Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz haben einen Bericht der linksgerichteten israelischen Tageszeitung „Haaretz“ entschieden zurückgewiesen. Darin hieß es, israelische Soldaten hätten den Befehl erhalten, auf Palästinenser zu schießen, die sich Hilfseinrichtungen im Gazastreifen näherten. Die beiden Politiker bezeichneten die Ergebnisse des Berichts als „böswillige Unwahrheiten, die darauf abzielen, das Militär zu diffamieren“.

Seit die neu gegründete Gaza Humanitarian Foundation (GHF) vor etwa einem Monat mit der Verteilung von Hilfsgütern in dem Gebiet begann, wurden laut dem Gesundheitsministerium des Gazastreifens mehr als 500 Palästinenser getötet und Hunderte weitere auf der Suche nach Nahrungsmitteln verletzt. Laut UN wurden im Umfeld der Essensverteilung der GHF seit Ende Mai mindestens 410 Palästinenser getötet. In fast allen Fällen sollen israelische Soldaten ohne Anlass auf unbewaffnete Mengen geschossen haben, die sich vor der Öffnung dieser Zentren angestellt hatten. Die Behauptungen und Zahlen lassen sich jedoch unabhängig schwer überprüfen.

Palästinensische Zeugen berichteten allerdings immer wieder, israelische Truppen hätten auf den Straßen zu den Hilfseinrichtungen das Feuer auf Menschenmengen eröffnet. Als Reaktion auf den „Haaretz“-Artikel bestätigte das israelische Militär unterdessen, dass es Vorfälle untersuche, bei denen Zivilisten auf dem Weg zu den Einrichtungen verletzt worden seien. Den Hauptvorwurf des Artikels, „vorsätzlich auf Zivilisten geschossen“ zu haben, wies die IDF jedoch zurück.

„Es ist eine Todeszone“, zitierte das Blatt einen Armeeangehörigen

„Haaretz“, eine linksgerichtete israelische Zeitung, hatte in dem Bericht unter anderem anonym bleibende israelische Soldaten mit der Aussage zitiert, ihnen sei befohlen worden, auf die Menschenmengen zu schießen, um sie zurückzudrängen.

Dem Bericht zufolge hätten mehrere beteiligte Soldaten und Offiziere die unbegründete Tötung von Palästinensern in der Nähe der Verteilzentren bestätigt. Demnach würden die Soldaten auf die Menschen feuern, um sie von den Zentren fernzuhalten, bevor diese öffnen. „Es ist eine Todeszone“, zitierte das Blatt einen Armeeangehörigen, der selbst vor Ort war. „Sie werden wie eine Feindmacht behandelt, da gibt es keine Maßnahmen zur Kontrolle von Menschenmengen, kein Tränengas, nur Feuer aus allen erdenklichen Waffen, aus Maschinengewehren, Granatwerfern, Mörsern.“

Die Stiftung, die von einem US-Privatunternehmer unterstützt wird, verteilt seit einem Monat Lebensmittelpakete an vier Standorten, hauptsächlich im äußersten Süden des Gazastreifens. „Der GHF ist keiner dieser Vorfälle bekannt, aber diese Vorwürfe sind zu schwerwiegend, um sie zu ignorieren. Wir fordern Israel daher auf, sie zu untersuchen und die Ergebnisse zeitnah transparent zu veröffentlichen“, erklärte die Gruppe in einem Social-Media-Beitrag.

Laut „Haaretz“ werden die GHF-Zentren von privaten amerikanischen Sicherheitsfirmen betrieben, das weitere Umfeld soll von israelischen Einheiten gesichert werden. Dabei handelt es sich offenbar um klassische Kampftruppen, die für die Kontrolle von Menschenmengen nicht ausgebildet sind. „Unsere Art der Kommunikation (mit palästinensischen Hilfsbedürftigen) ist zu schießen“, zitierte „Haaretz“ einen beteiligten Soldaten.

Tausende Palästinenser müssen teils stundenlang zu Fuß laufen, um die Hilfszentren zu erreichen. Dabei durchqueren sie israelische Militärzonen, wo israelische Truppen laut Zeugenaussagen regelmäßig schweres Feuer eröffnen, um die Menschenmengen unter Kontrolle zu bringen. Das israelische Militär gibt an, nur Warnschüsse abgegeben zu haben.

Mohammad Fawzi, ein Vertriebener aus Rafah, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, er habe auf seiner Wanderung dorthin am frühen Donnerstagmorgen nur leere Kisten, aber keine Lebensmittel von der Hilfsstelle im Gebiet Shakoush in Rafah mitnehmen können.

„Wir wurden von 6 bis 10 Uhr morgens beschossen, nur um Hilfe zu bekommen, und nur wenige konnten sie erhalten. Es gibt Märtyrer und Verletzte. Die Lage ist schwierig“, sagte er.

Ärzte ohne Grenzen übt scharfe Kritik

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen verurteilte das Verteilungssystem am Freitag als „ein als humanitäre Hilfe getarntes Massaker“ und forderte dessen sofortige Schließung.

Seit dem Ende des Waffenstillstands am 18. März wurden in Gaza mehr als 6.000 Menschen getötet und über 20.000 verletzt. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 56.000 Menschen getötet und 132.000 verletzt.

Das Gesundheitsministerium von Gaza unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern, gab aber an, dass Frauen und Kinder mehr als die Hälfte der 56.000 Toten ausmachen. Israel wiederum gibt an, nur gegen Militante vorzugehen und die Schuld für zivile Todesfälle der Hamas zuzuschreiben. Die Militanten würden sich unter der Zivilbevölkerung verstecken, da sie in besiedelten Gebieten operieren.

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