Santa Catalina Island – Kaliforniens Promi-Insel ist wieder angesagt
Sie sprechen immer noch von Cary Grant und Rock Hudson, die lange tot sind und früher Stammgäste waren, von Doris Day und von John Wayne, der vormittags leutselig durch die kleine Inselhauptstadt Avalon ritt und nachmittags mit einiger Sicherheit am Descanso Beach anzutreffen war.
An sie erinnern sich die Einheimischen gerne, wenn sie unter den Königspalmen an der Pazifikpromenade ins Plaudern geraten. Danach kam lange nichts, Catalina Island war bei den Stars auf einmal in Vergessenheit geraten, als Urlaubsziel nicht mehr angesagt. Warum wusste keiner so genau.
Dabei ist die Insel der Küste von Los Angeles nur zwölf Meilen vorgelagert. Das sind nur gerade mal 15 Minuten mit dem Linien-Helikopter, knapp 65 Minuten mit dem Katamaran, der in der Hochsaison in jede Richtung bis zu elfmal am Tag die Passagiere fährt.
Warum jetzt plötzlich wieder alle hinwollen, weiß ebenfalls keiner so genau: vielleicht, weil die Strände der Insel schön sind, weil im Hinterland ein paar 100 Bisons weiden, Adler am Himmel ihre Kreise ziehen und die Insel unter strengem Naturschutz steht. Und all das irgendwie neu entdeckt werden kann.
Wo Ronald Reagan Radiomoderator war
Alles begann 1919, als der Kaugummi-Milliardär William Wrigley junior die Insel auf die Landkarte hob, nachdem er binnen kürzester Zeit fast das gesamte Eiland aufgekauft hatte, erste Hotels bauen ließ und dem Ort ein Art déco-Gebäude mit riesigem Kino und dem größten Ballsaal seiner Zeit schenkte – ohne jedoch das Hinterland des Mini-Städtchens anzutasten.
Ein junger Radiomoderator, der noch nichts von seiner künftigen Schauspielerkarriere ahnte, führte damals als Conferencier durch manchen der glanzvollen Ballabende mit den berühmtesten Big Bands dieser Zeit. Sein Name: Ronald Reagan.
Die Stars aus Hollywood kamen für ein, zwei Nächte zum Feiern und Tanzen herüber. Sie brachten den Glamour mit. Manche blieben gleich für ihren nächsten Dreh. Doris Day zum Beispiel stand hier für „Spion in Spitzenhöschen“ vor der Kamera.
Von Bogart bis Bacall, von Errol Flynn bis Gloria Swanson: Sie waren alle da – zum Feiern wie zum Arbeiten. In den 1970er-Jahren, Catalina war längst aus dem Fokus geraten, brachte die Wrigley-Familie 88 Prozent ihrer Privatinsel in eine Naturschutzstiftung ein.
Außerhalb Avalons sieht es deshalb noch heute so aus wie auf dem kalifornischen Festland vor 150, vor 200, sogar vor 250 Jahren: Prärie, grasüberzogene Hügel, ein paar Kakteen, die Bisons zwischen den Bergen. Mit der Entscheidung für die Stiftung hielten die Wrigleys die Zeit an, haben erfolgreich ihr geliebtes „Old California“ konserviert. Es ist Wilder Westen im Breitbildformat.
Das letzte Geheimnis Kaliforniens
Das hat sich inzwischen wieder bis Hollywood herumgesprochen: Die Filmstars der Gegenwart kommen. Um das Schicksal nicht herauszufordern, sprechen die Einheimischen lieber nicht über sie. Ein wenig ist es so, als pflege Catalina Island nun die Aura, das letzte Geheimnis Kaliforniens zu sein.
Acht Inseln umfasst die Gruppe der sogenannten Channel Islands insgesamt, die sich die kalifornische Küste entlang über eine Distanz von etwa 150 Kilometern verteilen bis hinauf in Höhe Santa Barbara. San Clemente und San Nicolas sind militärisches Sperrgebiet. Anacapa, San Miguel, Santa Cruz und Santa Rosa bilden gemeinsam den Channel-Islands-Nationalpark – und verfügen dennoch nur über schlechte Bootsanbindungen und ein paar Trails: keine Siedlungen, keine Einwohner.
Der Nationalpark kommt deshalb übers Jahr auf so viele Besucher wie Avalon an drei schönen Sommertagen. Einzig Catalina als drittgrößte der Channel Islands, offiziell ebenfalls mit einem im Alltag ungebräuchlichen „Santa“ vor dem Namen, bietet innerhalb des Archipels Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants, die nötige Ferieninfrastruktur. Und große Vergangenheit mit klangvollen Namen.
Das Städtchen Avalon selbst passt hingegen nach Disneyland, ist eine in Zuckerguss getauchte Siedlung aus pastellfarbenen Holzhäuschen, ein paar Hotels, einigen edlen Clubs für Yachteigner oder ambitionierte Hochseeangler.
In einem der Holzhäuschenfenster stehen diesen Abend ein paar Kerzen, ins andere hat jemand neben das „Zu vermieten“-Schild einen handschriftlichen Zettel geklebt, der gewisse Zufriedenheit mit dem Aufenthalt signalisiert: „just another day in paradise“ – ein weiter Tag im Paradies.
Das ist keine abwegige Lagebeschreibung. Denn der Krach der Festlandgroßstädte bleibt ausgesperrt. Nur die wenigen Einheimischen dürfen Autos haben. Alle anderen können nur Golfcarts als inselübliches Verkehrsmittel mieten und sind damit auf Avalon beschränkt. Die Schranken zum Naturschutzgebiet dürfen bloß Fußgänger und die wenigen Rundfahrtbusse ungehindert passieren. Und die paar Jeeps der Stiftung – aber nicht mal die Autos der Einheimischen.
Mitten drin und doch abseits
Caroline wohnt seit über 20 Jahren auf ihrem Segelboot im Hafen von Avalon. Was den Liegeplatz so besonders macht? „Wir haben hier fast keine Stege“, erzählt sie. „Wer an Land will, muss ein Dingi zu Wasser lassen oder das schwimmende Taxi, das Shoreboat, rufen“ – obwohl es keine 50 Meter bis zum Strand sind. „Das gibt einem das Gefühl, abseits von allem Rummel und gleichzeitig die Gewissheit, bei Bedarf keine fünf Minuten später mittendrin zu sein.“
Außerdem sind die wechselnden Liegeplatznachbarn spannend: Tagesausflügler aus L.A., Weltumsegler auf Durchreise, Hochseefischer und neulich erst Hollywood-Star Nicolas Cage. „Guter Typ“, findet sie. „Völlig natürlich. Der grüßt total nett.“ Beim nächsten Besuch will sie ihn auf einen Kaffee an Bord einladen. Schließlich ist man unter Seglern. Und in den Gewässern von Catalina.
Tipps und Informationen:
Anreise: Flug mit Lufthansa (lufthansa.com) von Frankfurt oder München nach Los Angeles ab rund 500 Euro pro Strecke. Weiterflug etwa mit Maverick Helicopter (maverickhelicopter.com) von Long Beach aus für umgerechnet knapp 150 Euro oneway; alternativ Return-Ticket für die Katamaranfähre von Catalina Express (catalinaexpress.com) für gut 70 Euro nach Avalon und zurück.
Unterkunft: zum Beispiel im Hotel „Aurora“ (auroracatalina.com) in Avalon ab umgerechnet rund 10o Euro oder in den „Banning House Lodge & Villas“ in Two Harbors ab gut 210 Euro.
Weitere Infos: www.lovecatalina.com; www.visticalifornia.com
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Lufthansa und California Tourism. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.
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