Museen sind keine Spielplätze und kein Laufsteg – doch viele Besucher verhalten sich genau so. Vom Selfie-Wahn bis zum Snack-Schmuggel: Unsitten, die nicht nur Aufseher zur Verzweiflung treiben, sondern auch die Kunstwerke gefährden.

1. Ganz oben auf der Liste der Unsitten im Museum: das Betatschen von Gemälden, Skulpturen und Ausstellungsstücken. Auch Rahmen, Sockel oder Vitrinen werden gerne wie Touchscreens behandelt. Trotz unmissverständlicher Hinweisschilder scheint es für manche Besucher ein Grundbedürfnis zu sein, alles anzufassen, was ausdrücklich nicht zum Anfassen gedacht ist. Egal, wie interaktiv eine Installation wirkt: Wenn kein Schild explizit „Berühren erlaubt“ sagt, lautet die Antwort: Hände weg. Wirklich. Immer.

2. Eine ständige Geduldsprobe für das Aufsichtspersonal sind auch Besucher, die Seilabsperrungen oder Bodenmarkierungen ignorieren und dabei immer noch einen Schritt weitergehen, sei es absichtlich oder aus Unachtsamkeit.

3. Verhalte dich nicht so, als wärst du der einzige Besucher. Zu denjenigen, die das Museumserlebnis anderer stören, zählen YouTube-Video-Gucker ohne Kopfhörer, lärmende Gruppen und Menschen, die den Lautsprecher ihres Audioguides einschalten und Dauertelefonierer. Denk daran, das Handy stumm zu schalten und nach draußen am besten nur per SMS oder WhatsApp zu kommunizieren.

4. Aber Museen sind weder Tempel noch Bibliotheken – Reden ist erlaubt! Unterhalte dich ruhig in einem dezenten Ton mit deinen Begleitern über das, was ihr im Museum seht: Was gefällt euch? Was irritiert euch?

Das Teilen eurer Eindrücke vertieft die Erfahrung – sowohl mit der Kunst als auch miteinander. Aber: Bitte keine lautstarken Diskussionen über ganz andere Themen.

5. Kinder benötigen da vielleicht noch etwas Hilfe: Kreischend durch die Ausstellungsräume zu jagen, als wäre das Museum ein Hindernisparcours, ist natürlich tabu. Für Eltern – genauso wie für Lehrer – gilt Aufsichtspflicht. Bitte helft mit, Beschädigungen zu vermeiden und den Besuch für andere nicht in ein akustisches Albtraumgemälde zu verwandeln.

6. Mit Rucksack, sperriger Handtasche oder Regenschirm unterwegs? Dann gib sie am besten gleich in den Schließfächern oder an der Garderobe ab – meist kostenlos. So vermeidest du versehentliche Rempler, und je weniger du tragen musst, desto bequemer ist der Rundgang für dich.

7. Ein Selfie mit dem Van Gogh? Kein Problem – selbst im Rijksmuseum in Amsterdam. Aber bitte ohne Blitz. Ständiges Blitzlichtgewitter und viel Licht kann empfindlichen Kunstwerken – besonders älteren Gemälde, Textilien, Aquarellen oder Fotografien – langfristig schaden. Deshalb werden sie oft in schwach beleuchteten Räumen gezeigt.

8. Lass auch den Selfiestick zu Hause. Zum Schutz der Ausstellungsobjekte und Besucher sind sie in vielen Museen weltweit verboten. Es gibt allerdings Ausnahmen, etwa das Kunsthistorische Museum in Wien, das Workshops zur Selfie-Fotografie anbietet und Besucher ermutigt, sich kreativ mit den Kunstwerken auseinanderzusetzen. Im Zweifel lohnt ein Blick in die örtlichen Richtlinien vor dem Besuch.

9. Der Selfie-Wahn kennt scheinbar keine Grenzen: Besucher, die rückwärtsgehend in eine Kunstinstallation fallen und bedenkenlos in Kauf nehmen, diese zu beschädigen, nur um das perfekte Foto zu schießen, sind keine Seltenheit. Versuche wenigstens, anderen nicht bei jeder Gelegenheit im Weg zu stehen und beliebte Foto-Spots nicht länger als nötig zu blockieren – nur um deine Bilder seelenruhig vor Ort zu überprüfen. Die Welt ist nicht deine persönliche Bühne.

10. Vor der Kasse, in engen Durchgängen oder an stark frequentierten Eingängen sollte man nicht als Gruppe stehen bleiben und aufs Handy starren. Überlegt kurz, wo ihr euch sammelt, ohne andere zu behindern.

11. In manchen Museen gilt ein Dresscode – etwa was die Länge von Hosen, Röcken und Kleidern betrifft. Er ist nicht als Vorschlag, sondern als verbindlich zu verstehen. Fühlt sich das zu sehr nach Einschränkung deiner Freiheit an? Dann spar dir den Besuch – und mach dir keinen Sport daraus, die Hausregeln herauszufordern.

12: Frauen: Mit den frischgekauften Stilettos durch den Prado in Madrid oder das Akropolismuseum in Athen trippeln? Keine besonders gute Idee – außer du stehst auf Blasen. Oder darauf, das Museum als Laufsteg zu nutzen.

13. Raucher: Ja, auch elektronische Zigaretten sind absolut untersagt – selbst in ruhigen Ecken oder bei offenen Fenstern auf der Toilette. Wer sich zwischen Meisterwerk und Mitmachstation danebenbenimmt, schafft es schneller in die Hall of Shame des Museums, als einem lieb ist.

14. „Das könnte ich auch malen!“ – der klassische Spruch, der in Museen moderner und zeitgenössischer Kunst ständig fällt und jeden Museumsleiter und jeden Guide zur Verzweiflung treibt. Warum? Es kommt gar nicht darauf an, ob es stimmt. Der Ärger entsteht allein dadurch, dass jemand die Arbeit anderer auf flapsige Weise abwertet. Ein Don't!

15. Natürlich können auch aufgeblasene Kunstkenner und Dauererklärer die Nerven strapazieren. Sie meinen, mehr zu wissen als die gesamte Kunstgeschichte, und lassen dies in kaum überhörbaren Monologen spüren.

Eine Steigerungsform dieses Typs ist der Kunstsnob: „Die erste Fassung dieses Porträts, das in der Eremitage hängt, hat eindeutig mehr Substanz...“ Wenn du dich dazu schräg hinstellst und die Arme verschränkst, sieht das automatisch wunderbar intellektuell aus.

16. Ob moderne Kunst oder alte Meister: Verkneife dir laut geäußertes Desinteresse oder Hohn vor den ausgestellten Werken – etwa in der Art von „Ist das ein Pferd oder ein Haufen Steine?“. Selbstverständlich muss dir nicht alles gefallen, und es ist absolut in Ordnung, ein Objekt oder eine ganze Ausstellung für missraten zu halten.

Aber du kannst dies auch einfach für dich behalten und mal nichts sagen – mit einem Minimum an Respekt für das, was du vielleicht nicht verstehst und andere offensichtlich ernst nehmen.

17. Essen und Trinken? Dafür gibt es das Museumscafé oder die Terrasse. Sitzbänke in den Ausstellungsbereichen sind keine Picknickplätze – weder im MoMA New York noch im Heimatmuseum Arosa, nicht einmal für eine schnelle Banane zwischendurch.

Snack-Schmuggler gehören in den Augen jedes Aufsehers zu den grausigsten Besuchertypen. Knisternde Chipstüten und mitgebrachte Leberwurstbrote zwischen den Exponaten – der größte Frevel gegen Kunstwerke seit der Französischen Revolution. Und seien wir ehrlich: Fingerfood an der Mona Lisa geht wirklich gar nicht.

18. Ähnlich wie in der Straßenbahn gilt auch im Museum: Wenn noch viel Platz ist, stelle dich nicht direkt neben jemand anderen, sondern halte etwas Abstand. So hast du selbst einen besseren Blick und lässt auch anderen Raum. Natürlich darfst du kurz näher ran, um Pinselstriche oder Details zu erkennen. Aber respektiere dabei die Sichtlinien und die Privatsphäre der übrigen Besucher.

19. Vordrängeln unangebracht? Ach, das gilt bestimmt nicht für mich! Doch, tut es. „Nur mal kurz durchdrücken“ mag im Konzertstadion funktionieren – im Museum endet es selten gut.

20. Wer an interaktiven Stationen dran will, darf drücken, wischen, tippen. Ruppiges Hantieren, Draufhauen oder wildes Herumfuchteln ist tabu.

21. Beliebte Stationen sind kein Privatstudio. Andere Besucher sollen ebenfalls ihre Freude daran haben. Also: Diese nicht zu lange in Beschlag nehmen.

22. Wenn es dir zeitlich möglich ist, geh besser nicht ins Museum, wenn gerade alle auf die Idee kommen. Zur Planung hilft beispielsweise Google: In der rechten Seitenleiste eines Museumseintrags findet sich oft der Abschnitt „Stoßzeiten“ – eine kleine Grafik zeigt, wann am meisten und wann am wenigsten Besucher da sind.

23. Vermeide kostenlose Besuchertage – das Gedränge ist den gesparten Eintrittspreis nicht wert. Nutze stattdessen späte Öffnungszeiten. Viele Museen haben an bestimmten Abenden länger geöffnet, zum Beispiel donnerstags im Musée d’Orsay in Paris oder im Kunsthaus Zürich, samstags im Guggenheim in New York.

Dann sind Tourgruppen und Touristen weg, und die wenigen Besucher sind überwiegend Einheimische, die Kunstwerke möglichst ungestört genießen wollen, ohne einen grinsenden Selbstfotograf mit aufgesetzt lockerem Gehabe im Vordergrund zu haben. Ja, es gibt tatsächlich Leute, die wegen der Kunst hier sind.

24. Vergiss nicht: Ohne ein im Voraus online gebuchtes „Skip-the-Line“-Ticket mit festem Zeitfenster – ob mit oder ohne geführte Tour – kann der Besuch in weltberühmten Museen wie dem Louvre in Paris oder den Uffizien in Florenz schnell zur Geduldsprobe werden.

Lange Schlangen an der Kasse und anschließend nochmals vor dem Haupteingang verwandeln den Ausflug leicht in Frust. Sei wachsam bei Drittanbietern: Angebote, die schnellen Zugang über Hintertüren gegen Bezahlung versprechen, sind häufig unseriös.

25. Man kann sich durchaus fragen, warum renommierte Museen kein Handy-Verbot in den Ausstellungsräumen einführen. Oft verdecken hochgehaltene Smartphones und die Selbstdarsteller davor das eigentliche Bild oder Objekt vollständig.

Fürchten die Museumsleiter, dadurch reihenweise Besucher zu verlieren – Menschen, die Museen als Orte der Entschleunigung, des Staunens und des stillen Miteinanders schätzen? In unserer hektischen, überdrehten Zeit ist genau dies fast genauso wertvoll wie ein echter Picasso.

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