Donald Trump wäre der fünfte US-Präsident, der den Friedensnobelpreis bekäme. So außergewöhnlich wäre das also nicht. Doch es gäbe auch eine andere Lösung.

Er will ihn. Er will ihn wirklich, wirklich sehr. Das hat er in den vergangenen Wochen deutlich gemacht. Und nun, angesichts der ersten realistischen Anzeichen einer möglichen Friedensanbahnung, müsste er ihm doch wirklich sicher sein. Glaubt Donald Trump.

Hat er das? Sich den Friedensnobelpreis verdient?

Dazu lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und die Geschichte dieses Preises anzuschauen, der ja entstanden ist, weil ein Mann, Alfred Nobel, der Welt nicht nur Dynamit und dessen schreckliche Auswirkungen hinterlassen wollte. Sondern eben auch ein kleines bisschen Frieden. Oder, wenn es davon schon zu wenig gab, zumindest eine Auszeichnung für die, die Frieden versuchen in einer Welt voller Kriege.

Da sind einmal alle vier US-Präsidenten, die den Friedensnobelpreis bekommen haben. 

1906: Theodore Roosevelt für die Vermittlung des Friedensvertrags zwischen Russland und Japan, 1905. Roosevelt war allerdings auch bekannt für seine imperialistische, aggressive Außenpolitik.

Vorbild: US-Präsident Theodore Roosevelt, hier auf einem Ölgemälde im Weißen Haus, erhielt 1906 den Friedensnobelpreis © BRENDAN SMIALOWSKI

1919: Woodrow Wilson für seine Initiativen zur Beendigung des Ersten Weltkriegs und dem Anstoß zur Gründung des Völkerbunds. Dem aber dann die USA eben doch nicht beitraten. Und natürlich war Woodrow Wilson gleichzeitig im Ersten Weltkrieg auch der Oberste Befehlshaber der US-amerikanischen Armee, die Kriegspartei war.

2002: Jimmy Carter für sein jahrzehntelanges Engagement für Konfliktlösungen, Demokratie und Menschenrechte. Wobei Jimmy Carter als US-Präsident keinen einzigen Krieg durch Verhandlungen beendet hat. Er hat aber auch keinen einzigen begonnen oder geführt – was erwähnenswert ist, weil es leider so außergewöhnlich bleibt. Und er war der Vermittler des Camp-David-Abkommens von 1978, das zu einem Friedensschluss zwischen Ägypten und Israel führte. Und das damit keinen direkten Krieg beendete – aber den Grundbaustein überhaupt für einen möglichen Frieden im Nahen Osten legte.

Im Jahr 2002 wurde Jimmy Carter mit dem Friedensnobel-Preis ausgezeichnet © ZUMA Press Wire / Zuma Press

2009: Barack Obama für seine Bemühungen, die internationale Diplomatie zu stärken. Er erhielt diese Auszeichnung gleich zu Beginn seiner beiden Amtszeiten – die sich danach auch dadurch auszeichneten, dass er mehrere Länder gezielt mit Drohnen angriff, um dort angebliche Terroristen zu töten, die niemals vor Gericht gestellt worden waren.

Im Jahr 2009 holte sich Barack Obama in Oslo den Friedensnobelpreis ab © LISE ASERUD

In dieser Reihe wäre Donald Trump also gar nicht so ungewöhnlich. 

Und wenn sein Punkte-Plan alle Geiseln nach Hause bringt und zu einem Waffenstillstand führt, ist das in dieser Reihe schon ziemlich viel Frieden für einen Preisträger.

Friedensnobelpreis: Viele umstrittene Gewinner

Dann gibt es die Preise, die für Friedens-Bemühungen im Nahen Osten vergeben wurden – konkret sechs an sieben Menschen und eine Organisation (UN-Blauhelme). Unter diesen Menschen finden sich der Chef der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, Jassir Arafat, der den Preis zusammen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres und Jitzhak Rabin erhielt. Und der über viele Jahre in Verbindung stand mit Terroraktionen auf der ganzen Welt. 

Erinnerung in Gaza: Wandgemälde des ehemaligen Führers der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO – und Friedensnobelpreisträgers Jassir Arafat © B4844/_Nidal Alwaheidi

Auf israelischer Seite wurde auch der israelische Ministerpräsident Menachem Begin ausgezeichnet – für den Abschluss des Camp-David-Abkommens. Dieser war früher Anführer einer militanten israelischen Gruppe und damit das Gegenteil eines Friedensmenschen.

Sowieso haben alle Bemühungen aller Ausgezeichneten – bis heute offensichtlich – nicht zu einem belastbaren Frieden geführt. Und einige Ansätze wurden noch viel weniger umgesetzt als der Plan, den Trump jetzt gegen Widerstand des israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu und der Hamas durchgesetzt hat.

Am runden Tisch: Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (2.v.l.) in Verhandlung mit dem Nationalen Sicherheitsberater der USA, Mike Waltz (l.), sowie Steve Witkoff (3.v.l.), Trumps Sondergesandten für den Nahen Osten. © Avi Ohayon

Dann gibt es aber, drittens, noch eine weitere Statistik, die man sich anschauen kann: Die Jahre, in denen der Preis gar nicht verliehen wurde. Sechs Pausen gab es, einige davon sogar über mehrere Jahre während des Ersten und Zweiten Weltkriegs und in den Jahren 1923 und 1924, als das Komitee "keine geeigneten Kandidaten" fand. Und nochmals in den Jahren 1966 und 1967, als der Vietnamkrieg immer weiter um sich griff und es einfach gar keinen Platz gab in der Welt für Frieden.

Die Frage, die man eigentlich beantworten müsste, wäre also gar nicht, ob Donald Trump den Friedensnobelpreis verdient hätte.

Sondern ob wir in Zeiten leben, in denen man überhaupt einen Friedensnobelpreis verleihen sollte.

Und diese Antwort müsste angesichts der Kriege in allen Teilen der Welt und der Eskalationen, die gerade jeden Tag weitergehen, heißen: Nein.

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