Donald Trump inszeniert sich als Friedenspräsident, führt aber einen Krieg gegen den "Feind im Inneren". So konnte er keinen Nobelpreis bekommen – zumindest in diesem Jahr.

Vielleicht ist das, was in diesen Tagen im Nahen Osten geschieht, tatsächlich historisch. Vielleicht ist es der Anfang eines Prozesses, der dazu führt, dass Israelis und Palästinenser gleichermaßen in Frieden und Würde leben können. Vielleicht sogar, eines Tages, in zwei eigenen Staaten – ohne Mord, Terror und Krieg. Sollte es so kommen, hätte Donald Trump daran wohl einen erheblichen Anteil gehabt, vielleicht sogar den entscheidenden. Und ja – das würde nach dem Friedensnobelpreis schreien.

Das Osloer Nobelpreiskomitee hat einer vorzeitigen Ehrung Trumps widerstanden – das ist die richtige Entscheidung, aus zwei Gründen.

Erstens: Trump hat schon mehrfach einen Frieden im Gazakrieg verkündet. Einen Tag vor seiner Amtseinführung im Januar gab es einen Deal. Im Februar sinnierte er darüber, die USA wollten den Gazastreifen "übernehmen". Trumps Pläne scheiterten, immer wieder. Das ist eine Feststellung frei von Häme. Auch Joe Biden konnte keinen Frieden in der Region stiften. Das ist, einfach formuliert, sehr, sehr schwer, selbst für den Präsidenten einer Supermacht.

Fragen und Antworten Erste Phase eines Gaza-Deals steht – wie geht es nun weiter?

Läuft es diesmal besser? Dafür spricht einiges. Der internationale Druck ist enorm. Doch als die Welt am Donnerstag den Frieden bereits feierte, ging der Krieg im Gazastreifen zunächst weiter, auch mit Opfern. Der Waffenstillstand ist nun in Kraft getreten, aber er muss eben auch halten. Ob daraus ein belastbarer Frieden folgt oder der Krieg in kurzer Zeit wieder aufflammt, ist offen.

Zweitens: Trump mag sich international als Friedensvermittler inszenieren, doch daheim forciert er einen Krieg gegen den "Feind im Inneren", wie er es kürzlich bei einem Auftritt formulierte. Trump schickt die Nationalgarde in demokratisch regierte Städte, militärisch hochgerüstet und schwer bewaffnet. Seine Leute und er sprechen bereits von einem "Aufstand". Und was macht man mit denen, die so etwas wagen? Na klar, niederschlagen.

Donald Trump will seine Gegner mundtot machen

Es ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Das Militär wird entsendet, obwohl es keinen Aufstand gibt. Die Anwesenheit der Nationalgarde soll vielmehr den Aufstand erzwingen, den Trump vorgibt zu bekämpfen. Parallel dazu lässt Trump unliebsame Widersacher anklagen, darunter den früheren FBI-Chef James Comey und die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James. Es drohen Schauproteste, mit denen Trump vor allem ein Ziel verfolgt: seine Gegner einschüchtern, damit sie nicht mehr aufmucken.

Ein solches Verhalten darf nicht mit dem Friedensnobelpreis legitimiert werden. Das Osloer Nobelpreiskomitee hat in diesem Jahr die venezolanische Politikerin María Corina Machado ausgezeichnet. Eine Frau, die in ihrem Heimatland die Opposition organisiert und von Wahlen ausgeschlossen wird. "Die Demokratie ist eine Grundvoraussetzung für einen dauerhaften Frieden", erklärte ein Sprecher des Nobelpreiskomitees. Das gilt für Venezuela genauso wie für die USA. Diese Worte aus Oslo sind eine Mahnung, auch an Trump. Sie sind eine Erklärung, warum er diesen Preis nicht bekommen konnte, zumindest in diesem Jahr.

María Corina Machado Sie schnappte Trump den Friedensnobelpreis weg: Wer ist "La Libertadora"?

Manche hatten die Hoffnung, mit dem Friedensnobelpreis könne man Trump besänftigen. Ihn ins westliche Team ziehen. Handelskriege beenden, die Ukraine stützen. Das ist alles richtig und ein nobler Gedanke. Aber wer sagt, dass sich ein Trump für die Ideen des Westens einspannen lässt? Wenn er den Preis hätte, könnte er genauso gut auf die Wünsche der anderen pfeifen.

Wenn der US-Präsident tatsächlich eine Chance auf den Friedensnobelpreis haben möchte, muss er seinen autokratischen Vorstellungen im In- und Ausland abschwören. Er hat es selbst in der Hand.

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