Zum Abschluss des zweitägigen G-7-Gipfels in Kanada ist noch einmal die Uneinigkeit der Industrieländer gegenüber Russland zutage getreten. Die USA verhinderten nach kanadischen Angaben am Dienstag (Ortszeit) eine gemeinsame Abschlusserklärung, in der die sechs weiteren Länder das russische Vorgehen in der Ukraine verurteilen wollten. Überschattet wurde der Gipfel von der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran.

US-Präsident Donald Trump war bereits nach dem ersten Gipfeltag abgereist und hatte dies mit der Lage im Nahen Osten begründet. Nach kanadischen Angaben blockierte die US-Delegation in seiner Abwesenheit einen Text mit „starker Sprache“ zu Russland, den Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Japan und Kanada unterstützten.

Als Gast nahm der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj an dem Gipfel teil. Die von Selenskyj erhoffte Abstimmung mit Trump vor dem Nato-Gipfel kommende Woche im niederländischen Den Haag fiel wegen der vorzeitigen Abreise des US-Präsidenten allerdings aus.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich vor seiner Rückreise nach Berlin dennoch zufrieden mit dem Gipfel in Kanada. Es gebe „einen Konsens“ unter den Industrieländern, die Ukraine weiter militärisch zu unterstützen, sagte der Kanzler. Kanadas Premierminister Mark Carney sagte weitere Militärhilfe für Kiew in Milliardenhöhe zu.

Die Forderung der Europäer nach verschärften Sanktionen gegen Russland hatte Trump bereits am ersten Gipfeltag an sich abprallen lassen. Merz sagte, er gehe dennoch „mit dem vorsichtigen Optimismus zurück nach Deutschland, dass es auch in Amerika in den nächsten Tagen Entscheidungen geben wird, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen“.

Merz will Atomwaffen und Terrorunterstützung im Iran verhindern

Statt dem Text zur Ukraine veröffentlichten die G-7-Länder sechs andere gemeinsame Erklärungen, etwa über Migration, zu Künstlicher Intelligenz (KI) und zu wichtigen Rohstoffen. Sie verständigten sich unter anderem darauf, das Potenzial „sicherer“ und „vertrauenswürdiger KI“ zu nutzen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Überschattet wurde der Gipfel von der militärischen Konfrontation zwischen Israel und dem Iran. Der nach Washington zurückgekehrte Trump verschärfte den Ton gegenüber dem Iran deutlich und forderte von Teheran eine „Kapitulation“. Er beriet sich zudem mit dem Nationalen Sicherheitskabinett. Beides nährte Spekulationen über ein militärisches Eingreifen der USA gegen den Iran.

Merz äußerte Verständnis für die Angriffe Israels auf den Iran. Er sagte in einem ZDF-Interview, die Israelis machten „die Drecksarbeit“ für die westlichen Verbündeten. Im WELT-Interview sagte er: „Israel hat dieses Land, dieses Regime in eine Lage versetzt, in der man heute wohl schon sagen darf: Es gibt weder Atomwaffen im Iran, noch wird es aus diesem Land weiter in diesem Umfang die Finanzierung und die Unterstützung des weltweiten Terrors geben.“

Am ersten Gipfeltag hatten die G-7-Länder in einer gemeinsamen Erklärung zu Israel und dem Iran eine „Deeskalation“ in dem Konflikt gefordert. Zugleich unterstrichen sie jedoch Israels Recht, sich zu verteidigen und betonten, der Iran dürfe „niemals eine Atomwaffe haben“.

Trumps vorzeitige Abreise durchkreuzte auch das Vorhaben von Kanzler Merz, den US-Präsidenten in Abstimmung mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zu einem Einlenken im Zollstreit mit der EU zu bewegen. Trump sagte auf seinem Rückflug, die EU rede nur, habe ihm bislang aber „noch keinen fairen Deal“ angeboten. Die von Trump gesetzte Frist zur Einigung läuft am 9. Juli aus.

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