „Bei meiner Oma schmecken die besser!“ reicht, um den Stolz der Verkäuferin zu zerbröseln – oder sie in festliche Rage zu versetzen.

8. Auch beim Stollentest ist Fingerspitzengefühl angesagt: Wer vorschnell fragt, ob „in diesem Stollen wirklich Marzipan drin ist“, lernt rasch, dass jahrhundertealte Familienrezepte keine Diskussion dulden.

9. Besonders verheerend: den Geizhals vom Dienst herauszuhängen. Wer die hochwertigen regionalen Delikatessen, die liebevoll geschnitzten Krippenfiguren oder die handgemachten Geschenkartikel mit einem abschätzigen „Boah, ist das teuer!“ kommentiert, hat in derselben Sekunde den Händler – vielleicht sogar das halbe Publikum – gegen sich.

10. Am nächsten Stand begegnet man dem Kleingeldoptimierer. Kaum hat er den Lebkuchen oder die Bienenwachskerzen gewählt, beginnt das hektische Nesteln in Jackentaschen und geheimen Ritzen der Geldbörse. Während die Warteschlange wächst, fördert er Cent um Cent zutage – um am Ende doch einen Schein zu zücken. Mach es kurz, wenn es voll ist.

11. Politische Grundsatzdebatten oder lautstarke Beziehungsdramen am Glühweinstand? Definitiv der falsche Ort. Niemand will hier den Alltagswahnsinn hören. Wer so etwas lostritt, kassiert eisige Blicke.

12. Die Glühweinbecher sind reizend, aber eben nicht deine. Wer sich ungefragt einen als Souvenir mitnimmt, begeht keinen charmanten Streich, sondern schlicht Diebstahl. Viele Stände verkaufen sie offiziell. Ehrlich währt am längsten – auch im Advent.

13. Eine frische Waffel? Herrlich. Aber bitte nicht glauben, sie ohne Puderzuckerspuren zu überstehen. Am Ende sieht man aus, als hätte man sich direkt in die Schneekanone gestellt. Na ja – jedenfalls fast.

14. Niemand steht gerne Schlange. Dennoch werden die verlockenden Crêpes nicht schneller fertig, wenn man die Leute vor sich anschiebt. Drängeln ist kein Weihnachtsbrauch, und mit Ellenbogen durch das Menschengewusel zu pflügen keine Tugend.

15. Kalte Jahreszeit, Erkältungszeit: Den Marktbesuchern deshalb gleich in den Nacken zu husten, ist – nun ja – selbsterklärend tabu, erst recht ohne Hand vor dem Mund. Hier gilt umso mehr: Die Geste zählt.

16. Die Punschtasse als Aschenbecher? Der sicherste Weg, umgehend zum Buhmann des Tages zu werden – noch bevor jemand den Unterschied zwischen Tanne und Fichte erklären kann.

17. Den dritten Glühweinbecher zurückzugeben mit den Worten „Der letzte war aber wärmer!“ macht niemanden sympathischer. Glühweinbuden sind nicht zur feinsinnigen Weinverkostung da.

18. Hunde dürfen an kurzer Leine mit, aber Menschenmassen, Krach und Gefunkel sind für die Vierbeiner oft purer Advents-Horror. In Bereichen mit Lebensmitteln gelten zudem meist Einschränkungen – also gilt allerseits: Augen auf und Rücksicht walten lassen. Oder – für Halter – noch einmal überlegen, ob der Hund wirklich ins Getümmel muss.

19. Wenn der Kinderchor auf der Bühne „O Tannenbaum“ aufführt, ist das kein Anlass für ironisches Klatschen oder spitze Bemerkungen über schiefe Töne. Weihnachtsmärkte sind Herzensevent – kein „Deutschland sucht den Superstar“.

20. Den Kinderwagen als Rammbock einsetzen – verlockend, aber bitte nicht praktizieren! Wegerecht gilt weder für Kinderwagen noch für Erwachsene, die Kindern dauernd auf die Füße treten.

21. Rucksack größer als ein Rentierschlitten? So rempelt man nicht nur andere Besucher an, sondern räumt auch gleich die eine und andere Marktbude-Auslage ab. Eine Nummer kleiner reicht sicher.

22. Hinterlasse kein Chaos. Becher und Gläser gehören zurück zum Stand, Abfall in den Mülleimer. Ein Mindestmaß an Anstand – ein Maximum an Wirkung.

23. Der zentrale Päckchenstand ist eine prima Sache, um die gekauften Geschenke hübsch einpacken zu lassen. Doch halte dich bei hohem Andrang mit Spezialwünschen („Und bitte noch eine Schleife mehr!“) und Änderungsforderungen („Ach, die Farbe des Bands passt ja gar nicht zum Papier“) besser zurück – sonst wird’s turbulent.

24. Der peinlichste Besuchertyp auf jedem Weihnachtsmarkt trägt LED. Die blinkende Nikolausmütze macht ihren Träger zum wandelnden Stroboskop – und alle Mitmenschen nervös. Festlich ist anders.

25. Zwischen Zimtduft, Lichterglanz und Gedränge zeigt sich: Weihnachtsmärkte sind kein Ort für Perfektion – sondern geselliges Beisammensein und eine Prise Humor. Wer mit Rücksicht und etwas Gelassenheit durch die Gassen zieht, nicht jeden Stand als Selfie-Kulisse versteht und auch mal ein Lächeln verschenkt, entdeckt nicht nur Glühwein und Gebäck – sondern ein Stück Zauber in der Adventszeit.

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