Russland und Ukraine reden wieder, eine Rocklegende ist tot, Satire vor Gericht, Merz' Frauenproblem und: Steigert die Viertagewoche unser Wohlbefinden? Das ist heute wichtig.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! 

Ist das ein Schritt aus der Sackgasse des Krieges – oder nur ein weiterer Versuch? An diesem Mittwoch setzen Russland und die Ukraine den Dialog in dem seit über drei Jahren tobenden russischen Angriffskrieg fort. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stehen in der dritten Gesprächsrunde seit Mai der Austausch von Gefangenen und die Rückkehr ukrainischer Kinder aus Russland auf der Agenda.

Zudem drängt er auf ein Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin. Der Kreml schließt das nicht aus, fordert jedoch vorab eine Einigung auf einen Friedensplan. Beim letzten Treffen in Istanbul Anfang Juni hatten beide Seiten bereits den Austausch von Kriegsgefangenen und die Rückgabe gefallener Soldaten vereinbart.

Gedämpfte Erwartungen: Keine schnellen Lösungen im Ukraine-Krieg

Die Erwartungen an die Gespräche sind verhalten. Auch Selenskyj warnte vor zu viel Optimismus. Seinen Angaben zufolge wird es erneut weder um einen Waffenstillstand noch um ein Kriegsende gehen.

Denn Russland hält auch weiter an seinen Maximalforderungen fest: Die Ukraine soll auf einen Nato-Beitritt verzichten und ihre Truppen aus den von Moskau annektierten Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson abziehen. Die Ukraine lehnt diese Forderungen kategorisch ab und fordert stattdessen eine sofortige, bedingungslose Waffenruhe.

Auch der Kreml dämpft die Hoffnungen. "Es gibt keinen Grund, auf wundersame Durchbrüche zu hoffen", erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Russland werde in Istanbul seine Interessen verteidigen und auf die Erreichung seiner Ziele hinarbeiten. Ein Treffen zwischen Selenskyj und Putin sei noch nicht in Sicht. "Bis dahin bleibt viel zu tun", betonte Peskow.

Analyse zur Ukraine Ja, es kann Frieden geben – wenn wir endlich ein paar Illusionen beiseitelegen

Eine Lösung für den Krieg wird es heute nicht geben. Leider, muss man dazu sagen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Gespräche zumindest den Weg für größere Verhandlungen ebnen – vielleicht sogar für ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj. Doch bis dahin dürfte es noch dauern.

Rocke in Frieden, Ozzy! 

Heavy Metal ist nicht mein Lieblingsgenre, liebe Leserinnen und Leser, doch selbst ich muss anerkennen: Die Welt hat eine Legende verloren. Ozzy Osbourne, Mitbegründer der Band Black Sabbath, ist tot.

Seine Familie teilte mit: "Mit mehr Trauer, als Worte ausdrücken können, müssen wir mitteilen, dass unser geliebter Ozzy Osbourne heute Morgen gestorben ist. Er war bei seiner Familie und von Liebe umgeben."

Erst vor wenigen Wochen erfüllte sich Osbourne einen lang gehegten Traum: Er gab ein Abschiedskonzert in seiner Heimatstadt Birmingham. Obwohl er das Konzert im Sitzen absolvierte und nur wenige seiner Hits sang, standen vielen Fans die Tränen in den Augen.

In den 1970er-Jahren erlangte Osbourne als dynamischer Frontmann von Black Sabbath Weltruhm. Die Band prägte den Heavy Metal maßgeblich. Doch Drogen- und Alkoholprobleme führten 1979 zu seinem Rausschmiss. Mit der Unterstützung seiner Managerin Sharon Arden, die später seine Frau wurde, begann er eine erfolgreiche Solokarriere.

Kaum jemand beherrschte das Spiel mit der Provokation so wie er

So dürften ihn die meisten kennen: Ozzy Osbourne als Fürst der Finsternis. Hier bei den Commonwealth Games 2022 in Birmingham, Großbritannien © Ryan Browne / Shutterstock / Imago Images
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Seine provokanten Auftritte und Shows mit Horror-Elementen faszinierten Fans und sorgten zugleich für Kontroversen. Legendär ist das Konzert, bei dem Osbourne einer Fledermaus den Kopf abbiss – weil er sie für ein Gummitier hielt. Satanismus wurde ihm oft vorgeworfen, doch er versicherte, damit nichts am Hut zu haben. In einem "Guardian"-Interview nannte er sich selbst einen Christen.

In den letzten Jahren kämpfte der legendäre Frontmann, bürgerlich John Michael Osbourne, mit gesundheitlichen Herausforderungen. 2019 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert. Am Dienstag verließ er die Bühne des Lebens im Alter von 76 Jahren. Rocke in Frieden, Ozzy!

Was darf Satire? 

Eine Frage, die immer wieder auftaucht. Viele sagen, sie darf alles. Schließlich schützt die künstlerische Freiheit, und Satire deckt Missstände auf, hält den Mächtigen den Spiegel vor. In einer Demokratie unverzichtbar.

Aber kann Satire auch strafbar sein? Diese Frage klärt sich ab heute vor dem Berliner Amtsgericht. Angeklagt ist der Comedian und Satiriker Sebastian "El Hotzo" Hotz. Vor einem Jahr kommentierte er auf X ein Attentat auf Donald Trump, der damals im Wahlkampf durch Schüsse verletzt wurde. Hotz schrieb: "Leider knapp verpasst." Er fügte hinzu: "Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben."

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Billigung einer Straftat. Hotz' Anwältin argumentiert, dass die Aussage rein satirisch sei und keineswegs den öffentlichen Frieden gefährde, wie sie der Nachrichtenagentur DPA erklärte.

"Der tiefe Fall des El Hotzo" Sebastian Hotz: "Bei den Öffentlich-Rechtlichen setzt man auf rechten Humor"

Wo zieht man bei Hotz die Grenze der Satire? "El Hotzo" bereut seine Aussage nicht, wie er dem stern im vergangenen Jahr sagte. "Aber meine Einstellung zu diesen Tweets hat sich geändert." Ob's ihm hilft? Wir werden es sehen. 

Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser: War das Satire? Oder ging "El Hotzo" zu weit?

Hat Merz ein Frauenproblem?

Friedrich Merz lud die CEOs wichtiger deutscher Konzerne am Montag ins Kanzleramt, zu einem Investitionsgipfel. Doch im Nachgang sorgt vor allem das Gruppenfoto für Gesprächsstoff. Der Grund: Es zeigt kaum Frauen. Spiegelt das Bild die ernüchternde Realität wider – oder offenbart es eine Schwäche des Kanzlers? Die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz diskutieren in unserem Podcast "5-Minuten-Talk": 

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

  • Ukraine beschränkt Unabhängigkeit von Korruptionsermittlern
  • Olympisches Komitee der USA verbietet Transfrauen Teilnahme
  • Chemie-Großeinsatz: Diebe stehlen hochgiftiges Arsen
  • Nächster Krimi: England nach Sieg gegen Italien im EM-Finale

Das passiert am Mittwoch, den 22. Juli

  • Merz empfängt Macron zu Abendessen in Berlin
  • Kabinett befasst sich mit schnellerer Beschaffung für Bundeswehr
  • UN-Gericht nimmt Stellung zu Klimaschutz-Pflichten von Staaten
  • DFB-Team fordert Weltmeister Spanien im Halbfinale

Mal was Positives

Ächzen Sie unter zu viel Arbeit, liebe Leserinnen und Leser? Vielleicht haben Sie schon einmal über eine Viertagewoche nachgedacht. Doch bringt sie wirklich mehr Wohlbefinden? Ja, sagt eine neue Studie, veröffentlicht im Fachblatt "Nature Human Behaviour". Ein internationales Forscherteam analysierte dafür sechs Monate lang die Umfragedaten von 2896 Beschäftigten aus 141 Unternehmen in Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien, Irland und den USA. Sie verglichen die Arbeits- und Gesundheitswerte vor und nach der Einführung der Viertagewoche mit denen von Beschäftigten, deren Arbeitszeit unverändert blieb. Der "Standard" berichtete unter anderem.

Das Ergebnis: Eine Viertagewoche ohne Einkommensverlust, bei der die wöchentliche Arbeitszeit im Schnitt um fünf Stunden sank, steigerte die Arbeitszufriedenheit und verbesserte die körperliche sowie geistige Gesundheit. Der Grund: höhere Arbeitsleistung, weniger Müdigkeit und bessere Schlafqualität.

Zeitmanagement Feierabend um vier: Warum klappt das in Dänemark – aber nicht bei uns?

Besonders stark profitierten Beschäftigte, deren Arbeitszeit um acht Stunden oder mehr pro Woche gekürzt wurde. Sie berichteten von einem deutlich geringeren Burnout-Risiko und spürbar mehr Arbeitszufriedenheit sowie besserer psychischer Gesundheit.

Die Studie kommt allerdings nicht ohne ein "Aber": Die teilnehmenden Unternehmen meldeten sich freiwillig und stammten meist aus kleineren Betrieben in englischsprachigen Ländern. Die Autoren betonen, dass weitere Forschung nötig ist, um die Ergebnisse zu bestätigen.

Wie hat Ihnen dieser morgen|stern gefallen? Schreiben Sie es mir gerne: rune.weichert@stern.de

Kommen Sie gut in den Mittwoch! Herzlich, Ihr

Rune Weichert

mit Material der Agenturen AFP, DPA und Reuters
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