Merkel kritisiert Einladung von Macron als Gastredner zu Einheitsfeier
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Rednerliste für den zentralen Festakt zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit kritisiert. Bei der Feier in Saarbrücken soll neben Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) auch der französische Präsident Emmanuel Macron zu Wort kommen. Sie selbst schätze Macron, sagte Merkel dem ZDF: „Aber vielleicht hätte man auch jemanden aus Osteuropa oder aus Ostdeutschland als Gastredner nehmen können, anlässlich von 35 Jahren Deutscher Einheit.“
Der Festakt, der am Mittag beginnt, findet dieses Jahr im Saarland statt, weil das Land den Vorsitz der Bundesländer führt. Macron ist als Ehrengast eingeladen. Merz selbst will eine nach vorn gerichtete Rede halten. Er wolle in Saarbrücken nicht so viel zurückschauen, sondern Themen anschneiden, „die ich zur Lösung der Probleme in unserem Land als dringlich ansehe“, hat der CDU-Vorsitzende angekündigt.
So hatte sich Merz am Mittwoch nach der Kabinettsklausur ausgedrückt, als er gefragt wurde, ob er eine „Ruck-Rede“ halten wolle. Der Begriff geht zurück auf eine Ansprache des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog von 1997. Er sagte damals: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von lieb gewordenen Besitzständen.“ Der Appell wurde danach oft zitiert.
Merz müht sich seit Monaten sowohl um eine bessere Stimmung im Land als auch um Rückhalt für Reformen etwa der Sozialsysteme. „Hören wir doch mal auf, so larmoyant und so wehleidig zu sein in diesem Land“, sagte der Kanzler schon vor ein paar Tagen in einer Rede bei der Mittelstandsunion.
Auch das Kabinett befasste sich bei seiner ersten Klausurtagung in der Villa Borsig intensiv mit der Frage, wie man die Stimmung drehen und Freude am Wandel erzeugen könnte. „Im Prinzip ist unser Hauptgegner die Laune“, wurde Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) von Teilnehmern zitiert.
Man sei sich einig gewesen, dass ein Kulturwandel nötig sei, um eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen, hieß es. Und am Rande der Klausur wurde gestreut, dass der Auftritt des Kanzlers in Saarbrücken eine „neue Ruck-Rede“ werden könnte.
Bei vielen Menschen herrscht heute Ernüchterung
Am 3. Oktober 1990 hatten sich die beiden deutschen Staaten nach mehr als 40 Jahren Teilung nach Regeln des westdeutschen Grundgesetzes vereinigt, rund ein Jahr nach der friedlichen Revolution in der DDR und der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze. Obwohl sich die Lebensverhältnisse nach und nach angeglichen haben, herrscht Umfragen zufolge bei vielen Menschen heute Ernüchterung.
So sagten bundesweit 30 Prozent in einer YouGov-Umfrage, dass Ost- und Westdeutsche mehr trennt als eint. Nur 16 Prozent glauben, dass Gemeinsamkeiten überwiegen. Von den befragten Ostdeutschen sagten YouGov zufolge sogar 43 Prozent, dass Ost- und Westdeutsche mehr trennt als eint. Nur 11 Prozent meinen, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen.
Im neuen ZDF-Politbarometer gaben zwar neun von zehn Befragten an, sie fänden die deutsche Vereinigung grundsätzlich richtig. Zugleich sagten aber 47 Prozent im Westen und 57 Prozent im Osten, die Probleme der Wiedervereinigung seien zu einem großen Teil noch ungelöst. Im aktuellen ARD-„Deutschlandtrend“ zeigten sich 61 Prozent mit dem Stand der deutschen Einheit sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden, 34 Prozent weniger beziehungsweise gar nicht zufrieden.
Begleitet wird der Festakt in Saarbrücken von einem Bürgerfest, Kunst, Musik und Diskussionen. Die Feiern tragen das Motto „Zukunft durch Wandel“ und „Feiern, was uns verbindet“. Morgens gibt es einen ökumenischen Gottesdienst.
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