Schleimen für den Frieden
Das mehrstündige Anbiedern des ukrainischen Präsidenten und seiner europäischen Linebacker im Weißen Haus war keineswegs rückgrat-, sondern vielmehr alternativlos. Spitzendiplomatie, das war schon immer Theater. Was dieser Tage so unangenehm anzuschauen ist, ist der doch recht abrupte Wechsel von Shakespeare zu Slapstick.
Aber wenn Wolodymyr Selenskyj sich wie ein pausbäckiges Kommunionsbüblein vergiftete Komplimente für seinen Sonntagsanzug anhören kann, während in seiner Heimat Kinder tot gebombt werden, müssen Merz, Macron und Co. eben auch das verbale Tätscheln und Betätschelt-Werden eines Mannes ertragen, der die Macht hat, dem Sterben ein Ende zu setzen.
Auf dieses Treffen schaute die Welt – die Bilder des Gipfels

Schleimen für den Ukraine-Frieden?
Wer hat nicht schon einmal mit leeren Augen über einen miesen Witz des Chefs gejohlt? Warum sollten sich Staatslenker anders verhalten als Otto Normalmächtige? Es ist ein Spiel. Mit hohen Einsätzen zwar. Aber eben ein Spiel. Und Trump, das älteste Kleinkind der Weltpolitik, macht die Regeln. Wenn er nicht gerade das Brett umwirft, spielt er sogar mit: Merz sei eine "starke Person, ein starker Anführer", Nato-Generalsekretär Mark Rutte ein "sehr respektierter Gentleman", lobte er denBesuch. Apropos Rutte. Natürlich muss es selbst für ergebnisorientiertes Geschmeichel Grenzen geben. Nämlich dann, wenn der Schmeichler nicht sich selbst blamiert, sondern das, wofür er steht. In dem Fall das größte Militärbündnis der Welt – Stichwort Daddy Issues.
Nein, Europa darf sich Trump nicht gänzlich unterwerfen. Aber zu akzeptieren, dass sein Gegenüber am längeren Hebel sitzt und entsprechend zu handeln, dafür darf sich kein europäischer Realpolitiker zu schade sein. Nichts anderes hat Merz getan, als er den US-Präsidenten beim Supergipfel am Montag auf der einen Seite großflächig bauchpinselte, sich ihm aber auf der anderen Seite widersetzte, indem er auf die Notwendigkeit eines Waffenstillstands pochte. Ein beeindruckendes Manöver.

Trumps Ukraine-Gipfel Ein (kleiner) Schritt in Richtung Frieden
Die Würde des Menschen ist unantastbar, die eines Trump-Bittstellers ist es nicht
Wer Trump etwas Langfristiges verkaufen will, muss sich kurzfristig selbst verkaufen. Putin, der moralemanzipierte Mann am anderen Ende des Werteschemas, weiß das und kann das. Wem diese Skrupellosigkeit abgeht, dem bleibt abseits vom Schleimen nur das Schweigen. Wie das der Techgiganten, die sich bei Trumps Krönung buchstäblich hinter ihn stellten. Oder jenes der letzten Altrepublikaner, die längst die Kraft verloren haben, aus der Reihe zu tanzen. Dieses Schweigen geht gut, solange es um Aktienkurse und/oder persönliche Vorteile geht.
Europas Anführer, und erst recht Selenskyj, buckeln aber nicht um ihretwillen, sondern für die Menschen in der Ukraine. Schleimen für den Frieden – das ist widerlich, ja. Aber ein moderater Preis – und in der Ära Trump ohnehin nicht verhandelbar.
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