Das Flugzeug, das der Staat Katar Donald Trump zur Verfügung stellen soll, wird „fliegender Palast“ genannt. Wenn es sich um jenen Jumbojet aus dem angeblichen Besitz der katarischen Herrscherfamilie handelt, aus dessen Innenraum vor einigen Jahren Bilder an die Öffentlichkeit gelangten, dann ist die zukünftige Präsidentenmaschine Air Force One ein über 76 Meter langer Koloss, der mehreren Schlafzimmern mit angeschlossenen Badezimmern Platz bietet, einem eingebauten Fahrstuhl, einem zentralen Treppenhaus und fünf Bordküchen sowie mehreren großzügigen Salons und Konferenzräumen.

So viel Luxus ist in der Maschine verbaut, dass statt der sonst mehr als 600 Passagiere nur etwa 100 mitreisen können. Die kleine Aufmerksamkeit der Katarer könnte sinnbildlich für die Reise stehen, die der US-Präsident am Dienstag antritt: Es geht um sehr viel Geld, noch mehr Glamour – und eher weniger um schwierige Themen wie den Krieg in Gaza und das iranische Atomprogramm. Da scheint auch ein Stopp in Israel verzichtbar. Ohnehin scheinen die Differenzen zwischen der Trump-Administration und der Regierung von Benjamin Netanjahu derzeit zu wachsen.

Schon in seiner ersten Amtszeit führte Trumps erste Auslandsreise in den Nahen Osten. Noch immer, so heißt es, erzähle er begeistert von dem majestätischen Empfang, dem man ihm damals in Saudi-Arabien bereitet habe, der ersten Station seiner damaligen Tour – inklusive Schwerttanz, Projektionen seines Porträts entlang ganzer Hochhausfronten und einem Grandhotel Ritz Carlton, das für Trump und seine Entourage komplett geräumt wurde. Solcher Prunk dürfte auch diesmal zu erwarten sein.

Doch 2017 besuchte Trump anschließend Israel, wo das Publikum schon während seiner Begrüßungsrede zu Standing Ovations aufsprang. Diesmal verzichtet Trump auf einen Besuch im jüdischen Staat. „Das machen wir ein andermal“, sagte er vergangene Woche am Rande einer Zeremonie im Oval Office auf die Nachfrage, ob Jerusalem auch auf dem Programm stehe.

So bleibt es für diese Nahost-Reise bei den Stationen Saudi-Arabien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate. Der Trip unterstreicht, wie einflussreich die Golfstaaten mittlerweile geworden sind – und wie kompliziert das Verhältnis zwischen Washington und Jerusalem derzeit ist.

Er habe den Saudis erklärt, er werde das Königreich besuchen, wenn sie eine Billion Dollar in den USA investierten, erklärte Trump im März. „Sie haben zugestimmt das zu tun, also fahre ich hin“, fügte er offenkundig zufrieden hinzu. Die bisherigen Investitionen Saudi-Arabiens belaufen sich auf etwa 400 Milliarden Dollar. Im Rahmen dieser Reise sollen Projekte im Gesamtwert von weiteren 600 Milliarden hinzukommen, wie Kronprinz Mohammad Bin Salman zugesagt hat.

„Wir werden Investitionsabkommen sehen, aber auch Verkäufe amerikanischer Rüstungsgüter, und auch Abkommen über Datencenter werden eine Rolle spielen“, sagt Christian Koch vom Gulf Research Center, einem saudischen Thinktank mit Büros in Brüssel und Genf. „Vor allem werden wir große Zahlen und große Ankündigungen sehen“, vermutet Koch, „denn vor dem heimischen Publikum ist das für Trump extrem wichtig. Was davon dann umgesetzt wird, ist eine andere Frage.“

Schon jetzt ein Erfolg für Saudi-Arabien

Die Reise sei schon jetzt ein Erfolg für die Saudis meint Koch. Aber natürlich auch für Trump. „Große Zahlen führen dazu, dass andere sie überbieten wollen“, sagt Koch. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollten ihre US-Investitionen auf 1,4 Billionen Dollar hochfahren. Und das Flugzeug, das Katar Trump zur Verfügung stellt, wird allein schon auf über 400 Millionen Dollar taxiert. Doch der Abstecher in den erdgasreichen Staat am Golf hat vor allem auch politischen Wert.

„Katar beherbergt einerseits die größte US-Militärbasis im Nahen Osten, andererseits hat der Staat ein besonderes Verhältnis zum Iran“, sagt Sebastian Sons vom Bonner Thinktank Carpo. Die katarischen Kontakte nach Teheran könnten den USA durchaus nutzen, sagt Sons. Derzeit suchen die USA nach einer Verhandlungslösung mit dem Iran, sei es in Sachen des Atomprogramms, sei es im Zusammenhang mit den vom Iran geförderten Milizen wie der Hisbollah oder der Hamas.

Trumps Sondergesandter Steve Witkoff drängte Netanjahu zu einem Waffenstillstand mit der Hamas in Gaza, dem Drängen Israels auf einen schnellen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm gab Trump hingegen nicht nach.„Sogar die Saudis fliegen wieder zu Staatsbesuchen in den Iran“, fügt Sons hinzu, „Weder die arabischen Golfstaaten noch die USA wollen derzeit einen Krieg mit dem Iran. Alle suchen nach einem Ausgleich und da sind die Katarer besonders wichtig, weil sie in der Rolle des Vermittlers geübt sind.“

Bei seiner ersten Golfreise 2017, so erinnert Sons, habe Trump Katar nicht besucht. Das Land war unter anderem wegen seiner Iran-Kontakte von den anderen Golfarabern mit einer wirtschaftlichen und diplomatischen Blockade belegt. Das habe sich jetzt gründlich geändert. „Darum ist der Besuch schon ein Erfolg für Katar.“

Dagegen scheinen die Beziehungen Israels zur US-Regierung auf einem Tiefpunkt angelangt. Netanjahu-Vertraute beschrieben die Atmosphäre gegenüber der „Washington Post“ als „beunruhigend“ bis „panisch“. Ein Berater des Präsidenten wird mit den Worten zitiert: „Wir sind keine Bibi-Fans.“ Bibi ist der Spitzname Netanjahus. Zur Erklärung fügt die Person hinzu: „Trump besteht darauf – die Leute sollen die Waffen wegpacken.“ Vieles deutet darauf hin, dass Trumps Vorliebe für Deals für Differenzen zur Regierung Netanjahu geführt hat – auch aber nicht nur in Gaza.

Am Sonntag erklärte die Hamas, sie werde den 21-jährigen Edan Alexander freilassen, den sie seit dem 7. Oktober 2023 als Geisel gehalten hatte. Alexander besitzt sowohl die israelische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft und seine Freilassung war von Washington ausgehandelt worden. Anschließend lobte Trump ausdrücklich die Vermittlung durch Katar und Ägypten, ohne Israel zu erwähnen.

Am Montag verkündeten amerikanische Unterhändler Fortschritte bei den Atomverhandlungen mit dem Iran, die gegen Netanjahus Rat stattfinden. Ein Waffenstillstand mit den Huthis, den die USA vergangene Woche aushandelten, schützt westliche Schiffe vor dem Beschuss der vom Iran geförderten Miliz – aber keine israelischen.

Umgekehrt ließ Netanjahu ebenfalls in der vergangenen Woche einen neuen Offensivplan für Gaza im israelischen Kabinett beschließen, der eine zeitlich unbefristete Kontrolle Israels über den gesamten Küstenstreifen vorsieht. Das wäre unvereinbar mit den Vorstellungen der Saudis, die als ersten Schritt für eine Verhandlungslösung in Gaza und eine Anerkennung Israels eine palästinensische Oberhoheit in Gaza fordern.

Hier könnte der Kern des Problems zwischen Trump und Netanjahu liegen: Unter dem Druck seiner der Siedlerbewegung nahestehenden Koalitionspartner kann sich Israels Premier auf keine palästinensische Verantwortlichkeit in Gaza einlassen, doch damit macht er ausgerechnet jenen Deal zunichte, mit dem sich Trump den Friedensnobelpreis sichern wollte – die Anerkennung Israels durch Saudi-Arabien. Wenn der ganz große Preis nicht zu haben ist, so scheint es, dann holt sich der US-Präsident eben dort Geschenke und Investitionen ab, wo er sie bekommt: am Golf.

Senior Editor Daniel-Dylan Böhmer berichtet für WELT über den Nahen Osten und Afghanistan.

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