Rauchen wird in Frankreich schwierig. Paris verbietet das rücksichtslose Gequalme in der Öffentlichkeit. Das macht die Welt ein gutes Stück angenehmer – und gerechter.

Neulich musste ich zum Amt. Dort standen zwei Aschenbecher vor dem Eingang, so groß wie Blumenkübel. Sie waren mit Sand gefühlt, aus dem zig Zigarettenstummel ragten, teils war das Mundstück mit rotem Lippenstift belegt. Brrr! Um die Ascher hatten sich Menschen versammelt, offenbar auch Staatsbedienstete, die hastig an ihren Kippen zogen. Ich musste durch ihre stinkenden Tabakwolken hindurch. Widerlich, auch für einen ehemaligen Raucher wie mich.

Derart vergiftete Zonen gibt es nicht nur vor Verwaltungen, seitdem das Rauchen in öffentlichen Innenräumen drastisch reduziert wurde. Die Tabakwolken breiten sich vor Krankenhäusern aus, auf Kinderspielplätzen, auf der Liegewiese im Schwimmbad, am Spielfeldrand von Fußballplätzen, in Fußgängerzonen, rund um Springbrunnen im Park. Sogar in Biergärten, wo gegessen wird, wird man wie selbstverständlich eingenebelt.

Frankreich hat die Nase buchstäblich voll

Frankreich, das Mutterland der coolen Gitanes-Existenzialisten, hat nun beschlossen, Rauchen in der Öffentlichkeit zu verbieten. An frei zugänglichen Orten wie Stränden, Parks und Gärten, der Umgebung von Schulen, Bushaltestellen und Sportanlagen soll ab 1. Juli Schluss sein mit der Luftverpestung. 

Vive la France! Das ist ein wirklich fairer Akt gegenüber der Menschheit! Wir sollten es unseren Nachbarn schleunigst gleichtun. 

Schon 20 Minuten nach der letzten Kippe sind Veränderungen bemerkbar

Bereits zwanzig Minuten nach der letzten Zigarette sinken Puls und Blutdruck auf normale Werte. Die Haut wird wieder besser durchblutet. © laflor / Getty Images
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Frankreichs Gesundheitsministerin Catherine Vautrin begründet die Entscheidung mit den Worten, wo das Recht der Kinder auf saubere Luft beginne, ende die Freiheit zum Rauchen. Ich würde dieses Recht auch auf Erwachsene ausdehnen. Wer als Nichtraucher dem Qualm ausgesetzt ist, wird massiv in seiner Lebensqualität und wohl auch Lebenserwartung eingeschränkt. Das Schnitzel im Biergarten schmeckt nicht mehr, wenn es nach Schwein und Panade, sondern nach Marlboro riecht. Bei E-Zigaretten ist das übrigens kein bisschen besser. Deren süßlicher Mief, der an billige Kinderhimbeersäfte erinnert, ist eine mindestens ebenso große Zumutung.

Das Schnitzel schmeckt nach Marlboro

Ein weitgehendes Rauchverbot hätte noch einen weiteren Vorteil: Es würden weniger Zigarettenstummel achtlos weggeworfen. Mindestens 66 Milliarden Zigaretten werden pro Jahr allein in Deutschland weggedampft und oft in der Natur entsorgt. Ein echtes Umweltproblem. Der Regen spült das Nervengift Nikotin in unsere Nahrungskreisläufe. 

Ich denke, der deutsche Staat wäre schon viel strenger gegenüber Rauchern, die gerade 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, wenn die Tabak-Lobby nicht so mächtig und die Steuereinnahmen nicht so attraktiv wären. In der EU wird immer mal wieder versucht, das Übel abzustellen. Doch das Europäische Parlament hat zuletzt Ende November 2024 sogar eine nicht bindende Resolution der Kommission abgelehnt, die unduldsame Rauchverbote im Freien vorsah, etwa auf Spielplätzen, in Schwimmbädern, auf Bahnhöfen und an anderen öffentlichen Orten. Eine Begründung: Die Gastronomie könnte Nachteile erfahren. Na ja. In Deutschland hat es nach dem Rauchverbot in der Gastronomie 2013 kein Kneipensterben gegeben.

Deutschland könnte Rauchen verbieten

So wird Brüssel den Nichtrauchern erst einmal keinen Schutz bieten. Auch die Bundesregierung plant derzeit keine bundesweit einheitliche Regelung. Das heißt aber nicht, dass die Politik nicht handeln könnte. Gesetze zum Nichtraucherschutz sind Ländersache. Jede Ministerpräsidentin, jeder Ministerpräsident könnte hier Meriten verdienen.

Diese Fakten helfen beim Aufhören mit dem Rauchen

Nikotin macht schneller süchtig als Heroin
In einem Tierversuch bekamen Ratten eine Nikotinlösung und konnten sich einen weiteren Tropfen durch das Drücken einer Taste abholen. Das Ergebnis: Das Suchtpotenzial bei Nikotin lag gleich hinter dem von Heroin, mit dem der gleiche Test durchgeführt wurde. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und dem Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU Dresden kommt zum Schluss, dass Süchtigen eher der Ausstieg aus Alkohol und härteren Drogen, als von Nikotin gelingt © Ethiopia via imago-images.de / Imago Images
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Darauf zu setzen, dass die Raucher rücksichtsvoller werden, ist aussichtslos. Selbst wenn sie es wollten, könnten sie niemals Einfluss nehmen, wohin der Wind ihre Abgase treibt. Man kann das immer wieder am eigenen Leib an den albernen, offenen Raucherzonen auf Bahnsteigen erleben. Der Tabakqualm hält sich, überraschungsfrei, nicht an Bodenmarkierungen, sondern attackiert natürlich alle Umstehenden.   

Nikotin-Junkies Alternativen bieten

Also, Schluss mit dem Freibrief für Raucher, ausgedehnte öffentliche Lufträume in Beschlag nehmen zu dürfen. Rauchen in der Öffentlichkeit muss auch bei uns drastisch eingeschränkt werden. Aber klar ist, dass man so das Suchtproblem nicht löst, der Rauch verzieht sich immer wieder, die Raucher bleiben. Man muss den Nikotin-Junkies Alternativen anbieten, wenn schon Zigaretten nicht ganz verboten werden. 

Vor dem Amt dachte ich mir, es wäre doch viel klüger, für sie einen würdigen Raucherraum einzurichten. Eine Lungenlounge. Dann müssen sie nicht bei Wind und Wetter in der Glimmzone an kontaminierten Blumenkübeln ausharren und andere Besucher belästigen. Denn auch das ist irgendwie unwürdig.

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