"Ich kann ins Kino gehen und mich um meinen Garten kümmern"
Altkanzlerin Angela Merkel steht im Nahost-Konflikt zum Selbstverteidigungsrecht Israels. "Wenn die einen erklären dürfen, sie wollen den Staat Israel auslöschen, muss der Staat Israel sich dagegen wehren können", sagte Merkel im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Angesichts mancher Zweifel an der Vereinbarkeit des israelischen Vorgehens mit dem Völkerrecht betonte die CDU-Politikerin: "Wenn die Existenz eines Landes von der Hamas oder vom Iran infrage gestellt wird, ist das ja völkerrechtlich nicht so ganz einfach zu beantworten."
Ein durchschnittlicher Tag ist für Angela Merkel entspannter
Völlig eindeutig sei hingegen die Lage im Ukraine-Krieg. "Evident völkerrechtswidrig ist der Überfall Russlands auf die Ukraine. Die Ukraine hat Russland nie bedroht und wurde trotzdem angegriffen", so Merkel.

Auftritt der Ex-Kanzlerin Angela Merkel will kein Amt mehr. Aber gerade bei ihr wird das Private politisch
Die frühere Kanzlerin äußerte sich in dem Interview auch zu anderen Themen. Hier ihre Aussagen in der Übersicht:
Ein durchschnittlicher Tag sieht natürlich entspannter aus als früher. Die Tage sind durchaus ausgefüllt, aber mit mehr Freizeit, besonders an den Wochenenden.

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Neu ist, dass ich mich wieder um Freundschaften kümmern kann, dass ich in Ausstellungen gehen kann, dass ich mal ins Kino gehen kann, dass ich mich mehr um meinen uckermärkischen Garten kümmern kann.
Ich muss heute nicht mehr jede Stunde aufs Handy gucken, ich muss nicht in Windeseile irgendetwas entscheiden. Ich habe viel mehr Selbstbestimmtheit im Leben, und das genieße ich auch.

Entgleiten der Macht Krise war einmal ihre Stärke – das langsame Verschwinden der Angela Merkel
Ein Stück Unbekümmertheit habe ich mir bewahrt. Daraus erwachsen Kampfkraft und Freude. Wenn ich zum Beispiel auf dem Kirchentag auftrete oder aus meinem Buch lese, dann spreche ich zu Menschen und möchte durchaus verstärkend und optimistisch wirken und möchte nicht unter den Problemen der Welt zusammenbrechen.
Noch nie war eine Frau im höchsten Staatsamt. Ich kann zwar die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung für 2027 nicht genau voraussagen, würde mich aber freuen, wenn eine Frau die Nummer eins im Staat ist, nachdem es mich als Kanzlerin gab und inzwischen mehrere Bundestagspräsidentinnen. Das wäre doch wirklich nicht schlecht!
Wenn Diversität oder Gleichheitsfragen in den Augen der Menschen überbetont werden, dann wird das Pendel immer mal wieder zurückschlagen. Das ist aber aus meiner Sicht keinerlei Rechtfertigung dafür, in noch schlimmerer Weise geistige Freiheiten zu beschneiden oder freie Lehre und Universitäten.
Der Osten hat sehr stark AfD gewählt. Natürlich bedauere ich, dass jetzt auch zum Beispiel mein ehemaliger Wahlkreis direkt von der AfD gewonnen wurde. Ich will aber darauf hinweisen, dass es immer noch sehr, sehr viele Menschen gibt, die nicht AfD wählen.
Wenn die AfD in Regierungsämter kommt, würde ich sagen, ist sie eine Gefahr für die Demokratie. Auch ist vieles, was von AfD-Vertretern geäußert wird, mit der Demokratie nicht zu vereinbaren.
Ich würde immer sagen, selbst das Unvollkommene, das man hat, muss man pflegen und hegen und nicht noch zertrümmern, bevor man nicht etwas Neues und Besseres hat. So ist es auch mit den UN-Organisationen, mit den übrigen internationalen Organisationen, mit den internationalen Treffen. So ist es mit der deutsch-amerikanischen oder europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit.

Ende der Grenzkontrollen vor 40 Jahren "Schengen" kennt jeder – das ist die erstaunliche Geschichte dahinter
Wenn wir die Vorzüge von Schengen dauerhaft erhalten wollen, also der Freizügigkeit der Bewegung innerhalb Europas, dann müssen wir die gesamte Migrationspolitik, legale wie illegale Migration, europäisch denken. Deshalb ist das Gemeinsame Europäische Asylsystem ein wichtiger Schritt.
Die Frage lautet, ob wir glauben, dass die Akzeptanz für Europa größer wird, wenn ein Land wie Deutschland vorrangig an den deutschen Binnengrenzen handelt oder ob man sich der Mühe unterzieht, in Europa immer wieder den Versuch zu machen, gemeinsam das Problem zu lösen, auch wenn es noch so schwierig ist.
Corona war eine unglaubliche Herausforderung. Ich hätte mir 1990 nicht träumen lassen, dass ich eines Tages diejenige Bundeskanzlerin sein würde, die grundlegende demokratische Freiheiten einschränken muss. Aber ich habe mich per Amtseid verpflichtet gefühlt, das zu tun, um Menschenleben retten zu können. Um den Preis, dass ich vielen Bürgern auch Freiheiten nehmen musste, die sie für selbstverständlich erachten.nik
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