Pyrenäen: Canfranc Estación

Da reibt man sich die Augen. Der palastartige Großbau des früheren Bahnhofs im kleinen Pyrenäendorf Canfranc wirkt wie eine Fata Morgana: 241 Meter lang, 12,50 Meter breit, eingebettet ins Flusstal des Aragón und umrahmt von majestätischen Gipfeln. Rund 50 Jahre stand der Bau leer, bevor er 2023 als Fünf-Sterne-Hotel „Canfranc Estación“ eröffnet und vom Abstellgleis geholt wurde.

1928, dem Jahr der ersten Einweihung, war er einer der größten Bahnhöfe Europas. Damals nahm eines der wichtigsten spanisch-französischen Gemeinschaftsprojekte Fahrt auf: Die Bahn passierte in der Nähe den 1908 begonnenen Tunnel durch die Pyrenäen. An der Station in Canfranc mussten die Passagiere wegen der unterschiedlichen Spurbreiten die Züge wechseln. Die Originalschienen sind heute verschwunden, aber es gibt ein paar nachgebaute Gleise an der Rückfront.

Das Mega-Gebäude diente damals als Umsteigebahnhof, Wohntrakt für Bahnbedienstete, Gasthaus, Post- und Telegrafenamt. Zu Zeiten Hitler-Deutschlands und des Zweiten Weltkriegs öffnete sich für Verfolgte hier ein Tor in die Freiheit. Gleichzeitig florierte der Warenverkehr. Die Nazis bezogen Nachschub für ihre Kriegsmaschinerie aus Spanien, darunter Wolfram, und bezahlten mit tonnenweise Raubgold.

Die Entgleisung eines Güterzugs 1970 besiegelte das Aus der Strecke. Der stolze Bau verfiel zum Geisterbahnhof. Gästeführerin María Bueno, 36, erinnert sich an ihre Jugend: „Da war alles nur grau. Dazu Dornengestrüpp, zerborstene Scheiben, Unrat auf dem Boden.“

Erfreulicherweise ließ die Barceló-Gruppe das leere Gemäuer als „Royal Hideaway Hotel“ wieder auferstehen. Den 104 modern eingerichteten Zimmern und vier Suiten sieht man ihren Ursprung nicht an. Doch die Eingangshalle, das Restaurant und die abends geöffnete Loungebar (tagsüber Bibliothek) verströmen noch das Flair von früher, hier fühlt man sich wie in einer Zeitmaschine um fast ein Jahrhundert zurückversetzt. Beeindruckt war auch die „New York Times“, die das Hotel in ihrer aktuellen Bestenliste als Top-Reiseziel für 2025 empfiehlt.

Info: „Canfranc Estación“, Doppelzimmer ab 216 Euro, barcelo.com

Zentralspanien: Parador de Sigüenza

Wenn das Licht der Abendsonne die Gassen, Häuser und Festungsmauern von Sigüenza flutet, verschmelzen die Farbtöne in einer Melange aus Gelb, Rostbraun, Kupferrot. Das Städtchen in der Provinz Guadalajara liegt abseits populärer Reiserouten. Hoch über den Dächern thront die mittelalterliche Burg, die das Viersternehotel „Parador de Sigüenza“ beherbergt.

Der Trutzbau ist ein Glanzlicht spanischer Verteidigungsbaukunst. Er zeigt Zähne aus Zinnen, geht auf die Mauren zurück und wurde von den Christen ab dem zwölften Jahrhundert weiter ausgebaut. Hier residierten fortan die lokalen Bischöfe – nicht gerade bescheiden, denn das Haus ist Ausdruck steingewordenen Imponiergehabes.

Heute gehört die spektakuläre Unterkunft zur staatlichen Paradores-Hotelkette. Herzstück ist der historische Waffenhof mit plätscherndem Brunnen. Die Burg verströmt altehrwürdiges Palastflair, auch im Salon Doña Blanca.

Dafür dürfte eben diese Doña Blanca (1339–1361), französischstämmige Gattin von Kastiliens König Peter I. (dem Grausamen), keinen Blick gehabt und die Traumburg als Alptraum empfunden haben: Sie wurde von ihrem Gemahl eingekerkert, der zwei Tage nach der Hochzeit von ihr abgelassen hatte – vermutlich wegen einer Geliebten.

Gäste von heute sind ummantelt von mittelalterlicher Pracht, in den Zimmern dominieren warme Töne und antike Möbel. Das Restaurant tischt gute regionale Küche auf, zum Beispiel Reis mit Iberico-Schinken und schwarzen Trüffeln.

Info: „Parador de Sigüenza“, Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 114 Euro, paradores.es

Baskenland: Hotel Marqués de Riscal

Auf den ersten Blick wirkt Elciego mit seinen Steinhäusern, Sträßchen und der Kirche wie ein gewöhnliches baskisches Städtchen, das umringt ist von den hügeligen Weingärten der Rioja Alavesa. Doch mitten im Ort steht ein futuristischer Bau, der mit dem idyllischen Panorama bricht: das „Hotel Marqués de Riscal“, ein Werk von Stararchitekt Frank O. Gehry, Erbauer des Guggenheim-Museums in Bilbao. Das hiesige Haus wirkt wie ein Guggenheim im Kleinformat, die asymmetrische, titanverkleidete Dachkonstruktion strebt ähnlich blütengleich himmelwärts wie in Bilbao.

Das spektakuläre Bauwerk scheint regelrecht zu schweben und ist Teil der sogenannten „Weinstadt“ Marqués de Riscal. Das Gelände umfasst Rebgärten, Grünzonen und die 1858 begründete Kellerei Herederos del Marqués de Riscal mit modernen Edelstahltanks und historischen Holzfasslagern.

Dort reifen die Tropfen, die man in den beiden Restaurants probieren sollte, darunter Charakterweine wie der würzige Gran Reserva 2018 mit Cassis-Vanille-Note aus 30 Jahre alten Reben. Eine Kellereitour ist für Hotelgäste gewöhnlich im Übernachtungspreis enthalten. Beim Rundgang erzählen die Guides, Gehry habe dem Entwurf für das Hotelprojekt aus einer Weinlaune heraus zugestimmt.

Das Fünf-Sterne-Haus ist Teil der Luxury Collection der Hotelgruppe Marriott und der Star unter den avantgardistischen Weinpalästen, die im Baskenland seit der Jahrtausendwende entstanden sind. Damit demonstriert man selbstbewusst, wie wichtig – und profitabel – der Weinhandel für die Region längst ist.

Die 51 Zimmer und zehn Suiten verteilen sich auf zwei Gebäudeteile, sie sind poppig gestaltet, Weinrot dominiert. Entspannung verheißt nicht nur der Spa- und Wellnessbereich, sondern auch der Blick durch die großzügigen Fensterfronten auf die umliegenden Weingärten. In der Bibliothek-Lounge auf dem Dach und in der Weinbar lässt sich die Zeit ebenfalls stilvoll verträumen.

Info: „Hotel Marqués de Riscal“, Doppelzimmer ab 424 Euro, marquesderiscal.com

Galicien: Parador de Santiago de Compostela

Am Ziel des Jakobsweges, im Wallfahrtsort Santiago de Compostela, können sich Pilger mit einem unvergesslichen Hotelaufenthalt belohnen – für nicht pilgernde Urlauber lohnt sich der „Parador de Santiago de Compostela“ natürlich auch. Es liegt strategisch günstig am Kathedralplatz, der Praza do Obradoiro, wo sich die Wege von erschöpften Wanderern, Besuchergruppen und Straßenkünstlern kreuzen.

Das historische Haus, auch bekannt als „Hostal dos Reis Católicos“, nennt sich stolz „ältestes Hotel in Spanien“. „Reis Católicos“ leitet sich ab von den „Katholischen Königen“ Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien, die den Bau 1501 als Kranken- und Pilgerspital errichten ließen.

Heute beherbergt es ein Vier-Sterne-Domizil der Paradores-Gruppe. Es besticht mit seiner figurenreichen Fassade im Renaissancestil, bietet ruhige Kreuzgänge zum Flanieren und elegante Raumfluchten – die Atmosphäre ist wahrhaft königlich.

An den Wänden hängen so viele Gemälde, dass man sich in einem Museum wähnt. In den Zimmern knarren die Bohlen, die Einrichtung ist dezent traditionell, zum Teil nächtigt man in Himmelbetten. Der Parador legt sich um vier historische Innenhöfe – spätestens dort ist das Gewimmel auf der Praza do Obradoiro vergessen.

Einst herrschte in den historischen Mauern Krankenhausalltag. Davon merkt man nichts mehr, aber wer nach Details fragt, erfährt zum Beispiel, dass in den kühlen Kellergewölben Leichen gelagert wurden. Dort lädt heute ein Spitzenlokal zum feinen Tafeln ein – das „Restaurante dos Reis“ feiert galizische Küche und verarbeitet vor allem lokale Produkte.

Unbedingt probieren: die Jakobsmuscheln mit Schnittlauchöl und das Rinderfilet mit Kohl, sonnengetrockneten Tomaten und Cebreiro-Käse.

Info: „Parador de Santiago de Compostela“, Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 174 Euro, paradores.es

Andalusien: Cuevas del Tío Tobas

Düster, feucht, schmutzig – so stellt man sich eine Höhle vor. Nicht unbedingt der ideale Standort zum Wohnen. Doch die andalusische Provinzmetropole Guadix zeigt, dass es geht: Dort leben bis heute viele Menschen in Cuevas, rund 2000 gibt es, die inzwischen komfortabel eingerichtet sind, mit Wasser-, Strom,- und Internetanschluss. Südöstlich der Kleinstadt wurde eine Wohnhöhle sogar in ein Hotel umfunktioniert: Die „Cuevas del Tío Tobas“ in Alcudia de Guadix, hier ist es weder düster noch feucht noch schmutzig.

Der Namenspatron Tío Tobas („Onkel Tobas“) war der Ururgroßvater von Alberto Aranda, 35, der das Familienunternehmen heute führt. Obwohl der Onkel diverse Ländereien und Herden besaß, lebte er mit den Seinen nicht auf einem Herrensitz, sondern in einer großen Höhle, die die Keimzelle des heutigen Hotels bildet.

Der Komplex umfasst insgesamt 19 Einheiten, von denen die meisten schon früher als dauerhafte Wohnungen dienten. Mit drei Sternen bietet dieses Domizil zwar nicht den gleichen Standard wie ein Luxushotel, dafür ist es preiswert, komfortabel und garantiert einmalig.

Die natürliche Temperatur in den Höhlen liegt das ganze Jahr über bei 18 bis 20 Grad: angenehm kühl im Sommer, gut temperiert im Winter. Falls es doch mal zu kalt werden sollte: Jedes Höhlenapartment ist mit einem Kamin ausstaffiert. Wer sich hier einquartiert, schaltet automatisch ab, die Wände schlucken jeden Lärm. „Und erholsam ist ein Aufenthalt bei uns auch“, sagt Aranda, „eine Studie der Universität von Granada belegt, dass man sich in einer Höhle viel besser ausruht und schläft als sonst“.

In einer Höhle mit Terrasse und Blick auf die Sierra Nevada liegt das rustikale Restaurant. Hier wird traditionelle andalusische Küche aufgetischt, und das heißt: vor allem Fleisch. Es wird, wie früher, im Holzofen gegart. Milchlammkoteletts sind die Spezialität des Hauses und so einmalig wie das gesamte Hotelkonzept.

Info: „Cuevas del Tío Tobas“, Alcudia de Guadix, Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 84 Euro, cuevastiotobas.com

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Barceló Hotel Group. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit

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