Das war ein Denkzettel nicht nur für Merz, sondern für die ganze Koalition. Auch wenn beide Seiten bemüht sind, die historische Niederlage wegzureden. Es kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es großen Unmut gibt bei einigen Abgeordneten der Großen Koalition. Und wohl noch mehr an der Basis.

Persönliche Enttäuschungen allein können das, was heute passiert ist, nicht erklären. Egoismus, der über der Koalitionsdisziplin steht, mag ein Grund sein, aber längst nicht die ganze Wahrheit. Viele Sozialdemokraten sind müde, regierungsmüde. Von der Ampel in die Große Koalition. Der Mitgliederentscheid ist ein Indiz dafür. Nicht mal die Hälfte der Sozialdemokraten hat sich überhaupt daran beteiligt. Der linke Flügel findet sich nicht im Koalitionsvertrag wieder. Die Personaldebatte um Saskia Esken ist nur eine Folie dafür.

Zweifel an der Führungsstärke des neuen Kanzlers

Aber auch in der Union gibt es Zweifel an der Führungsstärke des Kanzlers, vor allem aber an seinen oftmals erratischen Vorstößen. Politik aus dem Bauch heraus. Das ging vielleicht als Oppositionsführer noch. Als Kanzler muss er sich das selbst verbieten. Und in Ostdeutschland zieht Merz nicht mehr so viele Wähler an wie einst. Auch, weil er sich nicht mehr so dafür engagiert wie noch als Gegenspieler von Angela Merkel.

Und so dürfte der Tag heute mehr sein als ein Denkzettel. Seit heute ist klar, einfach durchregieren wird nicht funktionieren. Es braucht Disziplin und die Fähigkeit, sich aufeinander zu zubewegen. Lars Klingbeil muss seine Sozialdemokraten zusammenführen in einer für einige ungeliebten Konstellation. Und Merz wird sehr viel mehr Fingerspitzengefühl brauchen als bisher, wenn er verhindern will, dass künftig jede umstrittene Gesetzesvorlage zur Nagelprobe wird.

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