„Meine Toleranz endet dort, wo unsere Toleranz mit Füßen getreten wird“
Keine Regenbogenflagge auf dem Bundestag, aber Zehntausende Menschen auf den Straßen: Mit politischen Forderungen zum besseren Schutz queerer Menschen findet der Christopher Street Day (CSD) in Berlin statt. Das Motto dieses Jahr lautet „Nie wieder still“.
Entgegen der Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Bundeskanzler Friedrich Merz (beide CDU) hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (ebenfalls CDU) die Regenbogenfahne an seinem Amtssitz hissen lassen. Er spricht dazu mit Alina Quast von WELT TV.
WELT: Wie sehr sind homosexuelle und queere Menschen heutzutage bedroht?
Kai Wegner: Berlin ist die Stadt der Freiheit, der Vielfalt und der Toleranz. Und das werden wir heute einmal mehr deutlich machen durch den Christopher Street Day. Wir wollen, dass Berlin bunt ist. Wir wollen die Regenbogen-queere Community in die Mitte der Gesellschaft rücken. Und wir wollen zeigen, dass sie nicht allein ist und dass Hass, Gewalt, Ausgrenzung in dieser Stadt, aber auch darüber hinaus, keine Rolle spielen darf.
WELT: Es gab viel Streit um die Regenbogenflagge. Sie wehte nicht am Bundestagsgebäude – auf Beschluss von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Kanzler Merz sprach davon, dass der Bundestag kein Zirkuszelt sei. Bei Ihnen am Rathaus weht die Fahne aber. Würden Sie sich wünschen, dass die sie auch am Reichstag hängt?
Wegner: Ich bin zuständig für Berlin, und ich kann nur sagen: Die Regenbogenfahne steht für die Grundwerte dieser Stadt. Und deswegen gehört die Regenbogenflagge auch vor das Rote Rathaus.
WELT: Hoffen Sie, dass der Kanzler eine Kehrtwende macht?
Wegner: Wir leben in Zeiten, in der wir wieder verstärkt Hasskriminalität erleben. Schwule, Lesben, Transpersonen werden angegriffen – verbal, aber auch durch körperliche Gewalt. Und das ist etwas, was wir nicht dulden dürfen. Und hier ein klares Bekenntnis zu setzen – auch von der Politik, aber weit darüber hinaus aus der Gesellschaft –, das ist wichtig.
WELT: Heute findet auch eine Alternativveranstaltung statt, die IQP, also die Internationalist Queer Pride. Dort wird unter anderem ein Antifa-Block und ein Pro-Palästina-Block mitlaufen. Wird die Polizei einschreiten, wenn es zu judenfeindlichen Aussagen kommt wie im vergangenen Jahr?
Wegner: Meine Toleranz endet dort, wo unsere Toleranz mit Füßen getreten wird, wo unsere Toleranz angegriffen wird. Und die Polizei ist bestens vorbereitet. Sie begleitet Demonstrationen, sie schützt Demonstrationen. Aber da, wo Antisemitismus, wo Gewalt gegen Polizeikräfte angewendet wird, wird die Polizei robust und konsequent einschreiten.
WELT: Dass die Nahostpolitik auf Berliner Straßen eine Rolle spielt, wissen wir. Frankreich möchte nun Palästina als Staat anerkennen, die Bundesregierung lehnt einen solchen Schritt ab. Sollte man mehr Druck auf Israel machen und sich der Forderungen von 28 Ländern nach einem sofortigen Ende des Krieges anschließen?
Wegner: Jeder wünscht sich ein Ende des Krieges, denn wenn ich mir die Menschen im Gazastreifen anschaue – die Familien, die Kinder, die dort alles verlieren und hungrig sind –, das sind alles Bilder, die man nur schwer ertragen kann. Aber wir müssen immer wissen, wer die Verantwortung dafür trägt: Das sind die Terroristen der Hamas. Und wir haben immer noch israelische Geiseln in den Tunneln der Hamas. Die müssen endlich nach Hause dürfen. Für mich ist wichtig, dass unsere Stadt hier nicht auseinanderbricht, dass wir die Konflikte, die derzeit weltweit stattfinden, nicht in Berlin auf den Straßen austragen.
Dieses Transkript des Interviews bei WELT TV entstand mithilfe Künstlicher Intelligenz. Für bessere Lesbarkeit wurde das gesprochene Wort leicht abgeändert und gekürzt.
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