Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Eine lautet: Die Deutschen lesen gerne Bücher – zu Hause auf dem Sofa, mit einem Glas Wein auf dem Balkon, nachts im Bett. Und natürlich unterwegs, im Bahnabteil oder Flugzeug, im Strandkorb oder am Pool.

Umfragen bestätigen seit Jahren: Zwei Drittel aller Bundesbürger lesen am liebsten im Urlaub; nur zwölf Prozent sind Lesemuffel und nehmen in den Ferien nie ein Buch zur Hand.

Gerade auf Reisen bietet es sich an, auf den Spuren berühmter Autoren zu wandeln und deren Werke zu lesen. Wie schön ist es doch, sich zum Beispiel im Gerhart-Hauptmann-Haus auf Hiddensee vorzustellen, dass der Literaturnobelpreisträger hier viele seiner Werke verfasste, sich danach im Museumsshop einen Hauptmann-Schinken zu kaufen und diesen später am Strand zu lesen.

Oder im Monk’s House in England in den Fotoalben von Virginia Woolf zu blättern. Oder im Karl-May-Museum in Radebeul mit Kara Ben Nemsi in Gedanken von Bagdad nach Stambul zu reisen.

Viele Deutsche haben den Urlaubskoffer voller Lektüre – ein Drittel liest jährlich bis zu drei Bücher, ein Viertel schafft sogar vier bis neun Exemplare. Das reisende Buch kommt mit ins Straßencafé, in den Park oder an den Strand. Es sieht danach zerlesen aus, Sand rieselt aus den Seiten, das Cover ist mit Sonnenmilch bekleckert, aber wen stört das schon angesichts der schönen Erinnerungen, die dabei hochkommen?

Hardcore-Buchfans schwören auf Bibliotheken. Wirkt es doch beflügelnd, sich zum Blättern und Schwelgen etwa in Berlin in die Amerika-Gedenk-Bibliothek zu setzen oder in Weimar in die stilvollen Räume der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Bundesweit gibt es mehr als 8000 dieser inspirierenden Institutionen.

Lesen und dabei die Klappe halten

Im Social-Media-Zeitalter treffen sich in diesen heiligen Hallen der gedruckten Gedanken aber nicht nur einzelne Leseratten, sondern ganze Gruppen von Buch-Fans. Es sind Mitglieder der Silent Book Clubs, die sich treffen, um gemeinsam still zu lesen. Der erste fand 2012 in San Francisco statt, gegründet von zwei Freundinnen, die keine Lust auf formalisierte Buchclubs mit Pflichtlektüre und Pflichtdiskussion hatten.

Ihre Idee: Leute, die nicht allein zu Hause lesen möchten, treffen sich in einem Café, am Strand oder in einer Bibliothek, sitzen eine Stunde schweigend zusammen, alle in ihre Bücher vertieft. Danach wird das Buch zugeklappt – die einen gehen nach Hause, die anderen bleiben in lockerer Runde beisammen und reden, worauf sie Lust haben. Womöglich über Bücher.

Die Silent Book Clubs sind mittlerweile so populär, dass sie auch auf Reisen aufgesucht werden, zu finden auf Plattformen wie meetup.com oder silentbook.club (mit 2000 Treffpunkten in 57 Ländern).

Der letzte Schrei für den Urlaub sind Lese-Retreats: Kuratierte Reiseerlebnisse für Abenteurer, die es lieben, an exotischen Orten gemeinsam mit Gleichgesinnten zu lesen. Gerade im Angebot für umgerechnet 1800 Euro: ein viertägiger Lese-Retreat im Urwald von Costa Rica. Der Veranstalter verspricht „wertvolle Momente zum ungestörten Lesen inmitten atemberaubender Natur“.

Und was liest man auf so einer Reise? Natürlich „Das Dschungelbuch“, Rudyard Kiplings Klassiker von 1894. Keiner hat besser über Tiere und Menschen auf Augenhöhe geschrieben als er.

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