Netanjahu unter Beschuss: Kritik an Gaza-Politik nimmt zu. Die Lage am Morgen
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Am Montag schrieb ich im morgen|stern über einen Bericht, der enthüllt, dass das Weiße Haus nicht gerade in Jubelstimmung über Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist. Ob US-Präsident Donald Trump die Sorgen seiner Beamten teilt, bleibt unklar. Doch anonyme Quellen im "Axios"-Bericht deuten an, dass der Republikaner bald die Geduld mit seinem Freund "Bibi" verlieren könnte.
Deutschland und andere Staaten machen Druck auf Netanjahu und Israel
Stattdessen wächst nun der internationale Druck von anderer Seite: Die Außenminister von 25 Ländern fordern in einer gemeinsamen Erklärung ein sofortiges Ende des Kriegs im Gazastreifen. Unter den Unterzeichnern sind Italien, Frankreich, Österreich, Japan, Spanien, Polen, die Schweiz und Australien. Auch die EU-Kommissarin für Gleichstellung und Krisenmanagement unterzeichnete.
Ihre Botschaft: "Der Krieg in Gaza muss jetzt beendet werden." Weiteres Blutvergießen "dient keinem Zweck". Die Unterzeichner verlangen auch die sofortige Freilassung der Geiseln im Gazastreifen und kritisieren Israels Umgang mit der humanitären Hilfe.
Deutschland schloss sich der Erklärung nicht an, bleibt aber keineswegs stumm. Kanzler Friedrich Merz kritisierte Israels Vorgehen im Gazastreifen scharf. "Das ist so nicht akzeptabel, wie die israelische Armee dort vorgeht." Dies habe er dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in einem Telefonat vergangenen Freitag auch mitgeteilt und ihm "sehr klar und sehr deutlich gesagt, dass wir die Gaza-Politik der israelischen Regierung nicht teilen". Das, was die israelische Regierung im Gazastreifen tue, möge aus sicherheitspolitischen Erwägungen heraus verständlich sein. "Wir teilen es nicht, und wir sehen vor allen Dingen die große Not der zivilen Bevölkerung dort."

Trump und Netanjahu Wer hat hier eigentlich das Sagen?
Und Israel? Zeigt sich unbeeindruckt von der internationalen Kritik, selbst wenn sie von engen Partnern kommt. Das israelische Außenministerium wies die Erklärung der 25 Staaten als "ohne Bezug zur Wirklichkeit" zurück. Sie sende ein "falsches Signal" an die Hamas, die den Krieg begonnen habe und "allein" dafür verantwortlich sei, dass es trotz Gesprächen noch keine Waffenruhe und Geiselfreilassung gebe. Israels Militär rückte derweil laut Augenzeugen erstmals mit Bodentruppen in das Gebiet von Deir al-Balah im mittleren Abschnitt des Gazastreifens ein.
Es klingt nicht, als würde Israel seine Haltung überdenken oder sein Vorgehen im Gazastreifen ändern. Doch der Druck auf Netanjahu bleibt und dürfte zunehmen. Er wird nicht nachlassen, solange die humanitäre Lage im Gazastreifen so desaströs bleibt. Der Dissens zwischen Israel und der Weltgemeinschaft zeigt: Eine Lösung ist dringender denn je.
Was verraten die FBI-Akten über Martin Luther King Jr.s Tod?
Donald Trump und seine Regierung hüten noch immer einige Unterlagen über den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, obwohl Trump die Offenlegung versprochen hatte. Das erzürnt manche seiner treuen Maga-Anhänger und könnte zum Bumerang für den Republikaner werden.
Nun veröffentlicht die Trump-Administration Akten zu einem legendären Mordfall. Soll das von der Epstein-Causa ablenken? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mehr als 240.000 Seiten digitaler Dokumente zur Überwachung des ikonischen Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers Martin Luther King Jr. durch das FBI sind nun zugänglich. Seit 1977 waren sie unter Verschluss. Ob sie neue Einsichten über Kings Leben, seine Bewegung oder die Umstände seiner Ermordung im Jahr 1968 liefern, bleibt ungewiss.

Sohn des Bürgerrechtlers Martin Luther King III.: "Kamala Harris ist ein Spiegelbild meines Vaters"
In einer Erklärung betonten Kings Kinder, Martin III. und Bernice, dass die Ermordung ihres Vaters "seit Jahrzehnten die Neugier der Öffentlichkeit fesselt". Sie forderten, die Akten im vollständigen historischen Kontext zu betrachten. Laut der Nachrichtenagentur AP erhielt die Familie Kings vorab Zugang zu den Unterlagen und ließ sie von eigenen Teams prüfen.
Die Kings bekräftigten auch ihre Überzeugung, dass James Earl Ray, der wegen der Ermordung von King verurteilt wurde, nicht allein verantwortlich sei, falls überhaupt. "Während wir diese neu veröffentlichten Unterlagen prüfen, werden wir beurteilen, ob sie zusätzliche Erkenntnisse liefern, die über die Ergebnisse hinausgehen, die unsere Familie bereits akzeptiert hat", so die Kings.
Ob die jüngste Aktenfreigabe Trumps Maga-Anhänger besänftigen kann, bleibt abzuwarten. Sie bietet dem Präsidenten jedenfalls eine willkommene Gelegenheit für positive Schlagzeilen, während der Epstein-Fall ´über ihm schwebt. Das bleibt nicht unbemerkt. "Dass Trump die Akten zum Mord an Martin Luther King veröffentlicht, hat nichts mit Transparenz oder Gerechtigkeit zu tun", sagte der Bürgerrechtler Al Sharpton. "Es ist ein verzweifelter Versuch, die Leute von der Kontroverse um die Epstein-Akten und dem öffentlichen Verlust seiner Glaubwürdigkeit bei den Maga-Anhängern abzulenken."
Was, wenn Brosius-Gersdorf einfach antritt?
Der Drops ist noch nicht gelutscht: Die Debatte um die Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf, läuft noch immer. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht. Für die Union ist die Rechtswissenschaftlerin unwählbar, die SPD will an ihr festhalten. Parteichef Lars Klingbeil droht sogar damit, die abgesagte Wahl im September einfach durchzuziehen. Eine Mehrheit der Deutschen ist laut Umfragen der Meinung, dass Frau Brosius-Gersdorf ihre Kandidatur nicht zurückziehen sollte. Der Fall ist für beide Parteien zum Test für die eigene Glaubwürdigkeit geworden. Über Chancen und Risiken diskutieren die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz in unserem Podcast "5-Minuten-Talk":
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Mal was Positives
Lieben Sie Blumen ebenso wie ich, liebe Leserinnen und Leser? Besonders im Frühling kaufe ich gerne Tulpen, Narzissen oder Rosen, um sie zu Hause in die Vase zu stellen – einen eigenen Garten besitze ich leider nicht. Blumen, vor allem Gladiolen, sind für mich wahre Freudenbringer. Für Bienen sind die bunten Schönheiten jedoch überlebenswichtig, denn sie bieten ihnen lebenswichtige Nahrung. Und wir Menschen brauchen Bienen, da sie unsere Pflanzen und damit auch unsere Lebensmittel bestäuben.
Botaniker der Universität Kopenhagen und aus Großbritannien haben die perfekte Blütenkombination für Bienen und Schwebfliegen erforscht, um den Insekten unter die Arme, äh, Flügel zu greifen. Sie werteten mehr als 400 frühere Studien zu Blumen und Insekten aus und untersuchten, wie sehr die Insekten die derzeit im Handel erhältlichen Blumenmischungen bevorzugen. Auf dieser Basis entwickelten sie zwei neue Saatgutmischungen, die sie sowohl nach der Anzahl der besuchenden Insekten als auch nach ihrer Optik für uns Menschen bewerteten. Die Forscher legten Wert auf die ästhetische Dimension, denn das Erscheinungsbild spielt eine entscheidende Rolle dabei, was wir in unseren Gärten und Grünanlagen pflanzen.

Intelligente Insekten Haben Bienen ein Bewusstsein? Die verblüffenden Talente der sozialen Insekten
Die Forscher empfehlen, Saatgutmischungen mit diesen Arten zu wählen, wenn Sie Bienen und Schwebfliegen anlocken möchten und auch Wert auf Ästhetik legen:
- Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)
- Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis)
- Kornblume (Centaurea cyanus)
- Wegerichblättriger Natternkopf (Echium plantagineum)
- Saat-Wucherblume (Glebionis segetum)
- Klatschmohn (Papaer rhoeas)
- Acker-Senf (Sinapis arvensis)
- Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inordorum)
- Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus)
- Marokkanisches Leinkraut (Linaria maroccana)
- Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia)
Wie hat Ihnen dieser morgen|stern gefallen? Schreiben Sie es mir gerne: rune.weichert@stern.de
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Dienstag! Herzlich, Ihr
Rune Weichert
mit Material der Agenturen AFP, DPA und Reuters- Benjamin Netanjahu
- Martin Luther King
- Frauke Brosius-Gersdorf
- Donald Trump
- Bienen
- Gaza
- Israel
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