Nach Tod von Drusen greift Israel militärische Ziele in Syrien an
Im Konflikt zwischen Drusen und Beduinen im Süden Syriens hat Israel nach dem Einrücken syrischer Regierungskräfte in die Provinzhauptstadt Suweida erneut Luftangriffe auf Fahrzeuge der Regierungstruppen ausgeführt. Die israelische Regierung erklärte am Dienstag, sie wolle die Drusen damit vor Angriffen des „syrischen Regimes“ schützen. Die syrische Regierung wiederum erklärte, sie wolle mit ihrem Vorstoß in Suweida am dritten Tag der Kämpfe für Stabilität in der überwiegend von Drusen bewohnten Stadt sorgen.
„Wir handeln, um das syrische Regime daran zu hindern, (den Drusen) zu schaden, und um die Entmilitarisierung des Gebiets an unserer Grenze zu Syrien sicherzustellen“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben syrische Militärfahrzeuge in der Stadt Suweida an.
Israel hatte bereits am Montag Panzer der syrischen Regierungskräfte in der Provinz Suweida angegriffen – nach eigenen Angaben ebenfalls zum Schutz der Drusen. „Wir werden nicht zulassen, dass den Drusen in Syrien Schaden zugefügt wird“, erklärte Katz am Montag im Onlinedienst X.
Israel stellt sich seit dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad im Dezember durch islamistische Milizen als Schutzmacht für die Drusen in Syrien dar. Angehörige der im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgangenen religiösen Minderheit leben auch in Israel und auch auf den von Israel besetzten Golanhöhen in Syrien.
Nach dem Ausbruch der Kämpfe zwischen sunnitischen Beduinen und Drusen in Südsyrien am Sonntag hatte die islamistische Regierung in Damaskus am Montag Regierungskräfte in das Gebiet geschickt. Am Dienstagmorgen rückten die Regierungstruppen in Suweida ein, darunter auch in zivil gekleidete Kämpfer. Kurz danach kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah dichten Rauch über der Stadt aufsteigen.
Der syrische Verteidigungsminister der Übergangsregierung verkündete gegen Mittag (Ortszeit), die Regierung habe sich mit „Würdenträgern“ der mehrheitlich von Drusen bewohnten Stadt auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Regierungskräfte würden nur noch auf Angriffe reagieren und Gruppen bekämpfen, die außerhalb des Gesetzes stünden, erklärte Murhaf Abu Kasra im Onlinedienst X.
Widerstand mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln“
Es waren trotzdem Schüsse zu hören, sagte ein Bewohner im Stadtzentrum von Suweida. Der Mann berichtete weiter, ein Freund habe ihm erzählt, Unbekannte seien in sein Haus eingedrungen, hätten seine Familie verjagt und das Haus in Brand gesteckt.
Vertreter der Drusen hatten zuvor erklärt, sie hätten dem Vorrücken der Regierungstruppen nach Suweida zugestimmt und die drusischen Kämpfer dazu aufgerufen, ihre Waffen niederzulegen. Ein einflussreicher religiöser Anführer der Minderheit hatte seine Zustimmung jedoch anschließend widerrufen und dazu aufgerufen, sich „dieser brutalen Kampagne mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu widersetzen“.
Nach der Verkündung der Waffenruhe durch die Regierung versammelten sich Vertreter der Drusen im Haus eines ihrer Anführer, um über deren Umsetzung zu beraten, wie aus Kreisen der religiösen Minderheit verlautete.
Die Behörden hatten eine Ausgangssperre für den südlichen Teil Suweidas angekündigt. Das Verteidigungsministerium rief die Menschen in der Region am Dienstag dazu auf, zu Hause zu bleiben und „jegliche Bewegungen gesetzloser Gruppen“ zu melden. Abu Kasra erklärte, Einheiten des Verteidigungsministeriums führten Durchsuchungen in Suweida durch, anschließend sollten die durchsuchten Gebiete an Kräfte des Innenministeriums übergeben werden.
Mehr als 100 Tote nach gewaltsamen Zusammenstößen
Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden bei den Kämpfen seit Sonntag mindestens 116 Menschen getötet. Darunter seien 64 Drusen, mehrheitlich Kämpfer, aber auch vier Zivilisten sowie 52 beduinische Kämpfer und 14 Sicherheitskräfte der Regierung. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden 18 Armeeangehörige getötet.
Mitglieder der sunnitischen Beduinenstämme hatten bei früheren Auseinandersetzungen auf der Seite der syrischen Sicherheitskräfte gekämpft, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Zwischen sunnitischen Beduinen und der islamischen Minderheit der Drusen in Suweida gibt es schon seit langer Zeit Konflikte, die immer wieder in Gewalt münden.
Im April und Mai waren bei Gefechten zwischen Anhängern der neuen islamistischen Regierung in Damaskus und den Drusen dutzende Menschen getötet worden.
Seit dem Sturz von Assad hat die Sorge um die Rechte und die Sicherheit von Minderheiten in dem Land zugenommen. Im März war es in den vorwiegend von Angehörigen der Alawiten bewohnten Regionen im Westen Syriens zu Massakern an Zivilisten gekommen, mehr als 1700 Menschen wurden getötet. Assad gehörte der Minderheit der Alawiten an.
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