Yacht, Heli, Limousine: So pendelt Trumps neuer Top-Diplomat nach Rom
Wenn man die Römer auf die Villa Taverna anspricht, ärgern sie sich nach mehr als siebzig Jahren immer noch, dass sie eine der prunkvollsten Villen der Stadt an die Amerikaner verloren haben. Denn die letzte standesgemäße Hausherrin, Fürstin Ida Borromeo-Taverna, veräußerte das Anwesen samt Inventar aus unermesslichen Kunstschätzen, Deckenfresken und üppigen Gärten 1948 an die damalige US-Regierung. Seither residierten in dem Palazzo aus dem 16. Jahrhundert 18 Botschafter aus den USA. Doch der neue Gesandte der Trump-Regierung verschmäht den Botschaftssitz, von dessen Loggia man angeblich den schönsten Blick über die Ewige Stadt hat. Tilman Fertitta wohnt stattdessen lieber knapp 100 Kilometer außerhalb der Hauptstadt auf seiner privaten Superyacht im Hafen von Civitavecchia – das wiederum ärgert die Römer nicht minder.
Botschafter Fertitta gibt zur Begründung an, er fühle sich durch die laufenden Restaurierungsarbeiten in der Villa Taverna gestört. Im Übrigen ist der dichte Verkehr in Rom für den Texaner eine Zumutung. Deshalb mussten Mitarbeiter des Multimilliardärs die 77 Meter lange "Boardwalk" von Washington D.C. über den Ozean nach Italien schippern. Nun liegt der ungewöhnliche Sitz für einen Botschafter vor dem bei den Römern beliebten Strand Sant'Agostino vor Anker. Schaulustige und Bewohner aus Civitavecchia pilgern zu der 150.000-Dollar-Yacht, die keine Wünsche offenlässt: Helikopterlandeplatz, Pool, Spa-Bereich, Scooter, um an Land die Gegend zu erkunden, Weinkeller und sieben Kabinen für 14 Gäste.

Zu Terminen in Italien fährt der neue US-Gesandte mit seiner Yacht
Kein Problem für Fertitta nach Rom zu kommen: Sein Helikopter steht immer bereit, um ihn zu seinen Terminen zu bringen. Der stattliche 68-Jährige mit rötlichem Haar landet dann auf dem City-Airport Roma-Urbe an der Via Salaria – eine Landung direkt auf dem Botschaftergelände ist unmöglich, ein entsprechendes Gesuch wurde abgelehnt. Eine Überfluggenehmigung über Rom haben nur der Papst und das italienische Staatsoberhaupt. So muss er sich durch den Verkehr Roms per Limousine zur Villa Taverna in der berühmten Via Veneto eskortierten lassen.
Wann immer es möglich ist, zieht der Botschafter es jedoch vor, direkt übers Meer zu Terminen zu fahren. Erst im Juni reiste er per Yacht zu einer Gedenkfeier auf dem Monumentalfriedhof bei Nettuno südlich von Rom, auf dem 7860 US-Soldaten bestattet sind, die zwischen 1943 und 1944 bei den Landungen in Sizilien, Salerno, Anzio und Nettuno gefallen waren. Von Hafen von Anzio setzte er die Anreise zum Soldatenfriedhof mit dem Helikopter fort, was nicht wenige Komplikationen für die Sicherheit sowohl zu Wasser als auch zu Land bedeutete.
Schnodderig, leicht faul, aber charmant – wie die Römer sich selbst sehen

Aber was kümmert es den Trump-Freund und langjährigen Sponsor der Republikaner mit einem geschätzten Vermögen von elf Milliarden Dollar? Er ist es gewohnt, der Boss zu sein. Zu seinem Besitz zählen Hotels, die Restaurantkette Laundry's, Spielcasinos, Vergnügungsparks und das NBA-Basketball-Team Houston Rockets: ein Imperium mit 50.000 Angestellten. Fertitta besetzt bei "Forbes" Platz 260 der weltweit reichsten Unternehmer. Bevor er in die Rolle des Diplomaten schlüpfte, stand er als Star der Reality Show "Billion Dollar Buyer" auf CNBC vor der Kamera. Der Mann mit sizilianischen Wurzeln verkörpert den amerikanischen Traum. Als Junge stand er einst in der Küche im Restaurant seines Vaters und schälte mit bloßen Händen haufenweise Garnelen.
Botschafter bringt Meloni zum Erröten

Gegenüber der Regierung von Giorgia Meloni gibt sich der neue US-Botschafter lässig. Bei seiner Ansprache anlässlich der Feierlichkeiten am amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli brachte er die Premierministerin kurz zum Erröten, als er sie überschwänglich als "ein Glück für Italien" pries. Mit Vizepremier und Transportminister Matteo Salvini sah man ihn beim selben Anlass schulterklopfend. "Dieser Mann wird die Dinge anpacken", sagte Fertitta anerkennend mit Blick auf Salvinis wahnwitziges Brücken-Projekt zwischen Sizilien und dem Festland.
Doch die Römer hat er nicht erobern können. Im Gegenteil, sie ärgern sich über den neuen US-Botschafter, für den so viel Aufwand betrieben wird. Der Luftraum über seiner Yacht steht unter permanenter Beobachtung – von Schiffen der Finanzpolizei, durch die Staatspolizei, Geheimdienste und die Hafenbehörde. Der eigenartige Wohnsitz von Botschafter Fertitta ist nun ein weiterer Ort, der zu den 4000 bereits gelisteten "sensiblen Objekten" in Rom hinzukommt, für deren Sicherheit der italienische Staat bezahlen muss.
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