Die Sonne über dem Saronischen Golf steht schon tief, die Temperaturen liegen bei knapp 30 Grad. Unter Strohsonnenschirmen spielen Kinder auf hellgrauem, mit Kieseln durchsetztem Sand. Ein Herr in Badehose mit Handtuch unter dem Arm strebt über die nahen Trambahnschienen zwischen Palmen und Oleanderbüschen Richtung Meer. Er wohnt offensichtlich in einem der repräsentativen Häuser hinter hohen Hecken auf der anderen Straßenseite.

Auch die Lieblingsvilla von Aristoteles Onassis (1906–1975), einst einer der reichsten und bekanntesten Männer der Welt, stand hier im Athener Nobelvorort Glyfada am Südrand der Halbinsel Attika, neben dem „Emmantina Hotel“ an der Straße Mpakogianni.

In den 50er- und 60er-Jahren blickte die Welt auf Glyfada. Die Klatschspalten waren voll, wenn Onassis, Maria Callas, Grace Kelly, Brigitte Bardot und andere Prominente in den Luxushotels der sogenannten Goldküste der griechischen Hauptstadt rauschende Feste feierten. Ab den 80er-Jahren wurde es ruhiger.

Doch nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf kommt der Glanz zurück. Für rund 100 Millionen Euro ließ die Four-Seasons-Gruppe das glamouröse „Astir Palace Hotel Athens“ in Vouliagmeni wiederauferstehen. Auf dem Gelände des früheren „Asteria“-Resorts, benannt nach der Titanin des Nachthimmels, eröffnete im November 2023 das „One&Only Aesthesis“. Dessen Privatstrand ist mit 2,2 Kilometern nicht nur der längste weit und breit, sondern auch der schönste: Er wurde mit 70 Tonnen goldgelbem Sand aus Ägypten verfeinert.

Jenseits der exklusiven Hotels ist die Attische Riviera jedoch im besten Sinne für alle da, sozusagen passend zur ersten Demokratie im antiken Athen. Vom berühmten Tempel von Kap Sounion säumen Buchten, felsige Abschnitte und Strände die Küste nach Nordwesten. In Glyfada ist das Meer von passabler Qualität – glasklar ist es an den nahen Inseln, zum Beispiel vor Kéa; dazu später.

Das Zentrum der griechischen Hauptstadt liegt von Glyfada nur 20 Autominuten oder 50 Minuten mit der Straßenbahn entfernt – sie hält direkt am Syntagmaplatz in der Innenstadt. Im Sommer wird es in und um Athen regelmäßig heiß, im Juni brachen an der Küste kleinere Waldbrände aus, die zum Glück schnell eingedämmt wurden.

Eine Brise macht die Hitze erträglich

An der Küste weht stets eine kleine Brise, das macht die Hitze erträglich. Wem das als Abkühlung nicht reicht, der kommt im Herbst; bis weit in den Oktober hinein ist es an der Attischen Riviera warm, man kann den Stadttrip auch dann noch gut mit Strandurlaub kombinieren.

Die Riviera endet in Piräus, dem größten Passagierhafen Europas. Während an den Terminals zu den Kykladen Großbetrieb herrscht, weht in einigen Vierteln noch Seemannsluft mit Tradition. In der Nähe des alten Marinehafens liegt das Hellenic Maritime Museum. Ein Raum in der imposanten Schifffahrtsausstellung ist hier der Sammlung Onassis gewidmet.

Gezeigt werden beispielsweise Gemälde und Möbel der Megajacht „Christina O.“, die Reeder Onassis nach seiner Tochter benannt hatte. Außergewöhnlich sind die sogenannten Knochenschiffe: Schiffsmodelle, die französische Gefangene der Napoleonischen Kriege vorwiegend aus Naturmaterialien gefertigt haben.

Im sogenannten kleinen Hafen, Mikrolimano, lockt nach der maritimen Theorie die Praxis: Hier bietet eine Fischtaverne neben der anderen lokale Köstlichkeiten. Manche wie das „Panorama“ oder das „Margaro“ werden bereits in dritter Generation geführt. Frische Rotbarbe, Garnelen, Brasse gegrillt, dazu einen Choriatiki, den typischen griechischen Salat: Das ist lukullischer Luxus für jedermann.

Für die Gäste des „One&Only Aesthesis“ gibt es im Restaurant „Ora by Ettore Botrini“, dem Sternekoch von Korfu, dagegen Austern, die an Onassis’ Zeiten erinnern sollen. Dass sich die Ansicht des geschwungenen Hauptgebäudes und die freistehenden Bungalows mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen des legendären „Asteria“ decken, ist kein Zufall. „Wegen strenger Vorgaben der Behörden musste auf den alten Fundamenten gebaut werden“, sagt General Manager Gerald Krischek.

Investitionen von acht Milliarden Euro

Der Stil des glanzvoll-lässigen Vorgängers wird vielfach zitiert, etwa bei Mobiliar und Leuchten. In der Bar „Thimisi“ direkt am Strand soll die Tresenverkleidung aus rosa Stein daran erinnern, wie gerne Onassis und seine Geliebte, die Opernsängerin Maria Callas, Rosé-Champagner getrunken haben. Glamourös geht es auch im „Guerlain Spa“ zu, das eigens griechisch angehauchte Anwendungen entwickelt hat, etwa eine Kombination aus Massage und Fußbad namens „Nymphe der Athener Riviera“.

Ein halbfertiger Wolkenkratzer grüßt in Sichtweite des „Aesthesis“. Er überragt schon jetzt die riesige Baustelle von „The Ellinikon“ im gleichnamigen Vorort, einem Stadtentwicklungsprojekt der Superlative mit Fokus auf Nachhaltigkeit – hier wird das Gelände des ehemaligen Flughafens mit Signalwirkung transformiert.

Entstehen sollen ein Küstenpark, Einkaufszentren, Schulen, Sportanlagen, rund 10.000 Apartments, ein Casino und Hotels für insgesamt acht Milliarden Euro. „In zehn Jahren soll alles fertig sein“, schätzt Sophia Antoniadou. Sie ist Mitgründerin von DiscovergreekCulture.com, einer Agentur für private Führungen. Ihr Tipp für Küstenurlauber, die auf Onassis-Spuren wandeln wollen: das im Herbst 2023 eröffnete Maria-Callas-Museum im Zentrum Athens. Ein Ausflug in die Hauptstadt lohne sich für alle, die Strand mit Kultur kombinieren wollten.

Die verletzte Göttin

Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou (1923–1977) war eine der bedeutendsten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts – und ihre Geschichte tragisch. Die Ausstellung beginnt in einem dunklen Raum, Maria Callas als Silhouette in der Rolle der Hohepriesterin „Norma“ in der gleichnamigen Oper von Vincenzo Bellini, dazu ist ihre Arie „Casta Diva“ zu hören. Ein Gänsehautmoment!

Im weiteren Verlauf wird „la Divina“, die Göttliche, durch Utensilien wie ihren Schminkspiegel, Bühnenkostüme und ihr Telefonbuch – mit Audrey Hepburns Nummer in Lausanne – nahbar. 1957 traf die Sängerin Onassis. „Der berühmteste Magnat des 20. Jahrhunderts war ihre große Liebe und verletzte sie unermesslich“, verkündet ein Schild.

1968 verließ Onassis Maria Callas, um Jackie Kennedy zu heiraten. Heute ist bekannt, dass Frauen am Broken-Heart-Syndrom sterben können. Maria Callas erlag zwei Jahre nach Onassis’ Tod einem Herzinfarkt. Ihre Asche ließ sie vor seiner Privatinsel Skorpios verstreuen.

Vom dritten Stock des Museums sei normalerweise die Akropolis zu sehen, in der Etage finde aber gerade eine Veranstaltung statt, bedauert eine Angestellte. „Akropolisblick“ ist in Athen eine harte Währung. Noch schöner als der Blick ist natürlich ein Besuch der Welterbestätte: Wer an der Küste Urlaub macht, sollte sich die antike Oberstadt mit dem Parthenon, dem der Stadtgöttin Athena geweihten Tempel, nicht entgehen lassen.

Man hat die Qual der Wahl – entweder in der Mittagshitze schwitzen oder sich einen späteren Slot mit noch mehr Gleichgesinnten am frühen Abend teilen. So oder so, es ist immer voll. 2024 waren 4,5 Millionen Besucher auf der Akropolis. Gebaut wurde das Symbol für die erste Demokratie im 5. Jahrhundert v. Chr. unter Perikles.

Zurück zu Onassis: Auf den Spuren des legendären Reeders lässt sich auch im modernen, abends beleuchteten Kunst- und Kulturzentrum Onassis Stegi im Stadtviertel Neos Kosmos wandeln. Es gehört der Onassis-Stiftung und bietet regelmäßig Konzerte, Ausstellungen oder Filmabende. Die Dachterrasse mit Restaurant im siebten Stock ist perfekt für einen lauen Abend, schön weit weg vom Trubel auf Athens Straßen.

Wer die Metropole ganz hinter sich lassen will, fährt raus aus Piräus und Glyfada, die Küste hinunter Richtung Südosten. Ein entspanntes Ziel ist zum Beispiel das Hafenstädtchen Lavrion mit seinen schönen Stränden Paralia Pountazeza oder Asimaki Beach.

Entspannung auf Kéa

Noch entspannter ist die Insel Kéa, von Lavrion aus per Fähre in knapp einer Stunde zu erreichen. An etwa 300 Tagen im Jahr weht der Meltemi, der Nordwind, über die kargen Inselhügel. Rund 50 einsame Strände und 81 Kilometer ausgeschilderte Wanderwege locken. Besonders angenehm: Meist ist es erquickliche zehn Grad kühler als in der Hauptstadt. Einige vermögende Athener haben Ferienhäuser auf Kéa, ansonsten hält sich der Urlauberstrom in Grenzen.

Wer durch den Hauptort Ioulida schlendert, fühlt sich ins Griechenland jenseits von Mykonos-Partys und Santorini-Overtourism versetzt, auch wenn die teils bunten Fassaden mit den roten Dächern nicht ganz ins gängige Hellas-Klischeebild (weiße Wände, blaue Dächer) passen. Eine Gasse mit weiß eingefassten Steinplatten führt vorbei an altmodischen Kaffeehäusern und dem Archäologischen Museum zum Hauptplatz mit Dorftaverne und Rathaus.

Der Pfad zum berühmten Löwen von Kéa ist seit Jahrzehnten unverändert steinig. Wer das Tier, das wie Garfield grinst, im 6. Jahrhundert v. Chr. aus dem Granit gehauen hat, ist unklar. Der Sage nach war Kéa einst von Nymphen bewohnt, die für den Wasserreichtum verantwortlich waren. Als neidische Götter einen Löwen schickten, vertrieb dieser nicht nur die Nymphen – mit ihnen verschwand auch das Wasser.

Die rund 2500 Bewohner von Kéa lebten lange von Landwirtschaft und Fischerei. Nun wird diskutiert, ob und wie der Tourismus über die derzeit rund 70 Hotels und Studios hinauswachsen soll. „Einen Ausverkauf der Insel soll es nicht geben“, sagt Sotiria Antonopoulou von der Nonprofit-Organisation Keos Culture, „andererseits sehen die Menschen, wie viel neues Leben durch die jungen Mitarbeiter des Resorts in Vroskopos auf die Insel gekommen ist.“

Gemeint ist das „One&Only Kéa Island“, 2024 eröffnet, das Exklusivität und Abgeschiedenheit bietet. Moderne Bungalows, mit Naturstein verkleidet, ziehen sich einen Hügel herauf. Der verantwortliche Bauherr, der Londoner Architekt John Heah, beschreibt das Raumkonzept so: „Menschen sollten das Gefühl erleben, ein griechisches Gebäude aus der Antike zu betreten – wie die Säulen des Parthenon auf der Akropolis.“

Von Hauptrestaurant, Bar und den meisten Pools haben die Gäste einen weiten Blick bis nach Kap Sounion. Mit Ägäis-Panorama will auch das Fünf-Sterne-Haus „Ydor Hotel & Spa“ punkten. Günstigere Unterkünfte liegen im Inselinneren. Auf Kéa ist die Ruhe der Luxus.

Wracktauchen im glasklaren Wasser

Nur wenige Urlauber scheinen sich dafür zu interessieren, dass sich das glasklare Wasser nicht nur zum Schwimmen oder Stand-up-Paddeln eignet. Die Tauchbasis von Kéa Divers bietet Tauchgänge zum Wrack der „Patris“ an. 39 Meter Tiefe sind nur etwas für geübte Sporttaucher, aber es lohnt sich.

Der Schaufelraddampfer war 1868 vor Kéa auf einen Felsen gelaufen. Es liegen noch weitere Wracks rund um die Insel, unter anderem die „Britannic“. Das Schwesterschiff der „Titanic“ war als Lazarettschiff der Briten im Ersten Weltkrieg eingesetzt, als es 1916 nach einem deutschen Minentreffer sank.

Yannis Tzavelakos von Kéa Divers, ein in Griechenland angesehener Unterwasser-Experte, plant U-Bootfahrten zu dem in 120 Meter Tiefe liegenden Schiff – „sicherer und seriöser als das ‚Titanic‘-Projekt“. Schon 2026 könnte es losgehen. Mit einem Investor aus Deutschland führt er intensive Gespräche. So viel Wagemut hätte einem Aristoteles Onassis sicher gefallen.

Tipps und Informationen:

Wie kommt man hin? Ab Deutschland fliegen zum Beispiel Aegan, Lufthansa und Sky Express direkt in knapp drei Stunden nach Athen. Die Taxifahrt vom Flughafen nach Glyfada dauert etwa eine halbe Stunde (rund 40 Euro). Von Lavrion nach Kéa gibt es täglich vier bis sechs Fährverbindungen, Fahrtzeit eine Stunde (greekferries.gr).

Wo wohnt man gut? In Athen-Glyfada: Eine Übernachtung mit Frühstück kostet im luxuriösen „One&Only Aesthesis“ ab 500 Euro plus Steuern über oneandonly.com; die TUI bietet das Hotel als Drei-Tage-Paket mit Frühstück und Flug Anfang Oktober ab 2076 Euro pro Person an (tui.com). Im „Sea View Hotel“ (vier Sterne) sind Doppelzimmer im August ab 189 Euro buchbar, im Oktober ab 116 Euro (seaview.gr). Im „Palmyra Beach Hotel“ (vier Sterne) kostet ein Doppelzimmer im August ab 127 Euro, im Oktober ab 109 Euro (palmyra.gr). Auf Kéa: Das „One&Only Kéa Island“ ist die luxuriöseste Unterkunft, Doppelzimmer/Frühstück ab 1750 Euro plus Steuern (oneandonly.com); Select Luxury Travel bietet ein Paket mit vier Übernachtungen inklusive Frühstück, Flügen und Transfers ab 3940 Euro pro Person im Doppelzimmer (select-luxury.travel). Günstiger wohnt man in den „Anemousa Studios“, hier kosten sechs Nächte für bis zu vier Personen ab 592 Euro (buchbar über booking.com).

Weitere Infos: Griechisches Fremdenverkehrsamt: discovergreece.com; private Führungen in Athen: discovergreekculture.com

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von „One & Only Resorts“ und Select Travel Luxury. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit

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