Ex-US-Botschafter fordert Visum-Entzug für Elmar Theveßen – Jetzt reagiert das ZDF
Seit Tagen rufen rechte Politiker und Meinungsmacher US-Amerikaner dazu auf, kritische Beiträge über den getöteten US-Aktivisten und Influencer Charlie Kirk öffentlich anzuprangern – mit dem Ziel, dass der jeweilige Autor entlassen wird.
Auch ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen ist ins Visier der Kritiker geraten. Der Republikaner und Ex-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, äußerte sich am Wochenende in mehreren Tweets auf X zu dessen Aussagen über Kirk.
„Dieser radikale linke Deutsche (gemeint ist Theveßen, d. Red.) ruft immer wieder zu Gewalt gegen Menschen auf, mit denen er politisch nicht übereinstimmt. Er gibt sich in Washington, D.C. als Journalist aus. Sein Visum sollte widerrufen werden. Für solche Aufwiegler ist in Amerika kein Platz“, schrieb er am Samstag Dazu verlinkte er ein Video, in dem Theveßen in einer anderen ZDF-Korrespondenten-Schalte Stephen Miller, den stellvertretenden Stabschef des Weißen Hauses, in die Nähe von Propagandisten des Dritten Reichs rückte.
Zuvor war Theveßen vorgeworfen worden, am Donnerstagabend bei der Sendung „Markus Lanz“ die politischen Positionen Kirks falsch wiedergegeben zu haben. Der Washingtoner ZDF-Büroleiter sagte dort über Kirk: „Er hat gesagt, dass Homosexuelle gesteinigt werden müssen. Er hat gesagt, die Frau muss sich dem Mann unterwerfen. Er hat gesagt, dass Schwarze die Positionen der Weißen wegnehmen wegen dieser Politik der Demokraten der vergangenen Jahre. Er hat gesagt, wenn man im Flugzeug sitzt mit einem schwarzen Piloten, muss man Angst haben.“
Die Aussage, dass Homosexuelle gesteinigt werden sollen, wird Kirk oft zugeschrieben, ist aber aus dem Zusammenhang gerissen. In einer Stellungnahme gegenüber WELT räumte das ZDF ein, mehr Sorgfalt hätte walten müssen. „Elmar Theveßen bedauert, an der Stelle nicht ausführlicher gewesen zu sein.“
Zur Erklärung: Kirk wies in Debatten auf eine Bibelstelle (Levitikus 20,13) hin, die die Todesstrafe für Sex unter Männern fordert. Das war seine Antwort, wenn er danach gefragt wurde, ob das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ nicht bedeutet, dass man auch Liebe unter Männern gutheißen müsse.
Gegenüber WELT nimmt das ZDF seinen Korrespondenten in Schutz. „Elmar Theveßen hat in der ‚Markus Lanz‘-Sendung (...) dargelegt, dass Charlie Kirk zwar sehr harte, rechte Ansichten vertritt, sein ‚wichtigster Anspruch‘ aber war, dass er ‚dies in der Debatte gemeinsam ausfechten‘ will.“
Weiter sagte Theveßen in der Sendung dazu: „Mir ist aus dem Kopf nicht bekannt, dass er zu Gewalt aufgerufen hätte. Er hat durch diese scharfen Formulierungen beigetragen zur Polarisierung im Land, aber er hat immer dafür gefochten, dass man sich die Dinge an den Kopf werfen darf, aber dafür darf keine Seite die andere Seite ins Visier nehmen, geschweige denn jemand anderen umbringen.“
Zu der Kritik von Grenell, der bei X 1,8 Millionen Follower hat und zu den engeren Vertrauten von US-Präsident Donald Trump zählt, sagte das ZDF zu WELT: „Wir nehmen die Aussagen von Richard Grenell zur Kenntnis.“ Meinungs- und Pressefreiheit seien hohe Güter, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Und weiter: „Die Arbeit von Elmar Theveßen ist durch die Pressefreiheit geschützt.“
Die Frage, ob sich bereits US-Behörden wegen des Visums von Theveßen gemeldet hätten, ließ das ZDF unbeantwortet.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte Grenells Forderung: „Solange sich Journalistinnen und Journalisten im Rahmen der Presse- und Meinungsfreiheit bewegen, gehören staatliche Zwangsmaßnahmen wie der Entzug des Visums nicht in das Arsenal freiheitlicher Demokratien“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. In einem Brief an die US-Botschaft in Berlin habe der Verband gefordert, solche Drohungen zu unterlassen.
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