Wegen Bau von Fußball-Stadien – größte Proteste seit Jahren in Marokko
Junge Demonstranten sind am Wochenende bei Protesten in Marokko mit der Polizei aneinandergeraten. Dabei handelte es sich um die größten Anti-Regierungsproteste der vergangenen Jahre. Die Demonstranten prangerten in mindestens elf Städten die ihrer Ansicht nach fehlgeleitete Prioritäten der Regierung an. Sie zogen eine direkte Verbindung zwischen dem maroden Gesundheitssystem des Landes und den Investitionen im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 und skandierten Parolen wie „Die Stadien sind da, aber wo sind die Krankenhäuser?“
In Rabat, Marrakesch und Casablanca unterbrachen Polizisten die Proteste und nahmen zahlreiche Demonstranten fest. Der Marokkanische Verband für Menschenrechte meldete Dutzende Festnahmen allein am Samstag. Einige Demonstranten seien auch körperlich misshandelt worden, hieß es.
Marokko errichtet drei neue Stadien und modernisiert weitere sechs zur Vorbereitung auf die WM 2030. Zudem wird das Land noch in diesem Jahr den Afrika-Cup ausrichten. Die Unruhen im Land nahmen zuletzt zu, nachdem acht Frauen bei der Geburt in einem öffentlichen Krankenhaus in der Küstenstadt Agadir gestorben waren, was an der schlechten medizinischen Versorgung gelegen haben soll.
Die Regierung bestreitet, dass die Ausgaben für die Weltmeisterschaft Vorrang vor der öffentlichen Infrastruktur hätten. Marokkos Ministerpräsident Aziz Akhannouch verteidigte sogar die „großen Errungenschaften“ der Regierung im Gesundheitsbereich.
Im Gegensatz zu früheren Protesten, die von Gewerkschaften oder Parteien getragen wurden, organisierten die führungslosen Protestbewegungen am Wochenende ihre Aktionen überwiegend über soziale Medien. Diese wurden als Bewegung der Generation Z bezeichnet. In Marokko stellen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, den größten Bevölkerungsanteil.
Daten der Weltgesundheitsorganisation von 2023 zeigen, dass Marokko nur 7,7 medizinische Fachkräfte pro 10.000 Einwohner hat – in einigen Regionen wie Agadir sind es sogar nur 4,4 pro 10.000. Die WHO empfiehlt 25 pro 10.000.
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