Wie weit kann man bis zum Horizont sehen?
Urlaub an der Algarve. Ein Platz auf der Sonnenliege, die Gedanken hängen lose wie einzelne Socken an einer Leine. Einfach mal nichts denken, wie man das so macht, wenn man im Spätsommer unterwegs ist und das Reiseziel ein sonniger Strand am Meer ist.
Die Augen schweifen ins Nichts. Unten Wasser. Oben Himmel. Herrliches Nichtstun. Aber dann denkt man doch über etwas nach: Ist da hinten etwas zu sehen, am Horizont? Womöglich Land? Und wenn das Land sein sollte, welcher Staat könnte es sein? Marokko?
Also greift die Urlauberin zum Smartphone, ein Blick auf Google Maps zeigt: Direkt im Süden liegt tatsächlich Marokko, der Blick geht ziemlich genau in Richtung Casablanca. Knapp 400 Kilometer entfernt.
Afrika in Sicht. Kilometer weit weg. Jetzt fährt das Gehirn hoch. Wie weit kann man eigentlich blicken, bis der Horizont wegen der Erdkrümmung nach hinten abkippt? 400 Kilometer? 100 Kilometer? 50 Kilometer?
Dank Netz am Strand ist auch das schnell geklärt, und die Antwort ist so was von ernüchternd: Ungefähr fünf Kilometer weit reicht die Sicht, wenn man am Strand steht und etwa 1,80 Meter groß ist. Das lässt sich angeblich sogar berechnen, mit dem Satz des Pythagoras – da klingelt etwas ganz hinten im Gehirn.
Nun tauchen weitere Fragen auf, und vorbei ist es mit den lose hängenden Gedanken. Wenn man in einem Boot sitzt, sieht man also nur etwa zwei Seemeilen weit. Wie um Himmels willen wurde also beispielsweise Polynesien besiedelt?
Navigation: Respekt vor den Entdeckern
Vor 6000 Jahren starteten die Südpazifikvölker in Kanus von Papua-Neuguinea aus zum Horizont und entdeckten Fidschi, Samoa, Tonga und alles dazwischen. Sicherlich haben sie sich an den Sternen orientiert, aber wie genau konnten sie damit navigieren? Da muss viel Versuch und Irrtum im Spiel gewesen sein. Mein Respekt für die Südseemenschen wächst in Unermessliche.
Und es wächst auch eine erschreckende Erkenntnis: Würde ich segeln und vom Boot fallen, und die Mitsegler würden das nicht sofort bemerken – nach kurzer Zeit würde ich hektisch im Wasser schwimmend nur noch die Masten sehen, und schon bald auch die nicht mehr.
Himalaya-Blick: Auf dem Gipfel des Mount Everest
Aber jetzt einmal hoch hinaus gedacht: Würde ich es auf den Mount Everest schaffen und die Wetterbedingungen wären perfekt, kein Wölkchen am Himmel, keine Staubpartikel und kein Dunst in der Atmosphäre – wie weit könnte ich dann gucken?
ChatGPT antwortet: etwa 300 Kilometer weit. Zusätzlich liefert die KI die mathematische Formel dafür, sie hat mit der Quadratwurzel der Höhe in Metern zu tun. Ich vergesse es sofort wieder, freue mich aber über die Erkenntnis, dass ich vom höchsten Berg der Welt aus den Kangchendzönga oder den Lhotse sehen würde – vorausgesetzt, ich könnte diese Achttausender im Himalaya auseinanderhalten.
Ich blicke wieder aufs Meer, über meine lackierten Zehennägel hinweg, über ein paar Tapfere, die im kühlen Atlantik planschen, bis zum Horizont. An dem sich offensichtlich nichts zeigt, schon gar nicht Afrika.
Vielleicht sollte ich den Blick auf Naheliegenderes richten. Etwa auf das Strandlokal mit gegrillter Fischplatte und Vinho Verde. Damit die Gedanken wieder locker baumeln können.
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