Deutsche Autoindustrie fordert Ende des Verbrenner-Aus
Die deutschen Autohersteller und -zulieferer fordern die Bundesregierung und die EU auf, das für 2035 geplante Verbot neuer Autos mit Verbrennungsmotoren zurückzunehmen.
In einem noch unveröffentlichten „Zehn-Punkte-Plan für eine klimaneutrale Mobilität“ fordert der Verband der Automobilindustrie (VDA) eine „Anpassung des Reduktionsziels auf minus 90 Prozent ab 2035“. Der Plan liegt POLITICO Pro „Industrie & Handel“ exklusiv vor und soll am Freitag vorgestellt werden.
VDA-Chefin Hildegard Müller sagte POLITICO, „so können auch nach 2035 noch eine begrenzte Zahl neue Verbrenner zugelassen werden“. Zusätzliche Emissionen könnten über „ambitioniertere Ziele für die erneuerbaren Kraftstoffe“ kompensiert werden.
Die Lobby-Organisation repräsentiert 620 Hersteller und Zulieferer. Der VDA fordert mit dem Papier erstmals öffentlich, das 2035-Ziel anzupassen. Es besagt, dass ab 2035 nur noch Fahrzeuge ohne CO₂-Ausstoß — also Elektroautos — zugelassen werden dürfen.
Dieser Text erschien zuerst im POLITICO PRO Industrie und Handel.
Leaks, Analysen und investigative Recherchen zur Industrie- und Handelspolitik, die Deutschlands wirtschaftliche und politische Zukunft prägen – in einem Newsletter. Jeden Tag um 6 Uhr. Hier gehts zur Anmeldung.
„Es fehlen in vielen Ländern Europas vor allem Ladesäulen, moderne Stromnetze und Kaufanreize, zum Beispiel steuerliche Anreize“, sagte Müller. Die Nachfrage nach E-Autos bleibe „deutlich hinter dem zurück, was für die Erreichung der Klimaziele notwendig wäre“.
Die Folge: „Das Verbrenner-Aus ist so nicht realisierbar, es braucht eine ehrliche Betrachtung der Realitäten und Rahmenbedingungen.“ Dies sei auch für den Standort und die Arbeitsplätze entscheidend.
Mit angepassten Flottengrenzwerten ließe sich die „Entwicklung und Produktion von Verbrennungsmotoren – in der wir technologisch führend sind – in Europa halten“. Andere Regionen wie China und die USA hätten kein Null-Gramm-Ziel festgelegt. Auch künftig würde die Industrie „Verbrenner in andere Weltregionen verkaufen“.
Regierungen, Lobbyisten und Autobauer in Europa — auch in Deutschland — fordern mit zunehmendem Nachdruck, das EU-Gesetz abzuschwächen oder ganz zurückzunehmen. Die Europäische Volkspartei, größte Fraktion im EU-Parlament, der auch die CDU/CSU angehört, hat bereits angekündigt, das Gesetz kippen zu wollen.
Die EU verlasse sich „einzig und allein auf den Erfolg von batterieelektrischen E-Autos“, sagte Müller. „Das ist zu optimistisch.“ Erst wenn Ladeinfrastruktur „breit verfügbar und das Laden günstiger als Tanken ist, wird auch die Nachfrage deutlich steigen – dann wird das E-Auto attraktiver“.
Neben angepassten CO₂-Flottengrenzwerten fordert der VDA in seinem Papier, die für 2026 geplante Überprüfung der Regulierung auf 2025 vorzuziehen und erneuerbare Kraftstoffe einzubeziehen.
Jürgen Klöckner ist Head of Pro bei POLITICO Deutschland.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke