Welche Risiken Donald Trumps Besuch bei König Charles III. birgt
Selbst Donald Trump verschlug es für einen Moment die Sprache, als der britische Premierminister Keir Starmer Ende Februar im Oval Office einen Umschlag mit goldenem Wappen aus der Anzugtasche zog. „Es ist mir eine Freude, Ihnen einen Brief des Königs zu überreichen. Er sendet seine besten Grüße.“
Der US-Präsident öffnete den Brief vor laufender Kamera, las aufmerksam den Inhalt und war sichtlich beeindruckt. „Oh, that‘s ... wow!“, murmelte Trump. Eine erneute Einladung zum Staatsbesuch ins Vereinigte Königreich. „Das ist wirklich etwas Besonderes. Das hat es noch nie gegeben und symbolisiert die Stärke unserer Beziehungen“, erklärte Starmer.
Tatsächlich haben die britischen Royals noch nie ein Staatsoberhaupt zweimal eingeladen. Hohe Vertreter des Weißen Hauses werden nicht müde, das Treffen als „historisch“ zu bezeichnen. Der US-Präsident betonte bei seiner Ankunft in London am späten Dienstagabend Ortszeit, dass er „so viele Dinge hier liebt – sie wärmen mein Herz, das muss ich euch sagen. Es ist ein besonderer Ort für mich.“
Ein besonderer Ort, eine besondere Einladung. Die Bilder von goldenen Kutschen, Kronjuwelen und opulentem Staatsbankett in Windsor Castle werden nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Besuch Risiken birgt für die britische Regierung, das Königshaus und auch Europa.
Schon die seinerzeit im Oval Office überreichte Einladung war ein Beweis, mit welchen Mühen Europa die Gunst des US-Präsidenten zu gewinnen versucht. Zur Erinnerung: Starmer kam zwei Tage vor dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ins Weiße Haus. Zusammen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron leistete er vollen Einsatz, damit Trump der Ukraine Unterstützung zusichert. Ein Versuch, der bekanntlich im Eklat endete.
Nach wie vor hat sich Trump nicht zu einer fortgesetzten Unterstützung Kiews bekannt. Washington gibt keine neuen Gelder frei und verhängt keine neuen Sanktionen gegen Russland. Stattdessen übernahm Trump beim Gipfel in Alaska die Forderungen von Russlands Machthaber Wladimir Putin.
Auch nationale Interessen kann Starmer nur halbwegs verteidigen. Trump verhängte Anfang April über alle Handelspartner Zölle. Die Briten erreichten zwar in der Folge am schnellsten einen Deal mit Washington. Der aber enthält weiter viele Unwägbarkeiten für britische Firmen. Kurz vor Trumps Ankunft am Dienstag zog Washington eine Vereinbarung zurück, dank derer die Zölle auf Stahl und Aluminium von 25 Prozent auf null reduziert worden wären.
Gegenwind aus Washington gab es jüngst auch bei der AUKUS-Sicherheitspartnerschaft. Das Pentagon ordnete eine Prüfung der Abmachungen an. Grund: Es seien Fragen angebracht, ob das milliardenschwere Programm, dem auch Australien angehört, mit der „America First“-Agenda von Trump vereinbar sei.
„Ich mag ihn, ein guter Typ“, sagt Trump über Starmer
Im Scheinwerferlicht herrscht gleichwohl demonstrative Zuneigung. „Ich mag ihn, er ist ein guter Typ“, sagt Trump über den Sozialdemokraten Starmer. Was Trump noch mehr an dem Premier mag: dass er das Königshaus zu einer weiteren Einladung überredete. Trump liebt den royalen Glanz. Seine Mutter war Schottin, „wenn Queen Elizabeth II. im Fernsehen war, hat sie das immer angeschaut“, erzählte Trump einmal.
Sein erster Staatsbesuch 2019 war noch zu Lebzeiten der Königin, und Trump genoss Pomp und Prunk sichtlich. „Ich liebe das Vereinigte Königreich, ich liebe die Königsfamilie!“, hat er wiederholt gesagt. Dass er beim Abschreiten der Militärparade auf Schloss Windsor den Fauxpas beging und nicht nur vor der Monarchin ging, sondern ihr sogar den Weg versperrte, ging zumindest auf der Insel in die Annalen der „special relationship“ ein.
Für den Republikaner haben die Bilder aus Windsor Castle in den kommenden Tagen große Bedeutung. Für die Basis zu Hause, aber auch für ihn persönlich. „Trump baut seine eigene Dynastie auf. Er will diese Bindung an die Königsfamilie schaffen, weil er seine eigene Familie in diesem Licht sieht“, sagt Fiona Hill, ehemalige Beraterin des Präsidenten, der „New York Times“. Dass Trump seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus vor nur acht Monaten neben dem britischen König auch den saudischen Monarchen und die niederländische Königsfamilie besucht hat, veranschaulicht seine Leidenschaft für royale Dynastien.
Kein Zufall ist bei Starmers Choreografie, dass der erste Teil des Besuchs in Windsor Castle abläuft, der zweite auf dem Landsitz des britischen Premierministers in den abgelegenen Chiltern Hills nordwestlich von London. Beide Orte sind für Demonstranten nur schwierig zu erreichen. Das am Montag von Aktivisten groß an die Mauern von Windsor Castle projizierte Foto von Trump mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein muss König Charles III. nicht fürchten. Alles wird großräumig abgesperrt.
Ausgeladen ist auch Prinz Andrew, der Bruder des Königs. Der Prinz war mit Epstein jahrelang befreundet. Selbst nach dessen Verurteilung 2008 brach er den Kontakt nicht ab. Die Queen vereinbarte kurz vor ihrem Tod einen angeblichen millionenschweren Deal mit einer Frau, die Prinz Andrew beschuldigt hatte, sie als Minderjährige zum Sex gezwungen zu haben. Seither gehört der Prinz nicht mehr zum Kreis der Royals, die öffentlich die Familie repräsentieren.
Epstein ist derweil auch für Trump ein Thema, das nicht verschwinden mag, obwohl der Republikaner Vorwürfe in diesem Kontext kategorisch als „Erfindung“ abtut. Erst in der vergangenen Woche musste Starmer seinen Botschafter in Washington feuern, weil vertrauliche Mails zwischen Peter Mandelson und Epstein öffentlich geworden waren. Der Labour-Politiker hatte dem Amerikaner, ähnlich wie Prinz Andrew, auch nach der Verurteilung Loyalität geschworen.
Kutschfahrt mit William und Kate
Trump wird ohnehin lieber Prinz Andrews Neffen sehen. Prinz William und dessen Frau Kate werden am Mittwoch gemeinsam mit Donald und Melania Trump eine Fahrt in der königlichen Kutsche durch Windsor Park machen. Am Abend sitzen sie gemeinsam am 50 Meter langen Mahagonitisch in der 1360 gebauten St. George's Hall in Windsor Castle. 150 erlesene Gäste dürfen dabei sein.
Welchen politischen Lohn Keir Starmer und die britischen Royals für ihre Mühen dieses Mal bekommen? In der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump haben solche Voraussagen keine lange Laufzeit.
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