Komiker nennt Transfrau „gestörte Soziopathin“ –Staatsanwaltschaft findet das „unterdrückend“
Father Ted war eine äußerst erfolgreiche Fernsehkomödie in den 90er-Jahren. In der Hauptrolle, ein irischer Priester, der auf Befehl eines autokratischen Bischofs auf eine Insel ins Exil geschickt wurde und dort mit den Spannungen zwischen Glauben und Leben in einer kleingeistigen Gemeinde umgehen muss. Hinter dem derben Humor verbargen sich tiefere Fragen darüber, was eine Gesellschaft zusammenhält – und auch darüber, wie sie auseinanderbricht.
Nun befindet sich einer der Schöpfer der Serie, der Comedy-Autor Graham Linehan, in einem weniger lustigen Drama im echten Leben, das sich in dieser Woche in einer ersten Anhörung vor dem Westminster Magistrates' Court abspielte. Lineham, der auf Sozialen Medien kritische Posts gegen Transgender-Aktivisten abgesetzt hatte, wurde Anfang des Monats am Flughafen Heathrow festgenommen.
Vor Gericht wurde erörtert, ob seine Kampagne gegen Transgender-Aktivisten die Grenze zwischen Meinungsfreiheit, Belästigung und Anstiftung zur Gewalt überschritten hat – konkret gegen Sophia Brooks, eine Transgender-Aktivistin, die ebenfalls Angriffe gegen Lineham gepostet hatte.
In einer Atmosphäre brodelnder Kulturkriege um die Frage, was es bedeutet, eine Frau zu sein oder zu werden, war es auch eine Anhörung, die sich zu einem Spektakel performativer Wut entwickelte.
Als die Verhandlung am Donnerstag beginnt, ist das Gericht im Herzen des politischen London, das sich sonst oft mit Vorverhandlungen gegen Kleinkriminelle beschäftigt, von Aktivisten für freie Meinungsäußerung umzingelt. Linehan trägt einen Aufsteller, auf dem zu lesen ist „Es gibt keine ‚Transgender-Kinder‘“.
Damit dürfte Aktivistin Brooks gemeint sein, die ihre Geschlechtsumwandlung als Teenager vollzog und nun 18 Jahre alt ist. Bereits im vergangenen Oktober war die junge Aktivistin mit Linehan auf einer Konferenz in einen handgreiflichen Streit geraten, in dessen Verlauf er ihr angeblich ihr Handy entriss und es zerbracht, indem er es auf den Bürgersteig geworfen habe.
Die Anklage behauptet, dass Linehan eine Reihe von Tweets gepostet habe, die sich gegen Brooks richteten und sie auch im persönlichen Gespräch beleidigt habe, darunter mit der Bezeichnung wie „zutiefst gestörte Soziopathin“ und „inländische Terroristin“ und „porno-schauende Sissy“. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete diese Äußerungen bei der Anhörung „unterdrückend und inakzeptabel“
Gleichzeitig räumte Brooks jedoch im Kreuzverhör ein, dass sie mehrere verschiedene Social-Media-Konten betreibt und in einem Fall gefeiert hatte, dass ein gegnerischer Demonstrant mit Suppe aus der Dose angegriffen wurde und sie dazu kommentiere, sie „wünschte“, es sei Säure gewesen. Linehan sagte aus, Brooks habe ihn damals aus nächster Nähe gefilmt, während sie ihn verspottete, und er habe aus Reflex ihr Mobiltelefon gepackt.
Zudem hatte der Linehan im April auf der Plattform X gepostet, dass bereits die Anwesenheit einer Trans-Frau in einem für Frauen vorgesehen Bereich „eine gewalttätige, missbräuchliche Handlung“ darstelle, und forderte dazu auf, in solchen Fällen „eine Szene zu machen, die Polizei zu rufen“ und „notfalls handgreiflich“ zu werden. Wenige Tage zuvor hatte die britische Gleichstellungskommission erklärt, Trans-Frauen könnten künftig auf Grundlage eines Urteils aus Frauenräumen wie Toiletten ausgeschlossen werden.
Für Aufsehen sorgte zudem, dass Linehan am Flughafen von bewaffneten Polizisten festgenommen wurde. Der Chef der Londoner Polizei gab dazu eine Erklärung ab und stellte klar, dass die Festnahmen von Polizisten am Flughafen vorgenommen wurden, die „routinemäßig“ bewaffnet sind. Das Vorgehen rief internationale Kritiker auf den Plan. Elon Musk und anderen MAGA-Aktivisten behaupteten, dass Großbritannien zu einem „Polizeistaat“ werde.
Aber sogar für Keir Starmer, den Labour-Premierminister und ehemaligen Leiter der Staatsanwaltschaft, scheint der Fall eine Grenze überschritten zu haben. Starmer erklärte in dieser Woche, die Polizei solle sich auf schwere Verbrechen konzentrieren, anstatt sich in „Auseinandersetzungen in der Identitätspolitik“ einzumischen.
Gesundheitsminister Wes Streeting kommentierte, dass die Gesetzgebung „nicht zweckmäßig“ sei, und fügte hinzu: „Wir würden unsere Polizei lieber auf den Straßen sehen als bei der Überwachung von Tweets.“
Die Ereignisse, die in dieser Woche in der Anhörung vor dem Gericht in Westminster analysiert wurden, zeigen jedoch, dass die Trennlinie nicht so absolut ist: Was gepostet und gegen-gepostet wird, kann sich unter den jeweiligen Anhängern eines Lagers schnell zu einem wütenden Konflikt in der echten Welt ausweiten – nun auch vor Gericht.
Anne McElvoy ist leitende Redakteurin für Politik bei POLITICO und Co-Moderatorin des Podcasts „Politics at Sam and Anne's”.
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