Trotz internationaler Kritik führt Israel seine Militäroffensive in Gaza-Stadt durch. Jetzt bringt die Hamas die noch verbliebenen Geiseln ins Spiel.

Mit einer Fotomontage hat die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas damit gedroht, dass die noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln niemals zurückkehren könnten. Hintergrund ist die jüngste Militäroffensive Israels in Gaza-Stadt.

Der bewaffnete Hamas-Arm, die Essedin-Al-Kassam-Brigaden, veröffentlichte am Samstag Aufnahmen von 46 der 47 Geiseln über den Onlinedienst Telegram und erklärte dazu, wegen des "Starrsinns" von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und der "Unterwürfigkeit" von Armeechef Ejal Samir handele es sich um "Abschiedsfotos".

Krieg in Nahost Hamas-Sprecher: "Wir sind bereit, die Geiseln freizulassen. Aber nicht unter Beschuss"

Im dazugehörigen Text wird Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu beschuldigt, eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln verweigert zu haben. Zugleich wird Generalstabschef Ejal Zamir vorgeworfen, er führe den Befehl zur Eroberung der Stadt Gaza aus, obwohl er Berichten zufolge ursprünglich dagegen war. 

Alle Fotos waren zudem mit dem Namen des 1986 über dem Südlibanon abgestürzten und seither vermissten israelischen Luftwaffenpiloten Ron Arad versehen. Sein ungeklärtes Schicksal bewegt die israelische Öffentlichkeit bis heute. Das Zurückholen gefangen genommener oder verschollener Soldaten gilt in dem Land als nationale Verpflichtung.

Hamas will Gaza-Offensive mit Geiseln aufhalten

Am Dienstag hatte Israel eine höchst umstrittene Bodenoffensive in der Stadt Gaza begonnen, in der noch Hunderttausende Palästinenser leben. Familienmitglieder der 47 noch immer im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln forderten die Regierung zum Stopp der Offensive auf, sie fürchten um das Leben ihrer Angehörigen. Unter den Geiseln sind auch deutsche Staatsbürger.

Die Hamas hatte schon vor Tagen gewarnt, der Beginn der israelischen Offensive in der Stadt bedeute, dass keiner der Entführten je nach Israel zurückkehren werde. Demzufolge holte die Hamas die aus Israel entführten Geiseln aus Tunneln und verteilte sie auf mehrere Viertel der Stadt Gaza, um so die israelische Armee von Angriffen abzuhalten.

Israelische Angehörige wegen verbliebenen Geiseln besorgt

Eine würdige Beerdigung ist für Israelis aus religiösen, menschlichen und gesellschaftlichen Gründen von größter Wichtigkeit. Dies gilt insbesondere auch für gefallene Soldaten. Die Armee hat einen Kodex, der vorsieht, dass Soldaten "nicht zurückgelassen" werden – weder lebend noch tot. Dieses Versprechen soll auch die Moral der Truppe stärken.

Angehörige der während des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 aus Israel verschleppten Menschen werfen Netanjahu vor, die Geiseln mit der Bodenoffensive zu opfern. Sie fürchten um das Leben der Entführten – und dass die Hamas sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen könnte. Von den verbliebenen Geiseln sind nach israelischen Informationen mindestens 20 noch am Leben – darunter auch deutsche Staatsbürger.

Die islamistische Hamas und ihre Verbündeten hatten Israel am 7. Oktober 2023 brutal überfallen und damit den Gaza-Krieg ausgelöst. Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas festgehalten, mindestens 25 von ihnen sind nach israelischen Angaben allerdings vermutlich bereits tot. Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach unabhängig nicht überprüfbaren Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 65.000 Menschen getötet.

AFP · DPA cl
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