Bahn verkloppt 17 ICE auf Secondhand-Plattform
Bahnfans werden die Internetseite vielleicht kennen: Unter der Domain db-gebrauchtzug.de betreibt die Deutsche Bahn eine eigene Secondhand-Plattform. In dem Gebrauchtzugportal verhökert der Konzern allerlei ausrangierte Lokomotiven, Triebzüge und Reisewaggons. Sogar alte Speisewagen, Baujahr 1964 bis 1978, stehen dort zum Verkauf.
Neben arg in die Jahre gekommenem Material wartet das Bahnportal derzeit mit einem ganz besonderen Angebot auf: eine Reihe eigentlich besonders innovativer ICE 406. Der sogenannte Internationale ICE wurde erst um die Jahrtausendwende gebaut und verfügt über eine Technik, die es möglich macht, ihn für grenzüberschreitende Verbindungen in andere europäische Länder einzusetzen.

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Nun schickt die Bahn alle ihre ICE 406, die unter anderem nach Brüssel unterwegs waren, schon wieder aufs Abstellgleis. Die 200 Meter langen und bis zu 330 km/h schnellen Züge seien "ideal für Betreiber, die im internationalen Verkehr expandieren oder modernisieren möchten", schreibt die Bahn in ihrer Verkaufsannonce. "Die BR 406 vereint Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und Effizienz und ist bereit, ihre nächste Reise auf neuen Strecken anzutreten." Zum Preis macht die Bahn keine Angaben.
Deutsche Bahn will Problem-Züge loswerden
Insgesamt 17 Stück des ICE 406 bauten die Hersteller Siemens und Bombardier zwischen 1997 und 2001 für die Bahn. Die Baureihe sei "speziell für den grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr in Europa entwickelt" worden, erklärt die Bahn. "Ausgestattet mit einer Mehrsystemtechnik, die Fahrten in verschiedenen europäischen Ländern ermöglicht, ist der ICE 406 perfekt für internationale Strecken."
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Was die Bahn in der Verkaufsanzeige nicht erwähnt, sind die technischen Probleme, mit denen die Baureihe zu kämpfen hatte. So wirbelten die ICE 406 bei hohen Geschwindigkeiten Schottersteine aus dem Gleisbett hoch, die zu Schäden an den Zügen führten. Aufgrund des Schotterfluges durften sie belgische Schnellfahrstrecken nur mit reduzierter Geschwindigkeit befahren.
In Frankreich kamen die Züge erst nach langwierigen, von Rückschlägen geprägten Tests zum Einsatz – und wurden bereits nach wenigen Jahren von einer neueren Baureihe abgelöst. Zuletzt waren die ICE 406 nur noch im innerdeutschen Einsatz, im Frühjahr wurden die letzten ausgemustert.
Bahn-Flotte soll moderner werden
Die Bahn hat insgesamt das Ziel ausgegeben, "die Flotte zu verjüngen und zu modernisieren, um den Betrieb zu stabilisieren", wie es kürzlich in einer Mitteilung des Konzerns hieß. "Dazu gehört auch – neben dem Kauf von Neufahrzeugen und der Modernisierung von Bestandsfahrzeugen – ältere und störanfällige Fahrzeuge konsequent auszumustern." Auch die Zahl der unterschiedlichen Zugtypen soll wohl deutlich sinken.
Für den internationalen Zugverkehr setzt die Bahn künftig verstärkt auf den ICE 3neo. Züge dieser Baureihe werden bereits auf Verbindungen von Frankfurt nach Brüssel und Amsterdam eingesetzt. Bis zu 32 ICE 3neo sollen nun technisch so umgerüstet werden, dass sie auch nach Polen und Frankreich fahren können, wie die Bahn am Donnerstag erklärte. Das lässt sich das Unternehmen zusätzliche 200 Millionen Euro kosten. Ein paar Euro Verkaufserlös für den gescheiterten ICE 406 wären da ja nicht schlecht.
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