Israel feiert die Freilassung der Geiseln durch die Hamas, einstweilen schweigen nach zwei Jahren die Waffen in Gaza. Was sind die nächsten Schritte im Friedensprozess?

Es war ein historischer Montag: Die 20 noch lebenden Geiseln kehrten in die Heimat nach Israel zurück. 378 Tage lang, mehr als zwei Jahre, hatte die Hamas sie in Gaza festgehalten. Auch die sterblichen Überreste einiger Geiseln wurden von der Terrororganisation übergeben. Im Gegenzug begann Israel damit, etwa 2000 palästinensische Häftlinge freizulassen. 250 von ihnen waren ursprünglich zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Auch die vereinbarte Waffenruhe in Gaza hält. Der Friedensplan, den US-Präsident Donald Trump mit Israel und den Palästinensern ausgehandelt hat, scheint aufzugehen – bis jetzt. Wie geht es jetzt weiter im Ringen um einen längerfristigen Frieden? Die wichtigsten Fragen und Antworten. 

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Welche Bedingungen sind bereits erfüllt?

Mit der Waffenruhe im Gazastreifen und der Freilassung der Geiseln durch die Hamas sind bereits wichtige Schritte gelungen. Die erste Phase des Friedensplans, der Israel und die Hamas zugestimmt hatten, ist damit abgeschlossen. Donald Trump hält den Gaza-Krieg damit für beendet und rief bei seiner Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament in Jerusalem, "das Ende einer Zeit von Terror und Tod" aus.

Auch Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte: "Der Krieg in Gaza ist zu Ende." In Ägypten fand zudem ein internationaler Gipfel mit etwa 20 Staats- und Regierungschefs statt, darunter auch Merz. 

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Wie nachhaltig ist der Frieden in Gaza?

In den nächsten Wochen und Monaten geht es darum, aus der aktuellen Waffenruhe einen echten Frieden zu machen. Nach all den Kriegen und Konflikten im Nahen Osten gibt es große Skepsis, ob das gelingt. Israel hat seine Angriffe zwar wie vereinbart eingestellt, der Frieden im Gazastreifen erscheint – bei aller Freude über die Fortschritte – dennoch brüchig. Dafür gibt es mehrere Anzeichen. 

So blieben sowohl Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als auch die Vertreter der Hamas dem Friedensgipfel in Ägypten fern. Die Hamas erklärte bereits: "Das palästinensische Volk wird nicht ruhen, bis der letzte Gefangene aus den Gefängnissen der neuen Nazis befreit ist und die Besatzung von unserem Land und unseren heiligen Stätten entfernt ist." Auf der anderen Seite verfolgen Netanjahu und seine rechtsextremen Regierungspartner das Ziel, die islamistische Organisation restlos zu zerschlagen.

Was sind die nächsten Schritte im Friedensplan?

Laut Donald Trump hat nun die zweite Phase der Friedensverhandlungen begonnen. Darin geht es darum, unter welchen Bedingungen ein langfristiger Frieden in der Region erreicht werden kann. Israel hat seine Soldaten an eine vereinbarte Linie in Gaza zurückgezogen, bleibt aber zunächst in dem Gebiet. Gegenstand der Verhandlungen wird es sein, eine internationale Stabilisierungstruppe in den Gaza-Streifen zu bringen und eine Übergangsverwaltung ohne Beteiligung der Hamas zu installieren.

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Nach 738 Tagen Gefangenschaft sind alle von der islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zurückgekehrt. Im Gegenzug werden 250 palästinensische Häftlinge freigelassen © Urman/Sipa / Action Press
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Wichtige Voraussetzung dafür ist für Trump die Entwaffnung der Terrororganisation. Damit sollen erneute Gewaltakte wie das Massaker vom 7. Oktober 2023 ausgeschlossen werden. Die Hamas hat diese Forderung aber bereits deutlich abgelehnt. Der hochrangige Vertreter Hossam Badran sagte der Nachrichtenagentur AFP, die zweite Phase des Plans sei "mit vielen Komplexitäten und Schwierigkeiten verbunden". Es bahnen sich also langwierige Verhandlungen an.

Was bedeutet das für die Bevölkerung in Gaza?

Nach dem Beginn der Waffenruhe am Freitag sind die ersten Hilfslieferungen für die Bevölkerung von Gaza angelaufen. Auch das war Teil des 20-Punkte-Plans. Die Lieferungen sollen die katastrophale humanitäre Lage in dem Gebiet Stück für Stück verbessern. Tausende Menschen sind nach Inkrafttreten der Waffenruhe zurückgekehrt. Fast 80 Prozent der Gebäude sind aber durch den Krieg beschädigt oder zerstört.

Deutschland will gemeinsam mit Ägypten zu einer Wiederaufbau-Konferenz einladen. Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, für humanitäre Soforthilfe zunächst 29 Millionen Euro bereitzustellen. Durch die Waffenruhe ist laut Entwicklungsministerin Alabali Radovan außerdem "ein dreistelliger Millionenbeitrag" wieder verfügbar, der nach dem Hamas-Angriff eingefroren worden war.

Quellen: Tagesschau, "Zeit", BBC, Auswärtiges Amt, Nachrichtenagenturen DPA und AFP

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