Ohne Donald Trumps Druck auf Israels Premier Netanjahu wäre die Einigung unmöglich gewesen. Folgte Trump nur einer Stimmung, oder hat er eine echte Strategie für Gazas Zukunft?

Kann die Teilvereinbarung zwischen Israel und der Hama zum gegenseitigen Austausch von Geiseln und Gefangenen der Tor in eine friedlichere Zukunft von Israelis und Palästinensern öffnen? Bei aller Hoffnung bleibt der Sicherheitsexperte Christian Mölling skeptisch. "Es ist noch kein einziger humanitärer LKW über die Grenze gefahren. Es ist noch keine Geisel ausgetauscht", gibt der Politologe vom Brüsseler Think Tank "European Policy Center" in der neuesten Ausgabe des stern-Podcasts "Die Lage – International" zu bedenken. Und: "Wir haben es mit Donald Trump zu tun."

Den ungewöhnlichen, öffentlichen Druck, den der US-Präsident in den Tagen vor dem Deal auf Israels Premier Benjamin Netanjahu ausübte, hält Mölling für Teil einer Inszenierung. "Die Frage ist: Ist das Stimmung oder steckt dahinter eine Strategie." Man müsse Trump aber seine unkonventionelle Verhandlungsweise zugutehalten. "Er ignoriert einfach alles, was in der Vergangenheit gang und gäbe gewesen ist", so Mölling. "Darin liegt Trumps Stärke."

"Trump will Frieden, weil er Geschäftsinteressen hat"

Netanjahu seien womöglich in den vergangenen Wochen strategische Fehler unterlaufen, wie etwa der Befehl für den israelischen Luftangriff auf die Hamas-Führung in der Hauptstadt Katars, eines wichtigen US-Verbündeten, der Donald Trump sehr verärgert haben soll. Der US-Präsident hatte Israels Premier bei dessen Besuch in Washington Anfang vergangener Woche zu einer öffentlichen Entschuldigung bei Scheich Tamim, dem Emir von Katar, genötigt. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Netanjahu zuletzt ein Getriebener gewesen ist. Einerseits von der Dynamik dieses Konflikts selbst. Andererseits von der Sorge, dass er innenpolitisch an Rückhalt verliert, wenn der Krieg zu Ende geht", so Mölling. Trump selbst indes habe "Interesse am Frieden, weil er Geschäftsinteressen in der Region hat."

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Der Hamas eröffnet der nun geschlossene Deal aus Möllings Sicht die Chance auf ein politisches Überleben. "Die meisten der Häftlinge, die Israel nun freilassen soll, stehen der Hamas sehr nah. Das sind ja nicht die wirklichen Opfer dieses Kriegs", so der Politologe. "Die Hamas kann nun versuchen, ihre Reihen aufzufüllen und ihre Macht abzusichern."

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