Jagd auf Wölfe erleichtert: Bauernverbände in Mitteldeutschland begrüßen EU-Entscheidung
- Laut Bauernverbänden in Sachsen und Sachsen-Anhalt haben die Wolfspopulation und die Zahl der Wolfsrisse stark zugenommen.
- Nach dem EU-Beschluss müsse nun eine für Deutschland akzeptable Populationsgröße festgelegt und das Jagdrecht angepasst werden.
- Der Nabu Thüringen befürchtet willkürliche Wolfsabschüsse und kritisiert das schnelle Vorgehen der EU.
Die Sorge, dass ein Wolf zugeschlagen haben könnte, begleite ihn jeden Tag, sagt Jens-Uwe Otto. Der Vorsitzende des Landesverbands Thüringer Schafzüchter kümmert sich am südlichen Thüringer Wald um mehr als 600 Schafe. "Kommen Sie mal mehrfach früh an den Teich, wo Ihre Schafe sind, und da ist das Massaker gewesen – denn das sind dann Massaker."
Das sei nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, sondern auch traumatisch für die Schäfer. Für Wölfe, die Vieh reißen, müsse es Konsequenzen geben, so Otto. Man müsse sie nicht schießen, könnte die Tiere aber betäuben und in Wildgehegen unterbringen.
Bauernverbände befürworten EU-Beschluss zum Wolf-Schutzstatus
Die EU-Entscheidung zur Absenkung des Schutzstatus' von Wölfen gehe in die richtige Richtung, findet Otto. Der Vizepräsident des Sächsischen Bauernverbandes, Gunther Zschommler, bezeichnet sie sogar als überfällig. "Wir haben ein enormes Geschehen bei den Rissen an Nutztieren – mehr als 5.000 im letzten abgerechneten Jahr. Und wenn wir dem Wolf eine Akzeptanz zukommen lassen wollen, müssen wir diese Tierart ganz normal managen wie auch andere Tierarten."
Das sieht auch sein Kollege aus Sachsen-Anhalt so: Bauernpräsident Olaf Feuerborn betont, dass man lange auf die Entscheidung der EU gewartet habe. Denn die Wolfsdichte sei inzwischen sehr hoch, so Feuerborn, der auch agrarpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt ist. "Wo er auftaucht – im Landkreis Wittenberg, Jerichower Land und in die Altmark rein – da haben wir mehr als 20 Wölfe auf 1.000 Quadratkilometer."
Anpassung des Jagdrechts nötig
Laut Feuerborn müsse nun auf nationaler Ebene zügig festgelegt werden, welche Größe der Wolfspopulation in Deutschland akzeptabel ist. Dann müsse man den Bestand auch regulieren können, so der Präsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt weiter.
Seine Parteikollegin Tina Trompter, jagdpolitische Sprecherin in Sachsen, sagt, dass dafür das Jagdrecht angepasst werden müsse. "Das zielt jetzt darauf ab, dass man in Regionen, wo Wölfe auffällig sind oder die Wolfspopulation extrem zunimmt, dann auch den Abschuss möglich macht. Man muss aber auch deutlich sagen, dass es uns nicht darum geht, den Wolf auszurotten – sondern es geht uns vor allem um eine vernünftige und sichere Koexistenz von Mensch, Weidetier und Wolf."
Nabu Thüringen befürchtet willkürliche Abschüsse
Dieses Versprechen stößt bei Naturschützern auf große Skepsis. Hier zeigt man sich sehr besorgt über die EU-Entscheidung – und das Tempo, mit dem sie jetzt auf den Weg gebracht wurde. Der Wolfs-Experte vom Naturschutzbund (Nabu) Thüringen, Silvester Tamás, befürchtet den willkürlichen Abschuss ganzer Wolfsrudel: "Hier geht es tatsächlich darum, das muss man auf den Punkt bringen, dass man den Wolf wieder loswerden will. Diese Chance nutzt man jetzt unter der politischen Konstellationsverhältnissen innerhalb der EU. Und das, wir sehen das, eben auf diesem Eilweg […], damit man dann letztlich relativ zügig zu Tatsachen kommt."
Naturschützer Tamás kündigt an, sich massiv gegen den Abschuss der Tiere wehren zu wollen. Er betont, es gebe schon längst Rechtssicherheit bei der Entnahme von Problemwölfen.
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