Allergiker müssen sich in den kommenden Tagen und Wochen auf Probleme durch Ambrosia-Pollen einstellen. Während Bäume wie Birke, Hasel und Erle im Frühjahr blühen und auch die meisten Gräser längst durch sind, beginnt jetzt im Spätsommer die Hochsaison der Ambrosia-Pflanze. Wie die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) mitteilt, hat die Wärme der vergangenen Tage zu einem „Entwicklungsschub“ und ersten deutlichen Belastungen in der brandenburgischen Niederlausitz geführt.

Wie es mit der Entwicklung der Pflanze bundesweit weitergeht, ist nach Auskunft von Anke Kniffka vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdiensts (DWD) noch nicht absehbar. „In diesem Jahr befinden wir uns noch am Anfang der Saison“, so Kniffka. „Über einen speziellen Verlauf können wir noch nichts sagen.“

Unter anderem der DWD bietet im Internet einen Pollenflug-Gefahrenindex. Der PID veröffentlicht auf seiner Homepage eine Wochenpollenvorhersage für Deutschland. Es fehlen jedoch noch ausreichende Informationen über die tatsächliche Verbreitung der Pflanze, was eine exakte Vorhersage des Pollenflugs erschwert. Die Ambrosia-Pollen sind sehr allergen und verursachen starke allergische Reaktionen.

Pollen der Ambrosia – die botanisch korrekte Bezeichnung der Pflanze lautet Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) – haben laut Umweltbundesamt ein fünfmal höheres Allergiepotenzial als Gräserpollen. Schon in kleinen Mengen kann ihr Pollen heftige Gesundheitseffekte beim Menschen auslösen, wie Heuschnupfen, Bindehautreizungen der Augen und allergisches Asthma.

Bei sehr empfindlichen Menschen kann laut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg allein die Berührung mit der Pflanze allergische Reaktionen auf der Haut verursachen. Besonders betroffen sind Allergiker, die auf Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris) reagieren. Hintergrund ist eine hohe Kreuzreaktivität: Beifußallergiker reagieren auf Pollen beider Arten.

Forscher des Helmholtz-Zentrums in München haben zudem herausgefunden, dass an Straßenrändern wachsendes Ambrosia besonders aggressiv wirkt. Ursache ist das Stickstoffdioxid (NO2) aus Autoabgasen, das die Pflanze unter Stress setzt. Dadurch, so die Helmholtz-Forscher, verändere sich die Protein-Zusammensetzung der Pollen. Die Menge sogenannter allergener Proteine werde größer.

Ambrosia wird zwischen 15 und 180 Zentimeter hoch. Die Stängel der einjährigen Pflanze sind stark verzweigt und zur Blütezeit leicht rötlich gefärbt. Die Blütezeit reicht in der Regel von Juli bis Oktober. Noch bis zum Absterben beim ersten Frost kann die Pflanze Pollen produzieren und abgeben, die dann über weite Strecken verweht werden können. Umgekehrt können sogar aus den Nachbarländern Ambrosia-Pollen nach Deutschland gelangen.

Die Ambrosia stammt ursprünglich aus Nordamerika. Mitte des 19. Jahrhunderts gelangten Samen mit sonnenblumenhaltigen Saat- und Futtermischungen nach Europa. In Ungarn, Italien und Frankreich ist Ambrosia nach Angaben des Julius Kühn-Instituts (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, schon länger als Problempflanze bekannt – nicht nur wegen der stark allergieauslösenden Pollen, sondern auch als lästiges Unkraut in der Landwirtschaft. Eine Pflanze produziert Tausende von Samen. Diese können über Jahre hinweg im Boden keimfähig bleiben – was die Ausbreitung von Ambrosia fördert.

Ambrosia wächst an gut belichteten, vegetationsarmen Standorten. Man findet sie zum Beispiel auf Brachflächen, in Neubaugebieten ebenso wie auf Erddeponien, an Randstreifen und Böschungen von Wegen, Straßen, Autobahnen und Gleisen, aber auch in Gärten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, auf denen etwa Sonnenblumen oder Mais angebaut werden.

Klimawandel begünstigt Ausbreitung von Ambrosia

Nach Auskunft von DWD-Expertin Kniffka ist der Hauptverbreitungsweg nach wie vor Vogelfutter: „In osteuropäischen Gebieten, in denen viel Vogelfutter angebaut wird, und auch dort, wo Sonnenblumen angebaut werden, tritt Ambrosia am häufigsten auf.“ Die Pflanze ist nicht sehr frostresistent.

„Daher spielt auch der Klimawandel eine Rolle, dass sie mittlerweile doch permanent anzutreffen ist“, erklärt Kniffka. Mittlerweile sei die Art in Deutschland etabliert, insbesondere im Süden und Südwesten, im südlichen Brandenburg und Hessen. „Vor allem im südlichen Brandenburg befindet sich ein Hotspot, wie unsere Messungen zeigen.“

Wer Ambrosia-Bestände sieht, sollte sie dem örtlichen Grünflächen- oder Pflanzenschutzamt melden oder dem JKI. Allerdings gibt es in keinem Bundesland eine gesetzliche Melde- und Bekämpfungspflicht, wie jüngst eine Umfrage des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ ergab. Demnach gab etwa das Umweltministerium in Baden-Württemberg an, dass seit 2019 „aufgrund der großräumigen Verbreitung kein (…) systematisches Monitoring mehr möglich“ gewesen sei.

„Wer die Pflanze auf eigenem Grund und Boden antrifft, kann selbst aktiv werden“, rät das Umweltbundesamt. Am besten sei es, sie noch vor der Blüte samt Wurzel mit Handschuhen ausreißen. Blüht sie schon, sollte man eine Maske gegen Staub tragen. Allergiker hingegen sollten jeglichen Kontakt vermeiden.

„Die blühende Ambrosia-Pflanze gehört wegen der Gefahr der Weiterverbreitung nicht in Kompost, Biotonne oder Grünabfuhr, sondern, in einem Plastikbeutel verpackt, in den Restmüll“, heißt es weiter. Bei größeren Beständen sollten Betroffene sich bei der örtlichen Stadtreinigung erkundigen, ob die Pflanzen dort entsorgt und verbrannt werden können.

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