Indien greift an – Pakistan meldet 26 Tote und fünf abgeschossene Kampfjets
Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan ist nach Tagen der Eskalation in einer militärischen Auseinandersetzung gemündet. In der Nacht auf Mittwoch flog die indische Armee nach eigenen Angaben Angriffe auf „terroristische Infrastruktur“ in Pakistan und im pakistanisch besetzten Teil der Konfliktregion Kaschmir.
Nach jüngsten pakistanischen Angaben wurden dabei mindestens 26 Menschen getötet. 46 Menschen seien verletzt worden, hieß es zudem in einer Mitteilung des Militärs.
Die pakistanische Armee schoss nach indischen Angaben mit Artillerie über die Grenzlinie in Kaschmir, nach indischen Angaben starben mindestens drei Zivilisten. Der pakistanische Außenminister Khawaja Muhammad Asif erklärte außerdem, Pakistan habe fünf indische Kampfjets und eine Drohne abgeschossen, was die indische Regierung ihrerseits bisher nicht bestätigt hat. Aus örtlichen Regierungskreisen hieß es jedoch, dass drei Kampfjets im indischen Gebiet Jammu und Kaschmir abgestürzt seien.
Der pakistanische Armeesprecher Ahmed Chaudry sprach von 24 indischen Angriffen auf sechs unterschiedliche Orte in Pakistan. Unter den getöteten Zivilisten sei auch ein dreijähriges Mädchen. 35 weitere Menschen seien verletzt worden, zwei Menschen würden vermisst.
Pakistan kündigt Vergeltung an
Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte die indischen Luftangriffe auf Ziele in Pakistan und kündigte eine Reaktion an. Indien habe „feige Angriffe“ ausgeführt, sagte Sharif, die „entschlossene Antwort“ Pakistans laufe bereits. „Pakistan hat jedes Recht, auf diese Kriegshandlung Indiens mit aller Härte zu reagieren, und das wird es auch“, sagte Sharif. Er sagte, sein Land und seine Streitkräfte wüssten sehr gut, wie man mit dem Feind umzugehen habe.
Das pakistanische Außenministerium sprach von einem „verantwortungslosen Vorgehen“ Indiens, das „zwei Atommächte“ in die Nähe eines „großen Konflikts“ bringe. Für Mittwochmorgen war ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats Pakistans geplant. Pakistan schloss zudem seinen Luftraum für mindestens 48 Stunden.
So erklärt Indien sein Vorgehen
Die indische Armee erklärte ihrerseits, sie habe in Pakistan Einrichtungen getroffen, von denen aus „Terrorangriffe gegen Indien (...) organisiert und orchestriert“ worden seien. Für die Angriffe verwendete sie die Bezeichnung „Operation Sindoor“.
Das Vorgehen sei „konzentriert, abgewogen und nicht-eskalierend“, es sei keine Einrichtung der pakistanischen Armee angegriffen worden. „Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan“, erklärte ihrerseits die indische Armee.
Eines der Ziele, welche die indische Armee nun ins Visier nahm, war eine Moschee in Bahawalpur in der pakistanischen Provinz Punjab. Sie wird laut dem indischen Geheimdienst von mehreren Gruppen genutzt, die in Verbindung mit der dschihadistischen Bewegung Laschkar-e-Taiba (LeT) stehen. Die LeT wird unter anderem für die Anschlagsserie mit 166 Toten in der indischen Metropole Mumbai im Jahr 2008 verantwortlich gemacht.
Die Provinzbehörden von Punjab – wo fast die Hälfte der 240 Millionen Pakistaner leben – ordneten für Mittwoch die Schließung aller Schulen an.
Die Vereinten Nationen riefen unterdessen zur Deeskalation auf. UN-Generalsekretär António Guterres sei „sehr besorgt über die indischen Militäreinsätze jenseits der Demarkationslinie (in Kaschmir) und der Landesgrenze“, erklärte sein Sprecher Stéphane Dujarric. Guterres rufe zu „größter militärischer Zurückhaltung beider Länder“ auf, die Welt könne sich „keine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan leisten“.
US-Präsident Donald Trump äußerte am Dienstag in Washington die Hoffnung, dass die Spannungen „sehr bald enden“ würden. Nach Angaben aus pakistanischen Militärkreisen telefonierte US-Außenminister Marco Rubio nicht nur mit dem indischen, sondern auch dem pakistanischen nationalen Sicherheitsberater. Im Onlinedienst X schrieb Rubio, er behalte die Lage „aufmerksam“ im Blick und werde „weiterhin mit der indischen und pakistanischen Führung auf eine friedliche Lösung hinarbeiten“.
Terroranschlag in Kaschmir-Region
Die Spannungen zwischen den benachbarten Atommächten Indien und Pakistan hatten sich in den vergangenen Tagen nach und nach weiter verschärft. Im Grenzgebiet lieferten sich Soldaten beider Seiten in den vergangenen Tagen wiederholt Schusswechsel.
Auslöser der Zuspitzung war ein Anschlag auf indische Touristen, bei dem am 22. April im indischen Teil Kaschmirs bei Pahalgam 26 Menschen erschossen wurden. Indien wirft Pakistan die Unterstützung des Anschlags vor, die pakistanische Regierung weist die Vorwürfe zurück.
Das vorwiegend von Muslimen bewohnten Kaschmir ist zwischen Indien und Pakistan geteilt. Die beiden Atommächte beanspruchen die Himalaja-Region jedoch ganz für sich und haben bereits mehrere Kriege deswegen geführt. Ein kleiner Teil Kaschmirs wird zudem von China kontrolliert. Rebellen sind in der Region seit 1989 aktiv. Der Konflikt hat Zehntausende Menschen das Leben gekostet.
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