Der Streit zwischen den Atommächten Indien und Pakistan eskaliert. Indien teilte am Dienstagabend mit, man habe „terroristische Infrastruktur“ an neun Orten angegriffen. Dabei sollen mindestens acht Menschen ums Leben gekommen sein. Zuvor waren laute Explosionen an mehreren Orten in Pakistan und im pakistanischen Teil Kaschmirs zu hören gewesen.

Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte die indischen Luftangriffe auf Ziele in Pakistan und kündigte eine Reaktion an. Indien habe „feige Angriffe“ an fünf Orten ausgeführt, sagte Sharif. Das indische Verteidigungsministerium sprach zuvor von mindestens neun Angriffszielen. „Pakistan hat jedes Recht, auf diese Kriegshandlung Indiens mit aller Härte zu reagieren, und das wird es auch“, sagte Sharif. Er sagte, sein Land und seine Streitkräfte wüssten sehr gut, wie man mit dem Feind umzugehen habe. Pakistan schloss zudem seinen Luftraum für mindestens 48 Stunden.

Das pakistanische Staatsfernsehen meldete unterdessen den Abschuss zweier indischer Kampfjets durch die pakistanische Luftwaffe und berief sich dabei auf pakistanische Sicherheitsbeamte. Weitere Details lagen zunächst nicht vor.

Die indische Regierung erklärte, ihre Streitkräfte hätten die „Operation Sindoor“ eingeleitet. Terroristische Infrastrukturen in Pakistan und im pakistanisch besetzten Jammu und Kaschmir würden angegriffen. Von dort seien Terroranschläge gegen Indien geplant und gesteuert worden. „Unsere Aktionen waren gezielt, maßvoll und nicht eskalierend“, hieß es. „Es wurden keine pakistanischen Militäreinrichtungen angegriffen. Indien hat bei der Auswahl der Ziele und der Art der Ausführung beträchtliche Zurückhaltung geübt.“

Zuvor hatten pakistanische Sicherheitsbeamte erklärt, Indien habe an drei Stellen Raketen über die Grenze gefeuert. Diese seien im von Pakistan verwalteten Teil Kaschmirs und in der Provinz Punjab eingeschlagen, sagten drei Sicherheitsbeamte. Ein Geschoss habe eine Moschee in der Stadt Bahawalpur im Punjab getroffen, wobei ein Kind getötet und eine Frau und ein Mann verletzt worden seien.

Der pakistanische Armeesprecher Ahmad Sharif sagte dem Sender ARY News, die Raketen seien von indischem Territorium aus abgefeuert worden. Kein indisches Flugzeug sei in den pakistanischen Luftraum eingedrungen. „Dies war ein feiger Angriff auf unschuldige Zivilisten im Schutze der Dunkelheit“, sagte Sharif.

Nach dem Angriff kündigt der pakistanische Premierminister eine Reaktion an. „Pakistan hat jedes Recht, eine angemessene Antwort auf diese von Indien verhängte Kriegshandlung zu geben, und eine angemessene Antwort wird auch gegeben“, sagte der Sharif laut einer offiziellen Mitteilung. Pakistanische Geheimdienstkreise meldeten daraufhin den Abschuss von zwei indischen Kampfjets.

UN-Generalsekretär António Guterres hat seine „tiefe Besorgnis“ nach dem indischen Angriff auf pakistanische Ziele ausgedrückt. „Die Welt kann sich eine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan nicht leisten“, sagte er laut einer Mitteilung seines Büros am Dienstag (Ortszeit). Er rief beide Atommächte zur militärischen Zurückhaltung auf. Eine militärische Lösung sei keine Lösung, betonte Guterres. Er sei „sehr besorgt“.

Eskalation nach Anschlag auf Hindu-Touristen

Die ohnehin schwierigen Beziehungen hatten sich deutlich zugespitzt nach einem Anschlag am 22. April im indischen Teil Kaschmirs, bei dem 26 Hindu-Touristen getötet wurden. Indien warf Pakistan eine Beteiligung vor. Pakistan wies dies zurück. Am Dienstag starben sieben pakistanische Soldaten, als ihr Fahrzeug von einem Sprengsatz in der Provinz Belutschistan getroffen wurde. Pakistan sprach unmittelbar von einem Anschlag durch Indien. Indien beschuldigt Pakistan seit langem, islamische Extremisten zu unterstützen.

Das vorwiegend von Muslimen bewohnten Kaschmir ist zwischen Indien und Pakistan geteilt. Die beiden Atommächte beanspruchen die Himalaya-Region jedoch ganz für sich und haben bereits mehrere Kriege deswegen geführt. Ein kleiner Teil Kaschmirs wird zudem von China kontrolliert. Rebellen sind in der Region seit 1989 aktiv. Der Konflikt hat Zehntausende Menschen das Leben gekostet.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke