„Ich stehe hier als Präsidentin der UN. Niemand interessiert das so wirklich“
Vom beschaulichen Potsdam in die Stadt, die niemals schläft: Als Präsidentin leitet die frühere deutsche Außenministerin Annalena Baerbock in der UN-Zentrale am New Yorker East River gerade die Vollversammlung der Vereinten Nationen. Doch außerhalb der „High-Level-Woche“ der UN hat sich die 44-Jährige mit ihren beiden Töchtern nach eigenen Worten schon ganz gut eingelebt im „Big Apple“.
Was sie am meisten liebe an New York City? „Die Lautstärke nicht“, sagte Baerbock in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa, das mitten auf dem Times Square im Herzen der Stadt geführt wurde.
„Man muss in Interviews fast schreien und selbst nachts bei geschlossenen Fenstern hört man den Straßenlärm“, sagte Baerbock. Aber auch das Schöne an New York erlebe sie auf dem Times Square: „Ich stehe hier als Präsidentin der Vereinten Nationen. Niemand interessiert das so wirklich.“ Die Vielfalt dieser Stadt bedeute auch, „dass man selber darin vollkommen untergeht. Und für mich ist das ehrlich gesagt auch manchmal sehr befreiend.“
Baerbock präsentiert zum 80-jährigen UN-Bestehen eine Werbekampagne mit dem Motto „Gemeinsam besser“. Auf Bildern und in einem Video wirbt die in einer tiefen Krise steckende UN für ihre Arbeit und ihren weltweiten Nutzen für die Menschen. Seit Jahren erodieren die Visionen und Grundprinzipien, auf denen die Weltorganisation 1945 gegründet wurde. Statt einer starken internationalen Gemeinschaft zählt in vielen Konflikten weltweit allein das Recht des Stärkeren. Angeheizt wird diese Dynamik auch von der US-Regierung, die die Krise der UN mit massiven Kürzungen und verweigerten Zahlungen vertieft.
Auch während des Interviews lief auf einer riesigen Leinwand über einem Souvenir-Shop im Abstand von ein paar Minuten in Dauerschleife ein Imagefilm der UN, heißt es im dpa-Bericht. Auf Rikschas ist die UN-Werbung mit der Aufschrift „unstoppable“ (deutsch: Unaufhaltsam) zu lesen. Das „un“ im Wort, das Kürzel der Weltorganisation, ist im markanten Blau gehalten.
Privatleben im Central Park oder in Brooklyn
Natürlich habe sie aber neben der Arbeit für die UN auch ein Privatleben in New York, sagte Baerbock. Zwar sei die Generalversammlungswoche sehr voll mit Terminen. „Da komme ich sehr, sehr spät nach Hause und beginne sehr früh. Das kenne ich von meinem Amt zuvor.“ Aber nach der Ankunft aus Deutschland „hatte ich schon auch ein paar Tage, wo man mal im Central Park unterwegs sein konnte“. Oder etwa auch, um aus Manhattan hinaus nach Brooklyn zu fahren.
Zeit, um ein Musical am Broadway oder das berühmte Museum of Modern Art zu besuchen, habe sie noch nicht gefunden – jedenfalls nicht in den vergangenen Wochen, berichtet die Ex-Ministerin. Solche Besuche habe sie aber früher schon mal gemacht – „als ich mit 16 in den USA war und damals eine Woche in New York war“, erinnert sich Baerbock.
Baerbock war im Juni auf den hauptsächlich zeremoniellen Posten der Präsidentin der UN-Vollversammlung gewählt worden und hatte diesen Anfang September angetreten. Sie ist die fünfte Frau, die der Generalversammlung vorsteht. Die Amtszeit beträgt ein Jahr.
Ursprünglich war für das Amt der Präsidentin der UN-Generalversammlung die deutsche Spitzendiplomatin Helga Schmid vorgesehen. Baerbock wurde für ihre späte Kandidatur für den Posten nach der verlorenen Bundestagswahl daher scharf kritisiert. Für ihre Arbeit als Präsidentin der UN-Generalversammlung in New York erhält Baerbock ein zu versteuerndes Grundgehalt von gut 13.000 Euro. Bezahlt wird das Gehalt von Deutschland.
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