Wenige Tage nach der Veröffentlichung Tausender Ermittlungsakten zum Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein hat die US-Regierung Medienberichten zufolge weitere Dokumente ins Netz gestellt und kurz darauf wieder gelöscht. Die Dateien, die offenbar zu den Ermittlungsakten gehörten, seien am Montagnachmittag (Ortszeit) mehrere Stunden lang auf der Website des Justizministeriums zum Download verfügbar gewesen, berichteten die „Washington Post“ und „Politico“.

Demnach handelte es sich um Tausende Regierungsdokumente und E-Mails sowie Videos der Gefängnisbehörde. Darunter ist die E-Mail eines New Yorker Staatsanwalts, derzufolge US-Präsident Donald Trump „viel öfter als bisher berichtet“ mit Epsteins Privatjet gereist sein soll. Außerdem sei ein Austausch zwischen Gefängnisbeamten über Epsteins psychischen Zustand wenige Wochen vor dessen Tod veröffentlicht worden.

Trump teile „unsere Vorliebe für junge, attraktive Mädchen“

Die Nachrichtenagentur AFP berichtete, klare Hinweise auf ein kriminelles Verhalten des Präsidenten gebe es in den eingesehenen Akten nicht. Einige der Schriftstücke, Videos und Fotos wirkten aber dennoch brisant. Dazu gehöre ein handschriftlicher Brief, der Epstein zugeschrieben werde und den er an Larry Nassar richtete, den früheren Sportarzt der US-Nationalmannschaft der Turnerinnen, der wegen sexuellen Missbrauchs von mehr als 250 Athletinnen im Gefängnis sitzt.

Epstein beschwerte sich demnach kurz vor seinem Tod im August 2019 bei Nassar darüber, dass sie beide wegen Sexualvergehen inhaftiert seien, während „der Präsident unsere Vorliebe für junge, attraktive Mädchen teilt“. In dem Brief heißt es über Trump weiter: „Wenn eine junge Schönheit vorbeiging, liebte er es, sie zu ,begrapschen‘“. Ob das Schreiben wirklich von Epstein stammt, lässt sich laut AFP nicht überprüfen.

Die neuen Dokumente enthalten zudem eine Notiz der New Yorker Bundesstaatsanwaltschaft vom Januar 2020, die gegen Epsteins Komplizin Ghislaine Maxell ermittelte. Darin heißt es: „Aus den Unterlagen, die wir gestern erhalten haben, geht hervor, dass Donald Trump viel häufiger mit Epsteins Privatjet gereist ist, als bisher berichtet wurde (oder uns bekannt war).“

Das US-Justizministerium zog die Stichhaltigkeit der neuen Akten umgehend in Zweifel: „Einige dieser Dokumente enthalten unwahre und sensationsheischende Behauptungen gegen Präsident Trump, die kurz vor der Wahl 2020 beim FBI eingereicht wurden“, schrieb das Ministerium im Onlinedienst X. „Um es klar zu sagen: Die Behauptungen sind unbegründet und falsch, und wenn sie auch nur einen Funken Glaubwürdigkeit hätten, wären sie sicherlich bereits gegen Präsident Trump als Waffe eingesetzt worden.“ Das Ministerium teilte nicht mit, welche Dokumente es genau beanstandet.

Trump hatte seine Verwicklung in die Epstein-Affäre am Montag erneut heruntergespielt. „Alle waren mit diesem Mann befreundet“, sagte er zu Reportern. Nach Trumps eigener Darstellung hatte er sich mit seinem früheren Nachbarn Epstein überworfen, als dieser Mädchen und junge Frauen aus seinem Club Mar-a-Lago in Florida abwarb.

Am Freitag hatte das US-Justizministerium nach massivem Druck der Öffentlichkeit und des Parlaments Tausende Dateien auf seiner Website hochgeladen, weitere sollten folgen. Die Freigabe erfolgte am letzten Tag einer Frist, die dem Ministerium auferlegt worden war.

Kurz nach der Veröffentlichung wurden mehrere Dateien vorübergehend wieder gelöscht, darunter auch ein Foto von Trump vor seiner Präsidentschaft, auf dem er mit Frauen in Bikinis posiert. Grund für die Löschungen sei der Schutz von Opfern, hieß es aus dem Ministerium. Das Trump-Foto wurde nach einer Überprüfung später wieder veröffentlicht. Aus dem Kongress hagelte es für die unvollständige Veröffentlichung des Materials und die Schwärzung vieler Dokumente Kritik.

Ex-Präsident Clinton oft in den Dateien zu finden

Auf den bislang veröffentlichten Fotos tauchen einige Prominente auf. Neben Rockstar Mick Jagger, dem 2009 gestorbenen Pop-König Michael Jackson und Schauspieler Kevin Spacey ist der frühere US-Präsident Bill Clinton verhältnismäßig oft abgelichtet. Immer wieder taucht er auf Fotos auf – zum Beispiel beim Schwimmen im Pool mit Epsteins langjähriger Vertrauten Ghislaine Maxwell. Auf anderen Aufnahmen sieht man ihn ohne Bezug zu ihr oder Epstein.

Trump hatte in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, die Aufmerksamkeit auf Clinton zu lenken. Dabei behauptete er, dass dieser auf einer Privatinsel Epsteins gewesen sei. Nun schlug er jedoch mildere Töne an. „Wir haben uns immer gut verstanden. Ich respektiere ihn“, sagte er am Montag. Er hasse es, nun Fotos von Clinton zu sehen, aber genau das verlangten die Demokraten und ein paar „schlechte“ Republikaner. Er denke aber, dass Clinton damit umgehen könne, sagte Trump.

Clinton-Sprecher Angel Urena veröffentlichte auf der Plattform X ein Statement, in dem er die US-Regierung aufforderte, unverzüglich das noch vorhandene Material freizugeben, das sich auf Clinton beziehe. Eine Weigerung würde den Verdacht erwecken, dass es dem Ministerium nicht um Transparenz gehe, sondern durch selektive Veröffentlichungen darum, ein Fehlverhalten einzelner Personen zu suggerieren.

Jahrelang hatte der Multimillionär Epstein aus New York einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Über mehrere Jahre hinweg soll er Minderjährige etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben. 2019 starb Epstein mit 66 Jahren im Gefängnis, bevor es zu einer möglichen weiteren Verurteilung hätte kommen können.

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