Rund eine Woche nachdem ein in Munkmarsch auf Sylt angetriebener Wal mit einer Jagdbüchse erschossen wurde, liegen erste Untersuchungs-Ergebnisse vor. Rettungsversuche waren wegen „des schlechten Allgemeinzustandes“ daher nicht unternommen worden, teilte die Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit. Die oberste Artenschutzbehörde im schleswig-holsteinischen Umweltministerium hatte den Abschuss des rund 3,80 Meter langen Schnabelwals zuvor genehmigt.

Der Kadaver war an das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (Itaw) in Büsum (Kreis Dithmarschen) transportiert und dort seziert worden; die Einrichtung gehört zur Tierärztlichen Hochschule Hannover.

„Es handelt sich um ein Jungtier, das wahrscheinlich noch von der Mutter abhing“, sagt Tierärztin Lotta Striewe vom Itaw. Das männliche Tier sei stark abgemagert gewesen: „Der hatte nicht viel Fett.“ Der erste Verdacht sei, dass das mutterlose und kranke Tier keine Chance hatte, zu überleben, weil es Muttermilch brauchte, sagt Striewe.

Weitere Proben werden jetzt im Labor in Hannover untersucht, um mehr über mögliche Infektionen und den Gesundheitszustand zu erfahren. Die wissenschaftliche Auswertung werde laut Striewe allerdings einige Wochen in Anspruch nehmen.

Bei dem auf Sylt getöteten Wal handelt es sich nach Angaben des Itaw um einen Nördlichen Entenwal, einer Art, die zur Familie der Schnabelwale gehört. Ausgewachsen können die scheuen Tiere eine Größe von knapp zehn Metern erreichen.

Über diese Gruppe der Wale sei bisher nur wenig bekannt, da sie ausschließlich ozeanisch leben und nur selten in Küstennähe gesehen werden. Diese Walart tauche demnach nur sehr selten in der Nordsee und der Ostsee auf.

In den vergangenen Jahrhunderten kam es an der deutschen Nordseeküste immer wieder zu Strandungen von Walen; sieben solcher Ereignisse sind definitiv bekannt. Seit Ende Juli stranden laut dem Niederländischen Strandungs-Netzwerk „SOS Dolfijn“ entlang der europäischen Küsten gehäuft Schnabelwale – unter anderem in Schottland, Irland, den Niederlanden und Schweden. Der Sylter Schnabelwal ist der 13. Fund. Die Ursachen für diese ungewöhnliche Häufung seien demnach noch unklar und sollen untersucht werden.

Dritte Strandung auf Sylt

In den vergangenen Monaten wurden laut Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer „mehrere ungewöhnliche Sichtungen und Strandungen gemeldet“. Allein in diesem Jahr wurden demnach drei Großwal-Kadaver aus der Nordsee vor Sylt geborgen: Neben dem Schnabelwal jetzt im August waren es außerdem ein Pottwal im Februar und ein Zwergwal im Juni.

Zusätzlich werden demnach jedes Jahr mehrere Schweinswale auf Sylt angespült. Für dieses Jahr liegen noch keine Zahlen vor – im Jahr 2023 waren 87 tote Schweinswale auf Sylt geborgen worden.

Auf der unbewohnten ostfriesischen Insel Minsener Oog südöstlich von Wangerooge war im Februar ein toter Buckelwal entdeckt worden. Im Mai strandete im schleswig-holsteinischen Sankt Peter-Ording ein toter Buckelwal und auf Minsener Oog ein toter Zwergwal.

An der Ostseeküste zwischen Boltenhagen und Groß Schwansee im Landkreis Nordwestmecklenburg haben Mitglieder der Umweltschutzorganisation Bund in den vergangenen Wochen in zwei Fällen abgetrennte Flossen von Schweinswalen am Strand gefunden. Die kleinen Wale waren vermutlich in ein Fischernetz geraten und dort verendet.

Totfunde von Schweinswalen seien laut Umweltschützern an der deutschen Ostseeküste keine Einzelfälle. Meeresschützer hätten auch in Vorjahren abgetrennte Schweinswalteile in der Lübecker Bucht entdeckt.

Die Strandung großer Wale sei zum Glück selten, komme aber immer wieder vor und ist auch schon seit vielen Jahrhunderten dokumentiert, teilte die Nationalparkverwaltung mit. Es stranden demnach fast jährlich einzelne Großwale an der Küste von Sylt. In der Regel handelt es sich dabei um Zwergwale. „Eine auffällige Zunahme der Walstrandungen ist nicht zu erkennen.“

Todesursachen sind unklar

Die Ursachen der Walstrandungen lassen sich in der Regel nicht ermitteln. „Es gibt eine Vielzahl an Theorien, die sich damit beschäftigen, welche Ursachen zu einer Strandung von Großwalen führen können“, teilte die Nationalparkverwaltung mit.

Zu den Haupttheorien gehören demnach Infektionskrankheiten (Orientierungslosigkeit durch Befall des Gehirns oder Gehörs), Schadstoffbelastungen (Schwächung der Wale und Orientierungslosigkeit), Lärm, Sonnenstürme oder Wetterereignisse (Verschiebung der Nahrungsvorkommen). Eine mögliche Todesursache könne auch sein, wenn sich die Wale in Fischereigeräte verwickelten.

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