„Nicht gleich Kreml-Propaganda unterstellen“ – Grünen-Chef betont Respekt gegenüber Andersdenkenden
Der Grünen-Co-Vorsitzende Felix Banaszak will Fragen sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Ungleichheit stärker in den Mittelpunkt der Arbeit seiner Partei stellen. Zudem wirbt er um mehr Entspanntheit im Umgang mit Personen, die Grünen-Überzeugungen nicht teilen.
Als Anspruch an seine Partei formulierte Banaszak, die Grünen müssten „ökologisch ambitioniert, konsequent sozial gerecht und gleichzeitig entspannt sein im Umgang mit Menschen, die nicht so ticken wie wir“, sagte er dem Portal, „web.de“.
Er selbst gehe mit Menschen respektvoll um, die zum Beispiel zum russischen Krieg gegen die Ukraine eine andere Haltung vertreten als er selbst. „Wenn jemand an der militärischen Unterstützung für die Ukraine zweifelt, muss man ihm nicht gleich Kreml-Propaganda unterstellen“, sagte Banaszak. Das verschließe den Diskussionsraum, anstatt ihn zu öffnen.
Banaszak sagte auch, Menschen, die auf ein Auto angewiesen seien, solle man kein schlechtes Gewissen machen, sondern dafür sorgen, „dass so viele wie möglich so oft wie möglich entspannt auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen können“. Auch dürfe man niemanden beschämen, der sich Geld zusammenspart, um in den Urlaub fliegen zu können. „Nicht in Ordnung ist aber, wenn extrem Reiche schambefreit jedes Wochenende zum Shoppen in eine andere Stadt jetten“, so Banaszak. Da müsse die Politik ansetzen.
Soziales „noch nicht ausreichend“ mit Grünen verbunden
„Wir widmen uns seit Jahrzehnten der sozialen Gerechtigkeit – aber das Thema wird noch nicht ausreichend mit uns in Verbindung gebracht. Es ist mein Anspruch, das zu ändern“, so Banaszak.
Im Gespräch mit dem Portal nahm Banaszak auch Bezug auf Lebensmittelpreise und Mieten. Hinter Preissteigerungen von Lebensmitteln steckten meist nicht Ernteausfälle, sondern Lebensmittelkonzerne, die ihre Monopolstellung ausnutzten, kritisierte Banaszak.„Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.“ Wohnen sei zur sozialen Frage unserer Zeit geworden. „Wenn Mieten schneller steigen als Einkommen, dann läuft etwas grundlegend falsch.“
Er „glaube fest daran, dass eine Gesellschaft am Ende glücklicher ist, wenn sie weniger ungleich ist“, betonte Banaszak im Gespräch. Die zentralen Gerechtigkeitsfragen seien in Deutschland nicht ausreichend beantwortet, bemängelte der Grünen-Chef.
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