Merz schickt Grüße nach Brasilien – Grünen-Politikerin schreibt Protestbrief
Friedrich Merz sieht das deutsch-brasilianische Verhältnis durch seine viel kritisierte Äußerung über die brasilianische Millionenstadt Belém nicht als belastet an. „Ich habe gesagt, Deutschland ist eines der schönsten Länder der Welt, und das wird vermutlich auch Präsident Lula so akzeptieren“, sagte der Bundeskanzler und CDU-Vorsitzende bei einer Pressekonferenz mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson in Berlin.
Umweltminister Carsten Schneider (SPD) habe am Nachmittag mit Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in Brasilien gesprochen, sagte Merz. „Ich hab ihn gebeten, Präsident Lula meine herzlichen Grüße auszurichten.“ Er selbst werde am Wochenende beim G-20-Gipfel in Johannesburg ein „weiteres gutes Gespräch“ mit Lula führen, „völlig unbelastet“.
Zuvor hatte auch Regierungssprecher Stefan Kornelius auf einer Pressekonferenz in Berlin auf die Frage eines Journalisten zu dem Thema geantwortet. Ihm zufolge werde sich der Bundeskanzler Friedrich für seine viel kritisierte Äußerung über die brasilianische Stadt Belém nicht entschuldigen und sehe dadurch auch keinen Schaden für die Beziehungen zu dem Land.
Kornelius widersprach auch der Lesart, dass sich der Kanzler „missfallend“ oder gar „angewidert“ über die Stadt am Amazonas geäußert habe. Merz habe sich mit dem Satz „Wir leben in einem der schönsten Länder der Welt“ auf Deutschland bezogen. Brasilien gehöre zwar sicherlich auch zu den schönsten Ländern der Welt. „Aber, dass der deutsche Bundeskanzler hier eine kleine Hierarchisierung vornimmt, ist, glaube ich, jetzt nicht verwerflich“, sagte der Regierungssprecher weiter.
Merz war nur rund 20 Stunden in Belém
Merz hatte sich nach seinem nur rund 20-stündigen Besuch bei der Klimakonferenz in Belém auf einem Handelskongress in Berlin zu seinen Eindrücken von der armen Millionenstadt am Amazonas geäußert.
„Ich habe einige Journalisten, die mit mir in Brasilien waren, letzte Woche gefragt: Wer von euch würde denn gerne hierbleiben? Da hat keiner die Hand gehoben“, sagte er. „Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind.“ Die Botschaft, die Merz mit diesen Äußerungen verband, war: Man lebe in Deutschland „in einem der schönsten Länder der Welt“.
Selbst Brasiliens Präsident Lula meldete sich zu Wort
In Brasilien hatte die Äußerung empörte Reaktionen ausgelöst. Auch Lula meldete sich zu Wort. Merz hätte in eine Bar gehen, dort tanzen und die lokale Küche probieren sollen, „denn dann hätte er gemerkt, dass Berlin ihm nicht einmal zehn Prozent der Qualität bietet, die der Bundesstaat Pará und die Stadt Belém bieten“, sagte er.
Derweil verstummt die deutsche Kritik an den Merz-Äußerungen nicht. Die Grünen-Politikerin Lisa Badum, die aktuell noch bei der Weltklimakonferenz arbeitet, ging vor Ort auf Distanz zu Merz. „Als deutsche Abgeordnete auf der COP30 schäme ich mich für Ihre Worte und musste mich in Gesprächen mit Menschen aus Pará schon mehrfach dafür entschuldigen“, schrieb sie in einem Brief an den Kanzler. „Denn das ist nicht das Deutschland, das ich repräsentieren möchte.“
Pará ist die brasilianische Region, in der die Konferenz stattfindet. In einem Posting bei X führte die Politikerin dann noch aus, dass Merz‘ Bemerkung vor Ort eine „Riesen-Thema“ sei und sie genau merke, wie „empört“ viele darüber seien.
Von Politikern der Linken, Grünen und Greenpeace wurde Merz bereits mehrfach zu einer Entschuldigung aufgefordert.
„Langsam fragt man sich, ob der Kanzler überhaupt noch irgendwo auftreten kann, ohne Deutschland in Erklärungsnot zu bringen“, sagte etwa die Co-Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, der Deutschen Presse-Agentur. „Das Bild, das der Kanzler bei seiner Brasilienreise abgegeben hat, war fatal: außenpolitisch taktlos, klimapolitisch ambitionslos und gegenüber Brasilien schlicht respektlos.“
Andere Kritiker erinnerten sich angesichts der Diskussion an eine Debatte, die Merz, so die These, selbst vermutlich für überwunden gehalten habe. Stichwort: „Stadtbild“. Dass Merz im Zusammenhang mit Migration von Problemen im „Stadtbild“ in Deutschland gesprochen hatte, wird ihn wohl seine ganze Amtszeit verfolgen, urteilte etwa der „Spiegel“ und überschrieb seinen allmorgendlichen Newsletter mit der Schlagzeile: „Merz gefällt das Stadtbild in Brasilien nicht“.
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