Tom Cruise und Katie Holmes, George Clooney und Amal Alamuddin und zuletzt Jeff Bezos und Lauren Sánchez: Prominente aus Film und Wirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren in Italien vor romantischer Kulisse das Jawort gegeben. Abseits des Rampenlichts folgten Zehntausende Amerikanerinnen und Amerikaner ihrem Beispiel und feierten ihren großen Tag in dem Land am Mittelmeer.

Zu ihnen gehören James Atkinson und Samantha Fortino, die einen toskanischen Weinberg besichtigten und gemeinsam mit Familie und Freunden in Florenz lernten, Pasta und Bolognese zu kochen. Atkinson entdeckte eine Vorliebe für Chianti, während Fortino sich in den italienischen Hugo Spritz verliebte.

„Hochzeiten in Amerika können etwas zu pompös und groß sein, und am Ende dreht es sich nicht wirklich um das Paar“, sagt die 28-jährige Fortino, Kinderkrankenschwester aus Skaneateles im Staat New York. „Wir beide wollten einfach etwas Intimes und Bedeutungsvolles.“

Mehr als 15.000 ausländische Paare heirateten im vergangenen Jahr in Italien, das waren 64 Prozent mehr als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie, wie das Zentrum für Tourismusstudien in Florenz ermittelte. Angeführt wurde das Wachstum von Paaren aus den USA, die fast ein Drittel der Gesamtzahl ausmachen. Laut der Hochzeitsplanungswebsite The Knot war Italien nach Mexiko sogar das beliebteste internationale Reiseziel für US-Paare.

Romantik und Erlebniswirtschaft

Für viele Amerikanerinnen und Amerikaner verkörpert Italien eine schlichte, wunderschöne Romantik vergangener Zeiten. Das Wetter ist mild und die abwechslungsreiche Landschaft, vom Meer bis zu den Bergen, atemberaubend. Das Essen ist bekannt und allseits beliebt.

Der vielleicht wichtigste Grund für den jüngsten Aufschwung sind jedoch die zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten, die zusammen mit der Hochzeit für all jene attraktiv sind, die auf der Suche nach einzigartigen, unvergesslichen Momenten sind – Teil eines Trends, der als „Erlebniswirtschaft“ (Experience Economy) bezeichnet wird.

„In den USA ist für eine Nacht einfach alles teurer, und wir wollten etwas erleben, also haben wir zwei Nächte hier verbracht“, sagt der 31-jährige Atkinson, der ein Betonunternehmen besitzt. „Es schien uns einfach viel lohnender, das zu tun und daraus eine Reise mit unserer Familie und unseren Lieben zu machen.“

Ihre Gäste sind begeistert. Einer, der zuvor noch nie in Italien war, nutzte die Gelegenheit für Abstecher, zuerst nach Venedig und dann mit der Hochzeitsgesellschaft nach Cinque Terre. Ein anderer, Gary Prochna, wäre beinahe nicht gekommen. Schließlich entschied er sich doch und war vom Veranstaltungsort – einer Villa aus dem 15. Jahrhundert mit einem atemberaubenden Blick über Florenz und den berühmten Dom – überwältigt.

„Ich habe in den USA geheiratet und unsere Location war sehr schön. Ich dachte – bis zu diesem Moment – wir hätten die schönste Hochzeit gehabt“, sagte der 68-jährige Prochna. Nun setzt er darauf, dass seine Töchter im Ausland heiraten.

Mehr als die Hälfte der im Januar 2024 vom Kreditkartenunternehmen Mastercard befragten Amerikaner gaben an, ihr Geld lieber für unvergessliche Erlebnisse auszugeben. Mehr als ein Drittel sagten, sie würden eine ganze Reise um ein bestimmtes Erlebnis herum planen.

Hochzeitsgäste bereit für Italien

Marcy Blum, Luxus-Eventplanerin aus Manhattan, sagt, fast 90 Prozent der Hochzeiten, die sie im Ausland plane, fänden in Italien statt. „Italien ist so beliebt, weil die Gäste dorthin wollen“, erklärt sie. „Man schickt eine Einladung zur Hochzeit auf Capri oder in Positano, und alle kommen. Alle. Sie wollen kommen. Niemand sagt ab.“

Der Chef des New Yorker Luxus-Reiseunternehmens Embark Beyond, Jack Ezon, berichtet, vor der Pandemie hätten 60 Prozent der Veranstaltungen seines Unternehmens außerhalb der USA stattgefunden. Heute seien es fast 90 Prozent, die sich fast gleichmäßig auf Italien und Frankreich verteilten.

Die drohenden Zölle unter Präsident Donald Trump sorgten für einen weiteren Aufschwung. Ezon verlegte dieses Jahr sechs Veranstaltungen von den USA nach Europa, weil die Auftraggeber befürchteten, dass Zölle auf Alkohol die Kosten in die Höhe treiben würden.

Von der Entwicklung profitieren Partyplaner mit Netzwerken in ganz Italien und Anbieter vor Ort. Laut Wedding Italy, das die Atkinson-Hochzeit organisierte, geben amerikanische Kunden dreimal so viel aus wie italienische, weil ihre Hochzeitsdekorationen opulenter ausfielen und das mehrtägige Programm oft noch weitere Veranstaltungen umfasse.

Die durchschnittlichen Ausgaben für Hochzeiten in den USA lagen im vergangenen Jahr laut The Knot bei umgerechnet etwa 28.000 Euro. Hochzeiten von Ausländern in Italien kosten dagegen durchschnittlich 61.500 Euro, obwohl in der Regel Dutzende Gäste weniger kommen, wie die Daten des Zentrums für Tourismusstudien in Florenz zeigten.

Im Garten, in dem die Atkinsons sich das Jawort geben, wiegen sich die Zypressen im Wind, als die Braut strahlend in ihrem Spitzenkleid aus der Kapelle tritt. Sie schreitet den Gang entlang, während aus den Lautsprechern die Titelmelodie von „Star Wars“ ertönt – ein Trick, um den Bräutigam zum Weinen zu bringen, und er funktioniert.

Vor dem Ringtausch sagt die für die Traurede zuständige Person: „Normalerweise würde ich fragen: Gibt es einen Grund, warum dieses Paar nicht heiraten sollte? Aber um Himmels willen – wir sind alle nach Italien geflogen und bekommen unsere Bonuspunkte nicht zurück! Also frage ich stattdessen: Wer hier ist mit dieser Verbindung einverstanden?“ Die Gäste jubeln.

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