Worauf Sie jetzt achten sollten
In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Zahl erfasster Ehec-Infektionen zuletzt auf 17, betroffen sind vor allem Kinder – mehrere wurden auf Intensivstationen betreut. In belgischen Seniorenheimen erkrankten etwa 20 Menschen an den Bakterien, mindestens vier Menschen starben laut der flämischen Behörde für Pflege und Gesundheit. Die Infektionsquelle ist jeweils noch unklar.
Was ist Ehec?
Ehec steht für enterohämorrhagische Escherichia coli und bezeichnet bestimmte krankmachende Stämme des Darm-Bakteriums, die vor allem bei Wiederkäuern wie Rindern vorkommen. Die Mikroben können zum Beispiel durch kontaminierte Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden.
Sie produzieren sogenannte Shigatoxine: starke Zellgifte, die bei Menschen schwere Durchfallerkrankungen sowie das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) verursachen können, eine Komplikation, die zu Nierenversagen führen kann. Kinder sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht ausgereift sind.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen?
Wie und ob die Ausbrüche in Deutschland und Belgien zusammenhängen, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Tobias Tenenbaum. Allgemein seien Kitas und Seniorenheime besonders sensible Bereiche für Durchfallerkrankungen. „Es braucht noch eine gewisse Zeit, um herauszufinden, was die Ursache ist“, so der Kinderarzt. Die Dynamik unterscheide sich aber offensichtlich von Ehec-Fällen im vergangenen Jahr.
Die Suche nach dem Ursprung der Infektionen sei wie Detektivarbeit, erklärt Tenenbaum. In Befragungen müsse herausgefunden werden, ob die Betroffenen ähnliche Orte besucht oder ähnliche Mahlzeiten gegessen hätten. Als besorgniserregend würde er die aktuelle Situation derzeit nicht bezeichnen, man müsse nun aber dringend alle wichtigen Fragen klären
Kann ich mich gezielt vor einer Ansteckung schützen?
Bisher ist das schwerlich möglich, weil die Quelle der aktuellen Infektionen in keinem der Fälle bekannt ist. Die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern prüfen verschiedene mögliche Quellen wie Lebensmittel und Tierkontakte, haben bisher aber kein eindeutig identifizierbares Muster gefunden. In Belgien zeigten Laboranalysen, dass die Infektionen durch denselben Typ des Ehec-Bakteriums verursacht wurden, was auf eine gemeinsame Quelle für diese Infektionen hinweist – welche genau das ist, war zunächst ebenfalls unklar.
Generell sind Hygiene und Vorsicht beim Umgang mit Lebensmitteln angebracht. Rohe tierische Produkte sollten gut durchgegart werden, Obst und Gemüse gründlich gewaschen.
In welchen Lebensmitteln wurde Ehec nachgewiesen?
Derzeit wird ein Zusammenhang mit einer Lebensmittelwarnung eines Fleischverarbeitungsbetriebs im thüringischen Schleiz geprüft. Die Schleizer Fleisch- und Wurstwaren GmbH rief ihre Zwiebelmettwurst in der 500-Gramm-Packung zurück. In einer Charge mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 27. August seien bestimmte toxinbildende Escherichia-coli-Bakterien (Ehec) nachgewiesen worden, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Keime können bei Menschen schwere Erkrankungen auslösen. Vom Verzehr der Wurst wird dringend abgeraten. Nach Angaben des Unternehmens war das Produkt in Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen erhältlich. Kunden können die Zwiebelmettwurst laut Mitteilung im Handel abgeben und bekommen ihr Geld zurück.
Wie schnell merkt man, dass man infiziert ist?
Vom Verzehr eines verunreinigten Lebensmittels bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es im Durchschnitt drei bis vier Tage, wie es beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) heißt. Typisch sind wässriger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Bei schwereren Verläufen kann der Durchfall blutig werden und es können Komplikationen wie das HUS mit Nierenversagen folgen. Schon wenige Bakterien reichen aus, um eine Infektion anzustoßen, zudem können Ehec auch direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Wie ungewöhnlich sind Ehec-Infektionen?
Ehec-Ansteckungen gibt es regelmäßig. Nach Daten des Robert Koch-Instituts zufolge wurden 2023 bundesweit mehr als 3440 Erkrankungen erfasst, 2024 rund 4570 und in diesem Jahr bisher etwa 3660 (Stand 27. August). Im Jahr 2023 waren 5, im Jahr darauf 3 Hus-bedingte Todesfälle gemeldet worden. In Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2024 mehr als 130 Fälle erfasst, im Jahr davor 80. Im aktuellen Fall ist die Aufmerksamkeit dennoch hoch, unter anderem, weil so viele Kinder in recht kurzer Zeit von betroffen sind.
In welchen Bundesländern gibt es Infektionen?
In Bayern sind in diesem Jahr schon mehr Ehec-Infektionen registriert worden als im kompletten Jahr 2024. Das geht aus Zahlen des Gesundheitsministeriums in München hervor. Demnach wurden bis Mitte August schon 365 Fälle gezählt. Im Vorjahr waren es in den gesamten zwölf Monaten 352.
Seit 2020 steigt die Zahl der registrierten Fälle im Freistaat kontinuierlich, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Damals waren es 186. Im Jahr danach wurden 208 Fälle registriert, 2022 waren es 214 und 2023 schon 248.
Derzeit häufen sich auch Ehec-Fälle in Mecklenburg-Vorpommern, außerdem gibt es Ausbrüche in Seniorenheimen in Belgien. Aktuell sieht das Robert Koch-Institut (RKI) keine Hinweise auf eine Häufung von Ehec-Fällen auch in anderen Regionen Deutschlands. Die Situation werde aber weiter sehr genau beobachtet.
Gab es schon mal eine Ehec-Epidemie in Deutschland?
Die Häufung weckt Erinnerungen an einen Ausbruch in Deutschland im Jahr 2011. Damals starben mehr 53 Menschen, 3800 erkrankten teils schwer. Viele Patienten leiden noch immer. Den Beginn des Ausbruchs datiert das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin auf den 8. Mai 2011 in Friesland. Über die Ursache wurde lange gerätselt, inzwischen gelten aus Ägypten importierte Bockshornklee-Samen als Quelle für die Infektionen. Damals meldeten insgesamt 14 der 16 Bundesländer Ehec-Erkrankungen und Verdachtsfälle. Damals warnte das Robert-Koch-Institut die Bevölkerung, vorsorglich, „Tomaten, Salatgurken und Blattsalate nicht roh zu verzehren“. Daraufhin bracht der Gemüseverkauf in Deutschland fast zusammen, tonnenweise Ernteerträge wurden als Folge vernichtet.
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