Sollte Russland die Nato militärisch angreifen, würde auch Deutschland zum Ziel. Davon ist der Politologe Christian Mölling überzeugt. Eine Schwachstelle macht ihm Sorgen. 

Sollte es zu einem russischen Militärangriff auf die Nato kommen, wäre auch Deutschland ein sehr wahrscheinliches Ziel. Davon ist der Politologe Christian Mölling überzeugt.  Zwar schließe er aus, dass Deutschland allein von Russland angegriffen werde, sagte Mölling, Senior Advisor beim Brüsseler Thinktank European Policy Centre, in der aktuellen Folge des stern-Podcasts "Die Lage – International". Aber: "Dass Deutschland im Falle eines russischen Angriffs als Ziel dasteht, ist offensichtlich. Weil wir die Drehscheibe sind, das logistische Rückgrat der Nato."

Für Russland ist Deutschland ein "neuralgischer Punkt"

Mölling weiter: "Viel von dem, was an der Front gebraucht, muss durch Deutschland durch oder aber auch von der Front zurück. Deswegen ist Deutschland schon ein neuralgischer Punkt." Die Bundeswehr geht von rund 800.000 Soldaten und Soldatinnen sowie 200.000 Fahrzeugen aus, die im Falle eines russischen Angriffs auf die Nato-Ostflanke im Baltikum binnen kürzester Zeit über Deutschland dorthin verlagert werden müsste. Aber auch die Erst- oder Zweitversorgung von Verwundeten würde größtenteils in Deutschland stattfinden. 

Ex-Kremlchef Medwedew droht der Nato wegen den britisch-französischen Plänen zu Friedenstruppen mit Krieg. Doch Russland hätte keine Chance, sagt ntv-Reporter Rainer Munz. © Yekaterina Shtukina
"Krieg gegen die Nato könnte Russland nicht gewinnen" © n-tv.de

Das geht aus einem 1000-Seiten-Plan ("Operationsplan Deutschland") hervor, den die Bundeswehr entwickelt hat und über den der "Spiegel" im vergangenen Jahr als erster berichtete. Über ihn ist wenig bekannt, da er als geheime Verschlusssache eingestuft ist.  

Deutschland ist laut Mölling dennoch noch nicht optimal für einen Angriff aufgestellt. Das liege aber weniger an der militärischen Planung: "Es braucht ein ziviles Pendant, auch für die Legitimität. Die Bundeswehr sagt selber, dass sie nicht zuständig ist für die Gesamtverteidigung in Deutschland." Eigentlich müsse das Innenministerium ähnlich wie das Verteidigungsministerium einen Plan für die Situation eines Angriffs auf Deutschland entwickeln. Dies sei bislang aber noch nicht geschehen. 

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Bundestag und Regierung noch nicht "kriegstüchtig"

Sorgen macht Mölling dabei weniger die  gesellschaftliche Resilienz, sondern ein anderer Punkt: "Bundestag und Regierung befinden sich zurzeit noch nicht auf der Höhe, dass sie kriegstüchtig sind." Sie hätten noch keine Szenarien entwickelt, wie sie reagieren könnten, wenn es tatsächlich zu einem konkreten Angriff auf Regierungseinrichtungen komme, etwa auf den Bundestag.

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