In der DDR war die Stahlproduktion eine Vorzeigeindustrie, ein wichtiger Zulieferer für den Schwermaschinenbau. Damit konnte der DDR Außenhandel punkten und im Ausland Devisen machen. Das SKET, zu DDR-Zeiten das Schwermaschinenbaukombinat "Ernst Thälmann", in Magdeburg etwa gab der sozialistischen Produktion ein Gesicht und den Menschen Arbeit. 30.000 Beschäftigte arbeiteten bis zur Wende bei dem einstigen Maschinenbauriesen.

Doch vieles war überdimensioniert und im Westen nicht mehr wettbewerbsfähig. Der Rest ist Geschichte. Alle Rettungsversuche blieben erfolglos. Das Unternehmen wurde von der Treuhand abgewickelt. Die Folgen für den Standort Magdeburg und die Region wirken bis heute nach. Geschichten, die sie an vielen Orten der ehemaligen DDR erzählen können. Große Industrien anzusiedeln, bleibt für die Politik in Ostdeutschland eine Herausforderung.

Emissionsfreier Stahl aus Riesa

Die Wirtschaft ist hier, bis auf wenige Ausnahmen, nach wie vor kleinteilig. Die großen Mutterkonzerne fehlen meistens noch. Klappern gehört an dieser Stelle deshalb tatsächlich zum Handwerk. In der sächsischen Landesvertretung hat Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum mitteldeutschen Stahlgipfel geladen.

Stahl aus RiesaBildrechte: picture alliance / dpa | Matthias Hiekel

In Riesa haben die Sachsen einen Teil ihrer Stahlproduktion retten können. Und, auch typisch ostdeutsch, aus Transformationserfahrungen gelernt, sich zu bewegen. Der Stahl, der hier inzwischen produziert wird, ist auf dem besten Weg klimaneutral zu werden.

Ein italienisches Familienunternehmen produziert hier Stahl vor allem durch Wind- und Solarenergie. Eine Zukunftsindustrie, made in Riesa. Die will der sächsische Ministerpräsident auf keinen Fall verlieren. Die Italiener haben sich bewusst für Sachsen entschieden, auch weil sie hier Erfahrung mit der Stahlindustrie haben, Fachkräfte plus Infrastruktur.

Hohe Strompreise belasten

Doch die Wirtschafts- und Energiekrise belastet auch die Stahlindustrie in Mitteldeutschland. Vor allem die hohen Strompreise machen der energieintensiven Industrie zu schaffen. Und so nutzt die Politik ihren kleinen Stahlgipfel, um im Reigen der Großkonzerne im Westen, nicht unterzugehen.

Kretschmer adressiert seine Wünsche an die Bundesregierung so: "Die mittelständischen Stahlunternehmen stehen stellvertretend für die industrielle Basis, die unseren Wohlstand mit geschaffen hat. Es ist in unser aller Interesse, diese industrielle Basis zu erhalten und die heimische Produktion zu stärken. Energieintensive Betriebe wie die Elektrostahlunternehmen brauchen für strategische Investitionen in klimaneutralere Fertigung eine langfristige Perspektive. Notwendig sind deshalb faire Rahmenbedingungen wie beispielsweise langfristig wettbewerbsfähige Strompreise."

Und sein Amtskollege, Mario Voigt (CDU) aus Thüringen, fügt mit Blick auf die heimische Stahlproduktion hinzu: "Wir handeln, um tausende Arbeitsplätze und ein Stück industrielle Identität dauerhaft zu sichern. Bezahlbare Energie, ein verlässlicher Industriestrompreis und wirksamer Schutz vor Dumping-Importen sind dafür unabdingbare Sofortmaßnahmen."

Der Konkurrenz aus Fernost trotzen

Gemeint ist die Billig-Konkurrenz aus Asien. Vor allem die chinesischen Firmen und ihre Produkte machen der hiesigen Wirtschaft zu schaffen. Gerade in Ostdeutschland hat man damit auch in anderen Branchen schlechte Erfahrungen gemacht.

Bei der Solarindustrie etwa ist vom anfänglichen Boom in den 90ern heute wenig übriggeblieben, auch weil die Chinesen die Solarpanel längst wie Kugelschreiberminen produzieren. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist oftmals zu schwerfällig und zu teuer.

Und in Mitteldeutschland spürt man das einmal mehr, auch weil die Wirtschaftskraft in der Fläche fehlt. Standortschließungen fallen hier doppelt ins Gewicht. Auch wenn die Erwartungshaltung an schnelle Abhilfe vom Bund nicht sonderlich hoch ist, als Symbolpolitik wollen sie das hier nicht verstanden wissen.

Die ostdeutschen Ministerpräsidenten haben inzwischen sehr gut verstanden, wie man selbstbewusst auftritt und auch etwas erreichen kann. Beharrlichkeit und Ausdauer lohnen sich. Der taiwanische Chiphersteller TSMC ist ein gutes Beispiel für gelungene Standortpolitik. In Hoyerswerda entsteht aus Strukturmitteln des Kohleausstiegs ein nationales Drohnenforschungszentrum.

Und in Zeitz hat sich der Südzucker-Konzern kürzlich entschieden, in eine Erweiterung groß zu investieren in eine Biogasanlage, auch um Teile des Energiebedarfs aus Abfällen der eigenen Zuckerherstellung selber zu decken. Und das gelingt auch, weil viele Konzerne im Osten inzwischen auf gute Infrastruktur, eine bundesweit überdurchschnittliche Forschungslandschaft und motivierte Arbeitskräfte setzen können.

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