Israel bombardiert Irans Atomanlagen. Kann und wird der Iran reagieren? Die Erfolgsaussichten bei einem Angriff sind gering, doch es gibt Möglichkeiten.

Israel bombardiert Ziele im Iran, der US-Präsident war eingeweiht. Die Angriffe, bekannt als Operation "Rising Lion", zielten auf nukleare Anlagen wie Natanz und Fordow sowie Kommandozentralen der Revolutionsgarden, um Irans Atomprogramm und militärische Führung zu schwächen. Die internationalen Reaktionen sind gemischt: Während die USA die israelischen Angriffe unterstützten, verurteilten China und Russland die Aktionen, und die UN fordern eine Deeskalation, um einen regionalen Krieg zu verhindern. Nun stellt sich die Frage: Wie wird das Mullah-Regime reagieren? Dies hängt vor allem von der tatsächlichen Stärke der israelischen Angriffe ab. Im April 2024 konterte der Iran mit Drohnen- und Raketenangriffen auf Israel – als Vergeltung für einen israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus. Diese waren vorher angekündigt, um die militärischen Fähigkeiten zu demonstrieren und das Gesicht zu wahren. Gleichzeitig waren sie so begrenzt, dass keine weitere Eskalation folgte.

Begrenzte Antwort des Iran

Obwohl die israelischen Angriffe stärker als je zuvor waren, ist eine ähnliche, glimpfliche Entwicklung auch heute möglich. Iranische Drohnen sind bereits gestartet, allerdings nicht in einer Zahl, die die israelische Luftabwehr überfordern wird. Eine gemäßigte Antwort speist sich nicht aus der Friedensliebe des Regimes, sondern aus seiner militärischen Schwäche. Trotz Unterstützung durch Russland und China verfügt Teheran über kein wirksames Gegenmittel gegen die israelischen Angriffe. 

Israels hochmoderne Jets, einschließlich des Stealth-Jets F-35, können Ziele im Iran offenbar unangefochten angreifen. Die iranische Luftabwehr ist gegen Stealth-Technologie und israelische elektronische Kriegsführung weitgehend ineffektiv. Israel hat bislang kein Flugzeug verloren. Dies ist eine andere Situation als im Krieg zwischen Russland und der Ukraine, wo bemannte Flugzeuge selten über vom Gegner kontrolliertem Gebiet eingesetzt werden, da beide Seiten starke Luftabwehrsysteme nutzen. Als Reaktion auf Angriffe auf sein Atomprogramm könnte der Iran allerdings versuchen, die Urananreicherung zu beschleunigen.

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Doch sollte sich der Angriff zu einem Krieg ausweiten – welche Möglichkeiten hat der Iran? Ein Bodenkrieg des iranischen Militärs ist nahezu ausgeschlossen. Beide Länder haben keine gemeinsame Grenze, und der Iran müsste seine Truppen über Hunderte Kilometer verlegen, dabei irakisches Gebiet überqueren. Das ist kurzfristig unmöglich, und der Irak würde sich kaum in einen solchen Krieg hineinziehen lassen. Angesichts der israelischen Luftüberlegenheit würden iranische Bodentruppen bereits im Anmarsch hohe Verluste erleiden.

Drohnen und Raketen 

Im Falle einer direkten Konfrontation sind Drohnen und Raketen die stärksten Waffen des Irans. Das Land verfügt über Tausende ballistische Raketen, zahlreiche Langstreckendrohnen und möglicherweise Hyperschallwaffen, deren Einsatzfähigkeit jedoch unbestätigt ist. Dieses Programm folgt dem Motto "die Masse zählt" – die schiere Menge an Flugkörpern soll jede Luftabwehr überfordern. Selbst wenn Abwehrbatterien erfolgreich Angreifer abschießen, sollen immer mehr Fernwaffen eintreffen, bis der Abwehr die Raketen ausgehen. Israels mehrschichtiges Luftabwehrsystem, einschließlich Arrow, David’s Sling und Iron Dome, hat sich in der Vergangenheit als hochwirksam gegen Raketen und Drohnen erwiesen. 

Die Erfolgsaussichten iranischer Angriffe sind gering, solange Teheran nicht "all in" geht und Tausende von Waffen startet. Neben physischen Angriffen verfügt der Iran über fortschrittliche Cyberkriegskapazitäten, mit denen er kritische Infrastruktur wie Stromnetze, Finanzsysteme oder Kommunikationsnetze in Israel oder verbündeten Staaten angreifen könnte.

Doch selbst wenn dies gelingt, wären iranische Schläge weniger wirkungsvoll als die Israels. Dem Iran fehlen präzise Zielinformationen, über die Israel dank seines Geheimdienstes und US-Unterstützung verfügt. Erfolgreiche iranische Angriffe würden jedoch dem Image der "uneinnehmbaren Festung Israel" erheblichen Schaden zufügen. Theoretisch könnten Angriffe auf zivile Ziele wie Wohnblöcke denkbar sein, um Israels Image zu schädigen, doch der Iran setzte bisher auf andere Strategien.

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Angriffe außerhalb Israels 

Eine größere Erfolgsaussicht hätten Raketenangriffe auf Einrichtungen Israels oder der USA in anderen Ländern der Region, da diese nicht von der israelischen Luftabwehr geschützt sind. Ob militärische Stützpunkte, diplomatische Vertretungen oder andere Ziele – 2020 griff der Iran Luftwaffenstützpunkte mit amerikanische Truppen im Irak an, nach der Tötung des Militärkommandeurs Qasem Soleimani durch einen US-Drohnenangriff. 

Sollte der Iran eine offene Konfrontation mit den USA riskieren, könnten auch US-Flottenverbände ins Visier geraten. Ein massiver Schwarm aus Marschflugkörpern oder Drohnen könnte die Abwehrkapazitäten von US-Schiffen überfordern. Der Iran könnte zudem die globale Ölversorgung angreifen. Der Nahe Osten produziert rund 30 Prozent des weltweiten Öls, hauptsächlich in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait. Ein Ausfall der Ölproduktion oder des Schiffsverkehrs in der Straße von Hormuz könnte die Ölpreise weltweit in die Höhe treiben, was besonders Europa mit seiner Abhängigkeit von Importen hart treffen würde. Schon einzelne Angriffe hätten enorme Auswirkungen. 2019 traf ein Raketen- und Drohnenangriff iranischer Verbündeter eine Ölanlage in Saudi-Arabien. 

Ebenso könnte der Iran den Schiffsverkehr in der Straße von Hormuz lahmlegen oder, wenn auch weniger wahrscheinlich, Schiffe im Indischen Ozean angreifen. Die Folgen für die Weltwirtschaft, insbesondere für Europa, wären gravierend. Es reicht, einzelne Schiffe anzugreifen, damit die zivile Schifffahrt diese Route meidet.

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Die indirekte Revanche des Iran

Bisher hat Teheran einen "eleganteren" Weg gewählt. Anstatt selbst zu kämpfen, wurden Verbündete wie die Huthis, Hamas und Hisbollah vorgeschickt. Die Hisbollah im Libanon, mit Zehntausenden Raketen und Drohnen, stellt eine besondere Bedrohung dar, da sie direkt an Israels Nordgrenze operiert und in der Lage ist, präzise Angriffe auf militärische und zivile Ziele durchzuführen. So konnte der Iran seine Interessen durchsetzen, ohne direkte Verantwortung zu übernehmen. In Zukunft könnte der Iran die Huthis, Hamas und Hisbollah mit wirksameren, weitreichenden Fernwaffen ausstatten, um seine Ziele zu erreichen. Neben Angriffen auf Seewege und Ölförderung wären Attacken auf die US-Flotte denkbar – so ausgerüstet, dass die USA Gefahr laufen, große Überwasserschiffe zu verlieren.

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