Steht man vor ihr, der Arena, sieht man sofort: Dieser Ort muss schon in der Antike bedeutend gewesen sein. Das Amphitheater ist nicht nur der bekannteste Bau Veronas, sondern eines der imposantesten Gebäude im gesamten Mittelmeerraum aus der Römerzeit. Tatsächlich verdankt die Stadt an der Etsch ihren Aufstieg von einer rätischen Siedlung zu einer Metropole den Römern – unter Julius Cäsar erhielt sie im ersten Jahrhundert vor Christus die Bürgerrechte.

Vom römischen Erbe ist noch heute erstaunlich viel übrig, und dann ist da auch noch einer der bekanntesten Balkone der Menschheit. Der hat zwar mit den Römern nichts zu tun, hat die Stadt aber weltberühmt gemacht. All die historischen Bögen und Brücken, die Marmorreste und besagter Balkon machen Verona zu einem der lohnendsten Reiseziele in Norditalien für einen Städteurlaub.

Hinkommen

Mit dem Zug erreicht man Verona Porta Nuova, den größten Bahnhof der Stadt, von München aus mit dem Eurocity oder dem Railjet der österreichischen ÖBB ohne Umsteigen in fünfeinhalb Stunden, die Züge fahren im Zwei-Stunden-Rhythmus über die Brenner-Strecke.

Wer will, kann von München auch mit dem ÖBB-Nightjet fahren, der Nachtzug ist knapp zehn Stunden unterwegs auf seiner Route via Klagenfurt und Vicenza. Das historische Bahnhofsgebäude von 1851 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der funktionale heutige Bau entstand ab 1946. Die Altstadt ist rund 1,5 Kilometer entfernt – wer nicht zum Hotel laufen will, nimmt Bus oder Taxi.

Rumkommen

Die Altstadt selbst ist überschaubar, fast alles ist gut zu Fuß zu erreichen. Wer nicht ständig laufen will, kauft sich am besten die Verona Card, damit können alle Stadtbusse ohne Zuzahlung benutzt werden und man kommt in fast alle großen Museen, auch in die Arena (24 Stunden kosten 27 Euro, 48 Stunden 32 Euro).

Anschauen

In Verona wurde im Laufe der Jahrhunderte viel aufeinander und übereinander gebaut – wo aber finden sich die römischen Hinterlassenschaften? Nicht alles ist so leicht zu erkennen wie die Arena. Um nichts zu übersehen, hilft bei der Spurensuche eine Führung (drei Stunden kosten 65 Euro pro Person).

Egal, ob mit Guide oder im Rahmen einer individuellen Erkundung: Das römische Amphitheater ist ein Muss! Erbaut wurde es etwa um 30 n. Chr., ursprünglich wurden hier Gladiatorenkämpfe abgehalten vor 30.000 Zuschauern. Heute sind die oberen Ränge abgetragen, sie dienten im Mittelalter als Steinbruch, doch noch immer bietet der spektakuläre Rundbau 20.000 Plätze.

Seit 111 Jahren ist die Arena eine Konzertstätte von Weltrang. Vor allem im Sommer werden hier kolossal inszenierte Opern gezeigt, dieses Jahr zum Beispiel „Rigoletto“, „Nabucco“ und „Carmen“; oft singt das Publikum begeistert mit. Im Programm sind aber auch Konzerte und Ballettaufführungen (2025 „Zorba the Greek“).

Die ersten Arien erklangen 1913 in der Arena; zu Giuseppe Verdis 100. Geburtstag wurde „Aida“ aufgeführt. Wer einen Opern- oder Konzertbesuch plant, sollte sich rechtzeitig Tickets sichern, für Besichtigungen ist sie tagsüber rund ums Jahr geöffnet.

Unbedingt einen Fächer mitnehmen, es kann heiß werden! Falls es regnet, dürfen die Veranstalter den Beginn der Vorstellung um 150 Minuten herauszögern. Haben sich die Regenwolken bis dahin nicht verzogen, bekommt man sein Geld nicht zurück, kann aber auf eine andere Vorstellung umbuchen.

Die Arena ist kleiner als das Kolosseum in Rom – aber älter und besser erhalten. Während heute rund um den Rundbau das Leben auf der Piazza Brá brodelt, stand die Arena zu römischen Zeiten vor den Toren der Stadt. Die Altstadt war damals nämlich schon zugebaut. Auffällig ist das Weiß und Rosa der Arkadenbögen der Arena – es stammt vom Marmor aus dem Valpolicella-Gebiet, der Weingegend vor den Toren der Stadt.

Dass Verona zu einer Weinregion wurde, ist übrigens den Römern zu verdanken, sie führten den Wein als Gesellschaftsgetränk in Venetien ein und förderten den Weinbau. Daraus hat sich die heute in ganz Italien verbreitete Apero-Kultur entwickelt – vor allem in den Bars und Lokalen an der Piazza Brá knallen ab dem frühen Nachmittag die Prosecco-Korken, und es klirren die Campari-Gläser.

Ursprünglich lag das Zentrum Veronas am linken Etschufer, dort stehen heute Reste des Römischen Theaters. Auch hier werden im Sommer Konzerte veranstaltet. Zum Theater geht es über eine massive Fußgängerbrücke, die Ponte Pietra. Unter ihr rauscht die Etsch Richtung Adria. Die weißen großen Blöcke stammen aus römischer Zeit, die Ziegelbögen entstanden später.

Die heutige Brücke ist teilweise eine Rekonstruktion aus den 1950er-Jahren. Denn als sich die Wehrmacht 1945 aus Norditalien zurückzog, sprengte sie Teile dieser römischen Brücke. Zum Glück konnten viele Originalblöcke aus dem Fluss geborgen und wiederverwendet werden.

Im Laufe der Jahrhunderte verschob sich der Stadtkern auf das andere Ufer, eingeschmiegt in die Schleife der Etsch und zur Po-Ebene hin geschützt mit Stadtmauern. Übrig geblieben davon sind zwei mächtige Tore: Porta Borsari und Porta Leoni. Unter diesen schieben sich heute die Besucher hindurch.

Viele pilgern zur Via Capello 23, zu Veronas zweiter Top-Sehenswürdigkeit, der Casa di Giulietta (zu Deutsch: Haus der Julia). Hier wartete angeblich Julia auf ihrem berühmten – eingangs erwähnten – Balkon auf Romeo. Bekanntlich machte William Shakespeare die beiden zum berühmtesten Liebespaar aller Zeiten.

Historisch ist es zwar Quatsch, trotzdem hält sich hartnäckig die Legende, dass Julia in dem Haus gelebt hat. Tatsächlich war das Gemäuer ursprünglich ein Stall, und der Balkon ist gar nicht echt. Egal, die Massen strömen trotzdem hierher, um vor dem Gebäude für Instagram zu posieren und um die rechte Brust der bronzenen Julia-Statue im Hof zu reiben – das soll angeblich das Liebesglück fördern, weshalb sie längst blank gerieben ist.

Und der Balkon? Der war eigentlich ein alter Sarkophag, der erst in den 1930er-Jahren an die Innenhoffassade montiert wurde. Lange ging man davon aus, dass er aus römischer Zeit stammt, vermutlich ist er aber gotisch und somit 1000 Jahre jünger.

Essen & Trinken

Getreidebrei, das Hauptnahrungsmittel der alten Römer, wird in Verona heute nicht mehr aufgetischt, dafür ist Polenta weitverbreitet, die gern zusammen mit Renga serviert wird, geräuchertem Hering – ein traditionelles, schmackhaftes Gericht der Veroneser Volksküche. Man bekommt es zum Beispiel in der rustikalen „Bottega della Renga“ am linken Etschufer.

Es wird aber auch Gediegenes aufgefahren – Verona kann mit sieben Restaurants aufwarten, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet sind; die „Casa Perbellini 12 Apostoli“ in der Altstadt glänzt sogar mit drei Sternen. Gäste haben hier die Wahl zwischen drei Menüs: fantasievoll-modern (Highlight: Kalbfleisch mit Taubenragout, Shiso und geräuchertem Burrata-Käse), klassisch (köstlich: Hummer mit grünen Bohnen, Ingwer und Aprikosenkaramell) oder vegetarisch überraschend: Panzanella aus Polenta und Sellerie).

Da schon die alten Römer Speiseeis aus Schnee und Früchten servierten, muss beim Stadtbummel natürlich eine Gelateria angesteuert werden. Populär ist das „Patagonia“ wegen ihrer Eisbecher Romeo (eine Schoko-Haselnuss-Variation) und Giulietta (Vanilleeis mit Schoko-Nuss-Keks-Stückchen), die jeweils mit Herzchen-Waffeln dekoriert sind.

Wohnen

Herbergen aus der Römerzeit gibt es leider nicht mehr, dafür kann man edel logieren neben dem römischen Stadttor Porta Leoni im neuen Design-Luxushotel „Vista Palazzo“ (Doppelzimmer ab 790 Euro). Günstiger ist das funktional-moderne „NH Collection Palazzo Verona“ (Doppelzimmer ab 250 Euro). Das Haus steht auf und neben römischen Ruinen, innen gibt es historische Säulen und Fresken, und um die Ecke verläuft der Corso Porta Borsari. Auf dem ging es schon in der Antike trubelig zu – in der Römerzeit hieß der Weg Decumanus Maximus, er war die wichtigste Straße der Stadt.

Tipps und Informationen:

Veranstalter-Reisen: Wer die Stadt nicht auf eigene Faust erkunden will, kann etwa bei Studiosus eine Fünf-Tage-Reise „Festspiele in Verona“ buchen, ab 1540 Euro prp Person inklusive Bahnanreise, Guide und zwei Arena-Aufführungen (studiosus.com). Alternativ hat Wikinger Reisen eine achttägige Radreise Bozen–Venedig mit Station in Verona im Programm, ab 850 Euro pro Peraon ohne Anreise (wikinger-reisen.de). Wer mehr Zeit hat, kann bei Ameropa mitfahren auf einer elftägigen Linienzugreise ab/bis Deutschland, es geht auch durch die Emilia Romagna, ab 4345 Euro pro Person (ameropa.de).

Auskunft: destinationveronagarda.it, visitverona.it

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Studiosus, Waystours und Destination VeronaGarda. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke