Die Bürgermeisterin von Oslo, Anne Lindboe, hat mit einem Beitrag auf Facebook den geplanten Besuch einer AfD-Politikerin in der norwegischen Hauptstadt kritisiert. Es tue weh, „wenn Kräfte von außen hierherkommen, um Rassismus, Hass und Polarisierung zu verbreiten“, schrieb Lindboe und fügte hinzu: „Denn darum geht es, wenn die Alternative für Deutschland (AfD) von den Norwegischen Demokraten zu einer ,Inspektion‘ hierher eingeladen wird.“

Hintergrund ist ein für diesen Freitag geplanter Besuch der brandenburgischen AfD-Landtagsabgeordneten Lena Kotré in Oslo. Gemeinsam mit Geir Ugland Jacobsen, dem Chef der islamfeindlichen Partei Norwegische Demokraten, will sie dort unter anderem das multikulturelle Stadtviertel Grønland besuchen. Kotré, die vom Verfassungsschutz als Rechtsextremistin eingestuft wird, hatte in einer Ankündigung in den sozialen Netzwerken von einer „sich ausbreitenden Parallelgesellschaft“ in Oslo gesprochen.

Bürgermeisterin Lindboe, die der konservativen Partei Høyre angehört, schrieb hingegen: „Wir lösen Probleme nicht, indem wir Menschen gegeneinander aufbringen, sondern indem wir Vertrauen, Gemeinschaft und Dialog aufbauen.“ Sie habe selbst fünf Jahre lang in Grønland gelebt und sich dort sehr wohlgefühlt. „Es ist ein Stadtteil, auf den ich stolz bin, und ich lade gern zu einem Stadtrundgang ein, um das wahre Herz von Oslo zu zeigen.“

Auch unter den Anwohnern stößt die Reise der AfD-Politikerin auf Kritik. Wie die norwegische Online-Zeitung „Nettavisen“ berichtet, ist in Grønland eine Kundgebung gegen den Besuch geplant. Die lokale Bevölkerung wolle nicht, „dass der Stadtteil als Kulisse dient“, erklärte eine Veranstalterin demnach.

Ein islamisches Kulturzentrum in Oslo machte Kotré hingegen ein Angebot: „Die Türen unserer Moschee stehen immer offen, und wir laden Sie gern auf eine Tasse Tee ein, wenn Sie uns kennenlernen möchten.“ Kotré schrieb auf Facebook, sie müsse die Einladung vermutlich „aus zeitlichen Gründen“ absagen, „es wird sich jedoch schon jemand in Norwegen finden, der mit ihnen über Remigration sprechen wird“. Hinter den Satz setzte sie ein Flugzeug-Emoji.

In der AfD-Spitze heißt es laut einem Bericht von „T-Online“, bei dem Besuch gehe es nicht darum, Hass zu verbreiten, sondern der Realität ins Auge zu sehen. In dem Viertel gebe es Angst. Junge Männer mit Migrationshintergrund seien bei vielen Taten deutlich überrepräsentiert.

Kotré gehörte früher der rechtspopulistischen Kleinpartei „Die Freiheit“ an. Seit 2015 ist sie Mitglied der AfD. Der Chef des brandenburgischen Verfassungsschutzes, Wilfried Peters, bestätigte am Donnerstag, dass seine Behörde die Politikerin inzwischen als Rechtsextremistin einstuft. In dem jüngst veröffentlichten Gutachten, auf dessen Grundlage der AfD-Landesverband als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, taucht Kotré mehrfach auf.

Kotré ist Hauptrednerin bei einer „Remigrationskonferenz“

Einen Tag nach dem Besuch in Grønland will Kotré als Hauptrednerin an einer „Remigrationskonferenz“ der Norwegischen Demokraten teilnehmen. Die Rechtsaußenpartei warnt in ihrem Programm vor einem „Bevölkerungsaustausch“ durch Einwanderung. Sie will die norwegische Grenze pauschal für „jegliche islamische Einwanderung“ schließen und verspricht einen „detaillierten Plan zur massiven Rückführung von Einwanderern“.

Schon in der Vergangenheit warb Kotré im Ausland für Remigration. So reiste sie laut „Correctiv“ im Mai zu einem „Remigration Summit“ nach Italien, an dem auch der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner teilnahm. In der Schweiz soll sie sich demnach im vergangenen Jahr mit Mitgliedern rechtsextremer Gruppen getroffen haben, darunter Vertretern der in Deutschland verbotenen Bewegung „Blood & Honour“ und der rechtsextremen Schweizer Gruppierung „Junge Tat“. Ein Reporter von „Correctiv“ war nach eigenen Angaben „undercover“ bei dem Treffen dabei.

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