War Charlie Kirk für die Steinigung von Homosexuellen? Nein, aber...
Stephen King musste um Verzeihung bitten. "Ich war im Unrecht und ich entschuldige mich. Ich habe den Post gelöscht", schrieb der US-Horrorbesteller-Autor ("Misery"/"Es") auf dem Kurznachrichtendienst X. Dort hatte King kurz nach der Ermordung des Trump-Aktivisten Charlie Kirk am Mittwoch geschrieben: "Er befürwortete die Steinigung von Schwulen, ich sag's nur".
Ex-Botschafter fordert Ausweisung von ZDF-Reporter
Auch der ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen hatte diese Behauptung aufgestellt und ist seither massiven Anfeindungen ausgesetzt. Der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, rief in einem Tweet sogar dazu auf, Theveßen des Landes zu verweisen.
Tatsächlich hat Charlie Kirk nie die Steinigung von Homosexuellen gefordert. Dies wird irrtümlich aus einem Video vom Juni 2024 abgeleitet, in dem Kirk eine entsprechende Bibelstelle zitiert. Er reagierte damals auf eine Äußerung der lesbisch-christlichen Influencerin Rachel Anne Accurso alias Miss Rachel.

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Diese hatte damals der LGBTQ-Community einen "Happy Pride Month" gewünscht und ausgeführt, warum sie Homosexualität mit dem christlichen Glauben für vereinbar hält. "Mein Glaube ist wirklich wichtig für mich und deshalb liebe ich meinen Nachbarn", sagte Accurso mit Verweis auf das Gebot der Nächstenliebe bei Matthäus 22, Vers 39 im Neuen Testament. Dort sagt Jesus, das zweitwichtigste Gebot Gottes sei, den Mitmenschen zu lieben "wie dich selbst".
Kirk antwortete in seinem Podcast darauf, Accurso liege zwar "nicht völlig falsch", aber "wenn du Gott liebst, musst du auch sein Gesetz lieben". Dann zitiert er aus dem Alten Testament aus dem Buch Levitikus. Dort steht geschrieben, dass ein Mann "der bei einem anderen Mann wie bei einer Frau liegt", gesteinigt werden solle.
Menschen im christlichen Sinne zu lieben, bedeute, "ihnen die Wahrheit zu sagen", nicht, sie in ihrer Sünde zu bestätigen oder zu ermutigen", führte Kirk weiter aus.
Der tief religiöse Trump-Aktivist vertrat damit eine Auffassung, die bei christlichen Fundamentalisten häufig anzutreffen ist. Dass Homosexualität eine Sünde und damit gegen den Willen Gottes sei. Diese Position leitet sich aus einem Bibel-Verständnis ab, welches von vielen modernen Christen abgelehnt wird: Die Lehre, dass die Bibel von Gott wortwörtlich inspiriert und damit unfehlbar ist.

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Zu welchen grotesken Ableitungen eine solche Auffassung führen müsste, bekam Charlie Kirk von einem Studenten in Cambridge vorgeführt. Nachdem Kirk mit Verweis auf die Bibel noch einmal die Homosexuellen-Ehe abgelehnt hatte, zitierte der Student eine Reihe von Passagen aus dem Alten Testament, die sich nur im geschichtlichen Kontext verstehen lassen. Etwa, die Warnung in Exodus, dass wer am (heiligen) Sabbat arbeite, getötet werden solle. Oder das Verbot von Schweinefleisch in Levitikus 17, dessen Verzehr ebenfalls mit der Todesstrafe geahndet werden sollte.

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In der modernen Bibelauslegung (Exegese) werden deshalb Bibelstellen zunächst einmal in den historischen Kontext gesetzt, auch als Ausdruck der damaligen Gesellschaft, und dann erst in die Gegenwart "übersetzt". Maßstab ist dabei vor allem das Neue Testament, das als Zeugnis eines modernen Religionsverständnisses gesehen wird – im Gegensatz zu den oft archaischen Auffassungen des Alten Testaments ("Auge um Auge, Zahn um Zahn").
Charlie Kirk nahm Homosexuelle in Schutz
Verteidiger von Charlie Kirks Äußerungen zu Homosexualität führen oft sein Auftreten gegenüber Homosexuellen ins Feld. So entgegnete er auf einer Veranstaltung einem Trump-Fan auf dessen Forderung, Schwule aus der MAGA-Bewegung auszuschließen, in scharfem Ton, dies sei grundfalsch. Auch in seiner eigenen Bewegung "Turning Point" akzeptierte er Homosexuelle. Mehr noch: In einem Tweet von 2019 pries er eine Initiative von Präsident Donald Trump und dessen damaligem (schwulen) Deutschland-Botschaft Richard Grenell, Homosexualität in mehr als 70 Ländern zu entkriminalisieren.
Nur ein scheinbarer Widerspruch
Auch dies ist bei christlichen Fundamentalisten eine häufig anzutreffende Haltung, die nur scheinbar widersprüchlich ist. Homosexualität wird abgelehnt, Homosexuelle aber auf zwischenmenschlicher Ebene respektvoll behandelt, weil man sie als "Sünder" definiert, denen man idealerweise wieder auf den Weg zu Gott verhelfen kann.
Dass Kirk Homosexualität für eine Sünde hielt, hat er immer wieder deutlich gemacht. Zuletzt im Juni dieses Jahres: Damals postete er ein Video auf Instagram, in dem ein junger Mann auf einer seiner Veranstaltungen sich als "ehemaliger" Homosexueller präsentierte, der dank Jesus zur Heterosexualität zurückgefunden habe. "Jeder hat Versuchungen, wie du sie hast", antwortete Kirk damals. "Manche sind anfälliger fürs Glücksspiel. Andere sind zwanghafte Lügner." Man müsse diesen "Versuchungen" aber nicht nachgeben.
Hier wird klar: Kirk lehnte Homosexualität grundsätzlich ab. Es ist die klassische Definition von Homophobie.
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